(Beirut) Papst Benedikt XVI. hat seine Nahost-Reise begonnen, die ihn zu einer Pastoralvisite in den Libanon führt. Eine ebenso schwierige, wie heikle Reise. Der Nahe Osten ist oder droht ein religiöser Flächenbrand zu werden. Die Sicherheitsfrage war trotz des Bürgerkriegs in Syrien und der Gefahr eines Attentats für den Papst keinen Augenblick ein Grund, an eine Absage der Reise zu denken, wie es im Vatikan heißt. Es ist nach Paul VI. 1964 und Johannes Paul II. 1993 die dritte Reise eines Papstes in das Land der Zedern.
Papst Benedikt hat die Reise gewollt, weil er ein klares Ziel vor Augen hat: die Stärkung der christlichen Minderheit, nicht nur im Libanon, sondern im gesamten Nahen Osten und in Nordafrika. Die Stärkung der Christen, die in einer unruhigen, gärenden arabisch-islamischen Umwelt leben.
Der im Westen viel bejubelte „Arabische Frühling“ nach dem Sturz der Diktatoren wird vom Vatikan offiziell zurückhaltend, intern jedoch mit großer Sorge und deutlich negativ beurteilt. Der Libanon war ursprünglich als christlicher Staat gedacht gewesen, als ein Rückzugsgebiet in einem riesigen islamischen Territorium. Nach einem langen Bürgerkrieg ist davon nur mehr wenig übriggeblieben. Die Christen sind noch immer eine starke Minderheit. Sie spielen eine staatstragende Rolle, deren Rechte in der Verfassung festgeschrieben sind. Von den christlichen Staaten erfuhren sie selten wirkliche Unterstützung, da die westlichen Staaten große Interessen in der moslemisch-arabischen Welt zu wahren hatten.
Benedikt XVI. suchte sich diese christliche Hochburg im Nahen Osten aus, weil die Lebendigkeit der libanesischen Christen durch ihr Vorbild, aber auch durch ihr beachtliches Medienengagement weit in den gesamten nahöstlichen Raum hineinwirkt und damit die bedrängten, teils um ihre nackte Existenz ringenden christlichen Minderheiten in den anderen Staaten erreicht.
Die Botschaft, die Benedikt XVI. den Christen bringt, ist kurz und klar und lautet: „Ausharren“. Das Kirchenoberhaupt bringt den Christen das Schlußdokument der Bischofssynode des Nahen Ostens, die im Oktober 2011 in Rom stattfand. Die Christen des Nahen Ostens haben daran mitzuwirken, den „Arabischen Frühling“ in die richtigen Bahnen zu lenken, um zu verhindern, daß es zu jenem Rückstoß kommt, den viele Christen dort befürchten. Ein Rückstoß, der einen radikalen Islam an die Macht führt, mit dem sich die westlichen Staaten vielleicht irgendwie arrangieren werden, der jedoch das Ende der christlichen Minderheiten bedeutet. Die Stimmung ist weit verbreitet und kommt in dem vielfach im Nahen Osten und Nordafrika unter Christen zu hörenden Satz zum Ausdruck: „Es war besser, als es schlechter war.“
Der Papst will den Christen Mut machen durch die Stärkung des Glaubens. Die vatikanische Diplomatie erteilt den Christen gleichzeitig eine doppelte Empfehlung: die Einheit zu wahren und für keine politische Richtung Partei zu ergreifen. Es sei der Fehler zu vermeiden, sich zu sehr mit einer Seite einzulassen. Der Fehler der Christen des Irak, sich auf die Seite des Regimes von Saddam Hussein zu stellen sei unbedingt zu vermeiden, ebenso wie jener der palästinensischen Christen, die zunächst eine führende Rolle in der PLO hatten. So verständlich die Beweggründe für die damaligen Entscheidungen waren, haben sie sich negativ für die christliche Gemeinschaft ausgewirkt. Dieses „Gespenst“, wie es Miguel Ayuso Guixot, der Sekretär des vatikanischen Dikasteriums für den interreligiösen Dialog, nennt, ist zu vermeiden. Überall, vor allem im nahen Syrien, wo die Christen unter dem alawitischen Regime Assad, Schutz genossen, hätten sich die Christen nicht in die Parteiungen einzumischen. Auftrag der Christen sei es, für den Frieden zu arbeiten. Ihnen komme die Rolle der Brückenbauer zu. Der bekannte Nahost- und Islamexperte Pater Samir Khalil Samir wiederholt die zentrale Botschaft der Papstreise: „Der Papst und die Kirche betonen, daß die Christen dieser Region ausharren und ihre Länder nicht verlassen sollen, weil sie hier eine Mission zu erfüllen haben.“ Der Papst wird im Libanon vor allem über die Religionsfreiheit sprechen und die Rechte der Christen einfordern. Er wird das friedlich tun, während kaum einen Steinwurf weit die islamischen Bürgerkriegsparteien in Syrien Krieg führen, in Ägypten eine rasante Islamisierung stattfindet und in Libyen amerikanischen Drohnen Jagd auf die Attentäter auf die amerikanische Botschaft von Bengasi machen.
Es gibt viele Gründe, die Reise des Papstes mit dem Gebet zu begleiten.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Rorate Caeli
Für die Christen des nahen Ostens wäre es besser, wenn Papst Benedikt den frevelhaften Koran-Kuss seines Vorgängers ÖFFENTLICH widergutmachen würde.