Liebe Brüder und Schwestern!
Nach der Sommerpause möchte ich heute die Reihe der Katechesen über das Gebet wieder aufnehmen, die ich vor den Ferien begonnen hatte. Das letzte Buch des Neuen Testaments, die Offenbarung des Johannes, deutet das Gebet als ein dialogisches Geschehen. Das regelmäßige Beten weckt in uns den Sinn für Gottes Gegenwart in unserem Leben als einer, der da ist, der uns kennt, der uns trägt und führt und Hoffnung schenkt. Der Herr sagt in der Apokalypse: „Ich bin das Alpha und das Omega, […] der Herr, der ist und der war und der kommt, der Herrscher über die ganze Schöpfung“ (Offb 1,8). Gott ist immer gegenwärtig. Er gehört nicht der Vergangenheit an und auch nicht nur der Zukunft. Er ist gegenwärtig – gestern, heute und morgen – und ist immer, wenn auch verborgen, aktiv in der Geschichte. Und er will unsere Treue. Das beständige Gespräch mit ihm, das Gebet, hilft uns, ihm ähnlicher und näher zu werden, ihn besser kennenzulernen. Er tritt dann, wenn wir auf ihn zugehen, wirklich in unser Leben herein und zeigt uns den Weg zum Guten und zum Frieden. Je mehr wir Christus kennen, ihn lieben und ihm folgen, um so mehr fühlen wir auch das Bedürfnis, mit ihm im Gebet zu verweilen und so Hoffnung, Kraft und Weisung für unser Leben zu erhalten. In den sieben Sendschreiben an die Gemeinden um Ephesus herum im 2. und 3. Kapitel der Apokalypse ruft er zur Umkehr auf. „Wen ich liebe, den weise ich zurecht“, sagt er (3,19). Der Grund seines Handelns ist immer die Liebe; es ist ein Ansporn an die Gemeinde, sich noch mehr dem Herrn zu nähern: „Wer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten, und wir werden Mahl halten“, sagt er (3,20). Die Offenbarung des Johannes gibt damit auch uns eine Wegweisung, nämlich unserer Berufung als Getaufte zu folgen, in Einheit mit dem Herrn und untereinander zu leben und so Gottes Gegenwart in dieser Welt aufleuchten zu lassen.
Ganz herzlich grüße ich alle deutschsprachigen Pilger und Besucher, besonders die ständigen Diakone und die Kandidaten zum Diakonat der Diözese Gurk-Klagenfurt mit Bischof Schwarz sowie die Stadtjugendkapelle Landsberg am Lech. Christus lädt uns ein, die Freundschaft mit ihm im Gebet zu pflegen und so mit ihm gemeinsam eine bessere Zukunft zu gestalten. Bitten wir ihn um seinen Heiligen Geist, der die Liebe in der Welt zum Sieg führt. Euch allen wünsche ich Gottes reichsten Segen und schöne Tage hier in Rom!
Bild: Sergey Gabdurakhmanov/flickr.com
Das ist wieder eine Katechese des Heiligen Vaters, die ich „kostbare Perle“ nennen möchte. Grundlegend für das geistliche Leben, unverzichtbar, vorgetragen in seiner schönen, klaren Sprache.
Und doch bleibt bei mir inzwischen ein fast schmerzliches Gefühl zurück: Wann kommt die Enzyklika über den Glauben? Über den GLAUBEN DER KATHOLISCHEN KIRCHE, der sich vom Protestantismus deutlich unterscheidet.
Rein theoretisch hätte diese Katechese auch von einem klugen, evangelikalen Theologen, Amtsträger, gehalten werden können.
Dagegen wäre nichts einzuwenden und es mindert in keiner Weise die Qualität. Doch der katholische Glaube ist in Gefahr, in einem allgemeinen „christlichen Synkretismus“ seine Identität zu verlieren.
Wer wäre zuerst aufgerufen, seine Stimme gegen diese Tendenz zu erheben? Der Papst!
Ich weiß, diese Gedanken sind vorkonziliar. So etwas zu erbitten, einzuklagen, ist von vorgestern. Es ist gegen jeden Trend.
(Ich war mal eine junge, begeisterte „Konzilsanhängerin“).