(Triest) Kurienkardinal Robert Sarah schlägt Alarm. Unter den Gläubigen sei eine „schleichende Apostasie“ im Gange. Der Weckruf kommt vom Präsidenten des Päpstlichen Rats Cor Unum bei einer Tagung der Europäischen Bischofskonferenzen COMECE in Triest.
„Sogar unter den Getauften und den Jüngern Christi gibt es heute eine Art von ‚schleichender Apostastie‘, eine Ablehnung Gottes und des christlichen Glaubens in der Politik, in der Wirtschaft, im ethischen und moralischen Bereich und in der postmodernen westlichen Kultur.“ Diese Worte stammen von Robert Kardinal Sarah, dem Präsidenten des Päpstlichen Rates Cor Unum, der am Dienstag bei einer Tagung der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft in Triest über die Nächstenliebe sprach.
„Unfreiwillig atmen wir mit vollen Zügen Lehren ein, die sich gegen den Menschen wenden und eine neue Politik hervorbringen, die eine Wirkung der Erosion, der Vernichtung, der Zerstörung und der schwerwiegenden Aggression hat, langsam aber konstant, vor allem auf den Menschen, sein Leben, seine Familie, seine Arbeit und seine zwischenmenschlichen Beziehungen. Wir haben nicht einmal mehr die Zeit zu leben, zu lieben und anzubeten. Das ist eine außerordentliche Herausforderung für die Kirche und die Seelsorge der Nächstenliebe. Die Kirche klagt auch die verschiedenen Formen des Leidens an, deren Opfer der Mensch ist“, so der Kardinal.
„Ein Humanismus ohne Gott gekoppelt mit einem verschärften Subjektivismus, das sind Ideologien, die heute von den Medien und extrem einflußreichen und finanziell mächtigen Gruppen gefördert werden, sich hinter dem Schein internationaler Hilfe verstecken und auch im kirchlichen Bereich und in unseren karitativen Organisationen operieren“, so der Kardinal.
Für die Kirche, so der Präsident von Cor Unum, „sind die christlichen Werte, die sie leiten, und die kirchliche Identität der karitativen Tätigkeit nicht verhandelbar. Jede Ideologie, die der göttlichen Lehre widerspricht, ist zurückzuweisen, jede wirtschaftliche oder kulturelle Unterstützung, die an ideologische Auflagen gekoppelt ist, die dem christlichen Menschenbild widerspricht, ist abzulehnen“, so der Kardinal mit Blick auf internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen und Unterorganisationen, den Weltwährungsfonds, aber auch die EU, einzelne Regierung und regierungsnahe humanitäre Hilfsorganisationen.
Im vergangenen Juni hielt bereits mit Raymond Leo Burke ein anderer Kardinal eine bemerkenswerte Rede, in der er auf die Diktatur des Relativismus einging und dessen Vordringen auch innerhalb der Katholischen Kirche und katholischer Organisationen kritisierte (siehe eigenen Beitrag Der „Verrat“ der Katholiken – Warum Kampf gegen Abtreibung und „Homo-Ehe“ verloren ist, aber doch noch gewonnen werden kann).
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican Insider