Joachim Kardinal Meisner hat am 7. Oktober 2007 in der Schweizer Basilika Maria Einsiedeln gepredigt. Auf Grund dieser Predigt beleidigte der Bundestagsabgeordnete Volker Beck (Bündnis 90/ Die Grünen) den Kardinal Joachim in dem er ihn als „Haßprediger“ bezeichnet hat. Wir dokumentieren Auszüge der Predigt.
Das Dasein ist eine Einheit. – Der Mensch ist eins, weil er eine Person ist. Aber durch die Sünde ist er gespalten und auseinander gefallen: Er erfährt sich oft nur noch als Triebbündel, als zerfahren, als atomisiert. Er ist in seiner Persönlichkeit gespalten. Das diagnostizieren die Psychologen mit dem Wort „Schizophrenie“. Der Apostel Paulus schildert das selbe, indem er im Römerbrief sagt: „Ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern das Böse, das ich nicht will. Ich unglücklicher Mensch.“ (Röm 7,19.24)
Das Sein in der Welt ist wahr, weil Gott die Wahrheit in Person ist. Der Mensch aber macht oft sein eigenes Dasein unwahr, wenn er das Schöpfungsgedächtnis verliert. Wenn er zum Beispiel meint, daß Mann und Frau nicht aufeinander bezogen sind, damit sie in der Ehe zur Familie werden. Alle so genannten alternativen Modelle des menschlichen sexuellen Zusammenlebens sind aber unwahr und darum für den Menschen im Kern verderblich. Die Menschheit richtet sich hier selbst zugrunde. Maria ist dagegen wahr wie klares Quellwasser. Bei ihr gibt es keine faulen Kompromisse.
Es ist in der Christenheit üblich geworden, in den großen Themen der Weltgeschichte mitzureden, aber es rührt sich kaum noch eine Stimme, die sich schützend vor die ungeborenen Kinder stellt und die Abtreibung mit allen Konsequenzen ablehnt, die laut und stark sagt: „Embryonen sind ungeborene Kinder. Und darum darf man sie nicht als Ersatzteillager für kranke Menschenkörper verbrauchen“. Und die Stimme der Kirche sagt: „Euthanasie ist ein Attentat auf die Heiligkeit Gottes, weil alles menschliche Leben aus der Hand Gottes hervorgeht“. Und sie sagt: „Ehe und Familie sind nicht nur gesellschaftlich-soziologische Größen, sondern sie sind göttliche Realitäten und darum schützenswert und verteidigungswürdig“. Hier steht Maria als Mutter, die weiß, was ein ungeborenes Kind ist. Und sie leidet mit den Müttern, weil mit jeder Abtreibung auch ein Teil der mütterlichen Seele stirbt.
Die Schönheit Mariens hat etwas zu tun mit ihrer Sündenlosigkeit. Die Sünde macht immer alt und häßlich. Eine Abtreibung etwa, so sagt man, macht eine Frau älter als ein halbes Dutzend Geburten. Menschliche Schönheit bedeutet, die Schönheit Gottes durch unser Wesen durchscheinen zu lassen. Das ist in Maria durch die Gnade Gottes konkurrenzlos geschehen. Sie gewinnt jeden Schönheitswettbewerb.
Ich denke oft, wenn im Fernsehen eine Miß Amerika oder Miß Europa vorgestellt wird, ob Gott diesen Preis auch diesen konkreten Personen verleihen würde, oder würde er ihn nicht viel mehr einer Mutter inmitten einer großen Familie oder einer chronisch Kranken auf ihrem Krankenlager verleihen? Denn Schönheit ist nicht nur eine Frage nach der Figur, der Sportlichkeit und des Aussehens, sondern Schönheit ist der Widerschein der menschlichen Würde.