(Brixen) Selbst wenn nur ein kleiner Glaubensfunke sichtbar sei, sollten Seelsorger ein Kind zur Erstkommunion und Jugendliche zur Firmung zulassen. Diesen Rat gab Papst Benedikt XVI. am Mittwoch den rund 400 Priestern, die ihm im Brixner Dom ihre Fragen unterbreiten durften.
Vatikan-Sprecher P. Federico Lombardi faßte Themen und Aussagen anschließend im Pressezentrum zusammen.
Nach dem gemeinsamen priesterlichen Stundengebet (Sext) hatte der Seminarist Michael Horrer die Reihe der sechs Fragen eröffnet. Er war beim Weltjugendtag in Sydney und wollte wissen, wie er dieses „Wirken des Heiligen Geistes“ in den Alltag hineinnehmen könne.
Papst Benedikt gab den Rat, den Tag einzuteilen und dabei immer wieder Zeiten vorzusehen, „um auf den Geist zu hören.“ Er empfahl das Gebet, das Wort Gottes und die Feier der Eucharistie.
In der Antwort auf die Frage von P. Willibald Hopfgartner (Guardian des Franziskanerkloster Bozen) lotete Papst Benedikt in einem tiefschürfenden Diskurs das Verhältnis zwischen Glaube und Kunst aus. Kunstwerke wie die großartigen gotischen Kathedralen oder die Musik Mozarts könnten „Ausdruck gelebten Glaubens“ sein.
Der bewegendste Teil der Begegnung war die Anfrage des Priesters Willy Fusaro, den Multiple Sklerose mit 42 Jahren an den Rollstuhl gefesselt hat: Welchen Sinn das Leiden haben könne, wollte Fusaro wissen. Nicht weniger bewegend war die Antwort von Papst Benedikt, der auf das lange Leiden seines Vorgängers Johannes Paul II. hinwies.
Im ersten Teil seines Pontifikates sei Johannes Paul der „Gigant des Glaubens“ gewesen, der Mauern zwischen zwei Welten zum Einsturz brachte. Gleich wichtig sei der zweite Teil der Amtszeit, in dem er demütig das Kreuz der Parkinson-Krankheit getragen habe. „Er hat mir die tiefe Wahrheit der erlösenden Kraft von Kreuz und Leiden gezeigt“, faßte P. Lombardi die Worte des Papstes zusammen.
Mit einem Kompliment bedachte das Kirchenoberhaupt den fragenden Brixner Moraltheologen Karl Golser, der sich nach der Verantwortung der Christen für die Schöpfung erkundigte.
„Diese Frage können Sie besser beantworten als ich“, meinte der Papst freundlich, um dann darauf hinzuweisen, daß sorgsamer Umgang mit der Schöpfung zum christlichen Lebensstil gehöre. Wo der Mensch dem reinen Materialismus verfalle und meine, er müsse keine Verantwortung mehr vor Gott ablegen, werde die Umwelt bald vernachlässigt.
Die ständig wachsende Belastung der Priester durch Nachwuchsmangel und Übernahme mehrerer Pfarreien brachte der Kastelruther Dekan Franz Pixner aufs Tapet. Dazu habe er kein Patentrezept parat, räumte Papst Benedikt ein, alle in der Kirche müßten gemeinsam nach Lösungen suchen.
Er wies dann auf den unersetzbaren Dienst des Priesters hin und empfahl den Geistlichen die helfende Gemeinschaft und das stärkende Gebet. Wichtig sei es auch, die Gaben des Geistes Gottes in die Kirche einzubauen.
Bei den Sorgen in der Seelsorge hakte auch der Bozner Pfarrer Paolo Rizzi nach. Wie viele andere Pfarrer sieht er, daß die Kirchenbänke nach Erstkommunion und Firmung schnell leer bleiben.
Sollten die Pfarrer also genauer hinsehen, wer ein Sakrament erhalten dürfe? Papst Benedikt empfahl die Großzügigkeit. „Als ich jung war, war ich strenger“, räumte er ein, aber mit der Zeit habe er sich das Beispiel Jesu und den „Weg der Barmherzigkeit“ zu Herzen genommen.
„Auch wenn ein kleiner Funke Glaube und Wunsch nach Begegnung mit dem Herrn“ vorhanden sei, sollten Kinder die Sakramente erhalten. Wichtig sei aber, daß Seelsorger die Eltern begleiten und ihnen helfen, mit den Kindern den Weg der Freundschaft mit Jesus einzuschlagen
(Stol)