Msgr. Bernard Fellay dementierte am Sonntag, daß eine Einigung mit Rom unmittelbar bevorstehe. Die Aussage machte der Generalobere der Priesterbruderschaft St. Pius X. in einer Predigt, die er anläßlich von Priesterweihen in Winona in den USA hielt. Der Text seiner Predigt wurde noch nicht veröffentlicht, die Nachricht aber von der französischen Internetseite der Piusbruderschaft „La Porte Latin“ verbreitet.
Die Internetseite Messa in Latino schreibt dazu, daß die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei der Bruderschaft bereits einen detaillierten Plan für eine kanonischen Errichtung der Piusbruderschaft als Personalordinariat der katholischen Kirche zur Kenntnis gebracht habe. Der Plan wurde noch nicht schriftlich zugestellt, dessen Inhalt werde derzeit aber schon grundsätzlich von der Führung der Bruderschaft geprüft. Rom strebe diese Lösung unabhängig von den noch ungelösten doktrinalen Fragen an, die Gegenstand von Gesprächen zwischen der Bruderschaft und der Glaubenskongregation sind.
Innerhalb der Piusbruderschaft fürchte man angesichts des römischen Angebots eine Spaltung, so Messa in Latino. „Der Ball liegt nun bei der Bruderschaft“, die entscheiden müsse, ob sie die „ausgestreckte Hand“ von Papst Benedikt XVI. ergreifen oder ausschlagen will.
Es werde vermutet, daß die Bruderschaft Rom diskret um einen Aufschub der Antwort bitten werde, bis sich „der Wirbel“ um das vom Papst für Oktober einberufene interreligiöse Treffen Assisi 3 gelegt haben wird und auch dort sichtbar werde, daß Papst Benedikt XVI. „neue Maßstäbe“ setze.
In Rom werde überlegt, trotz einer möglichen Verschiebung der Antwort durch die Piusbruderschaft, dennoch bereits Personalordinariate für der Tradition verbundene Gemeinschaften zu errichten. Konkret gemeint sind damit Ecclesia-Dei Gemeinschaften, die oft von ihnen wenig freundlich gesonnenen Bischöfen behindert werden. Diese Personalordinariate könnten ihnen neue Handlungsspielräume verschaffen und gleichzeitig der Piusbruderschaft das Funktionieren und die Vorteile dieser kanonischen Form zeigen, so Messa in Latino.
(Giuseppe Nardi, Bild: Le Porte Latine)