(Linz) Der Pfarrer von Windischgarsten, Gerhard Maria Wagner, prangert „Mißstände“ in der Diözese Linz an und benennt allgemeine „Fehlentwicklungen“ in der katholischen Kirche. Pfarrer Wagner war vor einem Jahr von Papst Benedikt XVI. zum Weihbischof der österreichischen Diözese ernannt worden. Nach massivem Druck durch katholische Laien, Dechanten-Konferenz und anderen Bischöfen, verzichtete der heute 56-jährige promovierte Dogmatiker auf seine Ernennung.
Im Programmheft der soeben eröffneten „Resonanzen“, dem Festival für Alte Musik im Wiener Konzerthaus, schrieb er nun, daß in der katholischen Kirche „der Hut brennt“. In der Diözese Linz gingen „Spalter“ um, die durch ihre Umtriebe die Kirche in eine „Krise“ getrieben hätten. So sei es auch bei seiner Ernennung nicht um seine Person gegangen, sondern um eine „innerkirchliche Kontroverse“, um einen „Richtungsstreit in der Diözese“.
Als konkretes Beispiel der inneren Krise benennt Wagner die wachsende Wahl pastoraler Mitarbeiter, „die die Lehrautorität der Kirche hinterfragen und nicht mehr die volle Glaubens- und Sittenlehre der katholischen Kirche innerlich annehmen.“ Die zwangsläufige Konsequenz daraus sei, daß immer Gläubige selbst bestimmen würden, „was sie als Katholiken noch bejahen können“. Dies führe letztendlich zu einem „latenten Schisma“, zu einer „stillen Kirchenspaltung“, so Wagner. Unter den Priestern und Laienmitarbeitern gebe es viele, die eine „Rebellion gegen Papst und Kirche“ betreiben. „Abgehauste Priester haben auch in unserer Diözese das Sagen“, so Wagner weiter in Anspielung auf den im vergangenen Jahr öffentlich gewordenen Mißstand, daß mehrere Priester der Diözese Linz im offenen Konkubinat leben, ohne daß der Diözesanbischof dagegen wirksam einschreitet.
Durch die Einführung von Pastoralassistenten sei konsequent eine Art „Parallelklerus“ geschaffen worden, der „Priesterberufungen geradezu verhindert“. Es sei nicht mehr klar, „warum jemand noch Priester werden sollte, wenn es doch einfacher auch geht“.
Zudem würden in vielen Pfarreien „die Normen für den rechten Umgang mit der Liturgie nicht eingehalten“. Die Sonntagsmesse dürfe „nicht durch ökumenische Wortgottesdienste ersetzt werden“.
Die „Ruhe“, die angeblich nach seinem Verzicht auf die Bischofswürde in der Diözese eingetreten sei, beruhige ihn nicht. „Eigentlich schweigt die Kirche und deckt die Leichen zu, die in ihrem eigenen Keller liegen“, so Wagner. „Die Probleme sind offensichtlich, Lösungen werden aber aufgeschoben“. Daher wunderen sich „nicht wenige bis weit über unsere Grenzen hinaus über die Mißstände in der Diözese Linz“, so Wagner weiter.
Der Beitrag Wagners schließt mit einem leidenschaftlichen Appell für ein Christentum das „Feuer und Flamme für den Glauben unserer Kirche“ ist. „Dafür stehe ich und gehe ich auch voran“, so der Pfarrer von Windischgarsten.
(Resonanzen/GN)
Und dieses Gschwerl hält auch Religionsunterricht!