Kardinal Pizzaballa bietet sich Hamas als Geisel im Austausch für die entführten israelischen Kinder an

Bet- und Fasttag für den Frieden im Heiligen Land


Kardinal Pizzaballa, der Lateinische Patriarch von Jerusalem, bietet sich der Hamas als Geisel an, wenn im Gegenzug die entführten israelischen Kinder freigelassen werden.
Kardinal Pizzaballa, der Lateinische Patriarch von Jerusalem, bietet sich der Hamas als Geisel an, wenn im Gegenzug die entführten israelischen Kinder freigelassen werden.

(Jeru­sa­lem) Kar­di­nal Pier­bat­ti­sta Piz­za­bal­la, der Latei­ni­sche Patri­arch von Jeru­sa­lem, hat sich der Hamas als Gei­sel ange­bo­ten, im Aus­tausch für die von der palä­sti­nen­si­schen Ter­ror­grup­pe ent­führ­ten israe­li­schen Kin­der. „Wenn die­se Kin­der frei­ge­las­sen wer­den und nach Hau­se zurück­keh­ren kön­nen“, wäre ein wich­ti­ges Pro­blem aus­ge­räumt, ant­wor­te­te der Patri­arch heu­te auf einer Pres­se­kon­fe­renz auf eine ent­spre­chen­de Fra­ge eines Journalisten. 

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„Mei­ner­seits ist der Wil­le vor­han­den“, füg­te er hin­zu, sich als Gei­sel in die Hand der Hamas zu bege­ben, um die Frei­las­sung der jüdi­schen Kin­der, die von Hamas ent­führt wur­den, zu ermög­li­chen. Der Patri­arch weiß, daß er damit sein Leben aufs Spiel setzt, da Isra­el den Gaza­strei­fen mit schwe­ren Luft- und Rake­ten­an­grif­fen beschießt und mit einer Boden­of­fen­si­ve die palä­sti­nen­si­sche Prä­senz in die­sem Teil der Palä­sti­nen­ser­ge­bie­te aus­lö­schen will.

Um einen Aus­weg aus der der­zei­ti­gen Situa­ti­on zu fin­den und eine Ver­nich­tung des Gaza-Strei­fens zu ver­hin­dern, brau­che es Lösun­gen, so der Kar­di­nal. Ein sehr wich­ti­ger Schritt dafür wäre die Frei­las­sung der von Hamas genom­me­nen Gei­seln. Es sei daher eine Geste nötig, die dazu füh­ren kön­ne, daß die in Bewe­gung gera­te­ne Gewalt­spi­ra­le noch ein­mal über­dacht wer­de. „Andern­falls ist es sehr schwie­rig, die­se Ent­wick­lung auf­zu­hal­ten“, sag­te der Jeru­sa­le­mer Patri­arch in Anspie­lung auf die im Zuge der israe­li­schen Ver­gel­tung geplan­te Boden­of­fen­si­ve im Gazastreifen. 

Die­se wur­de von Isra­el unter Ver­weis auf Regen­fäl­le ver­scho­ben. Als wirk­li­cher Grund wer­den unter Feder­füh­rung der US-Regie­rung geführ­te Ver­hand­lun­gen mit Ägyp­ten genannt, das gedrängt wer­den soll, die Palä­sti­nen­ser des Gaza-Strei­fens auf­zu­neh­men, ehe es zu einer mensch­li­chen Tra­gö­die im Aus­maß eines Geno­zids komme.

In den ver­gan­ge­nen Tagen hat­te bereits Papst Fran­zis­kus zur Frei­las­sung der Gei­seln auf­ge­for­dert. Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin bot den Vati­kan als Ver­mitt­ler in der Ange­le­gen­heit an. Der Hei­li­ge Stuhl arbei­tet inten­siv dar­an, daß zumin­dest eini­ge Gei­seln nach Isra­el zurück­keh­ren kön­nen, um das Schlimm­ste im Moment abzu­wen­den und etwas Zeit zu gewin­nen. Aller­dings, so der Latei­ni­sche Patri­arch von Jeru­sa­lem, sei es schwie­rig, mit Hamas zu reden.

Auf der heu­te abge­hal­te­nen Pres­se­kon­fe­renz bekräf­tig­te der Kar­di­nal die Ver­ur­tei­lung des Hamas-Angriffs vom 7. Okto­ber auf Isra­el: „Um es klar zu sagen, die Hamas hat in Isra­el bar­ba­ri­sche Akte begangen“.

Das latei­nisch-katho­li­sche Patri­ar­chat von Jeru­sa­lem hat­te zusam­men mit den mit Rom unier­ten Kir­chen am 7. und 13. Okto­ber Erklä­run­gen zu den Ereig­nis­sen abge­ge­ben. Isra­el zeig­te sich dar­über irri­tiert und kri­ti­sier­te bei­de Erklä­run­gen, weil sie kei­ne Par­tei­nah­me für Isra­el ent­hiel­ten. Einer sol­chen ver­wei­gern sich die Kir­chen­ver­tre­ter, weil sie der Logik von Haß und Gewalt fol­gen wür­de. Auf erschrecken­de Wei­se zeig­te sich auch in Euro­pa, selbst in eini­gen katho­li­schen Krei­sen, die­se Logik ein­sei­ti­ger Par­tei­nah­me samt dem Ruf nach Ver­gel­tung und Waf­fen­ge­walt. Die Kir­chen­ver­tre­ter fol­gen der Über­zeu­gung, daß der seit über 75 Jah­ren ange­häuf­te gegen­sei­ti­ge Haß kei­ne ein­sei­ti­ge Par­tei­nah­me brau­che, weder für Isra­el noch für die Palä­sti­nen­ser, son­dern Gesten der Ver­söh­nung und des Friedens. 

Der von radi­ka­len Kräf­ten auf bei­den Sei­ten seit Jahr­zehn­ten ver­folg­te Maxi­ma­lis­mus, ent­facht die Feind­schaft immer neu, denn sie folgt der Logik, daß die jewei­li­ge Gegen­sei­te ver­nich­tet wer­den müsse.

Der ita­lie­ni­sche Publi­zist und Intel­lek­tu­el­le Mar­cel­lo Vene­zia­ni schrieb gestern:

„Ein getö­te­tes Kind ist ein getö­te­tes Kind, nicht Israe­li oder Palästinenser.“

Für mor­gen wur­den die katho­li­schen Gemein­den des Hei­li­gen Lan­des vom Latei­ni­schen Patri­ar­chen und den Obe­ren aller mit Rom unier­ten Kir­chen zu einem Fast- und Gebets­tag für den Frie­den im Hei­li­gen Land auf­ge­ru­fen. Der Auf­ruf rich­tet sich an alle Katho­li­ken und Men­schen guten Wil­lens auf der gan­zen Welt.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: OFM (Screen­shot)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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1 Kommentar

  1. Was für eine schö­ne, noble Geste des Kardinals.
    Nur war­um setzt die Kir­che, also Papst, Kar­di­nä­le, Bischö­fe, sich nicht genau­so ein für die zur Abtrei­bung frei­ge­ge­be­nen Kinder?
    Das ist Doppelmoral
    Wäh­rend tag­täg­lich Mil­lio­nen Kin­der im Mut­ter­leib getö­tet werden,da ruft nie­mand dazu auf,dass zu stoppen.
    Was im Mut­ter­leib pas­siert ist Geno­zid. Nie­man­den inter­es­siert das.
    Ein­mal böse gedacht, wie gesagt nur gedacht, dann wäre es doch den abge­trie­be­nen Kin­der gegen­nüber fair zu sagen, dann lasst die Kin­der in Isra­el und Palä­sti­na auch sterben.
    Die abge­trie­be­nen Kin­der Hat­ten nie eine Chan­ce zum Leben.
    Die Kin­der in Nah­ost schon
    Die­se Dop­pel­mo­ral macht nicht nur sprach­los , son­dern wütend.
    Wer die heu­ti­ge und kom­men­de Zeit durch­ste­hen will als Christ ; muss einen eiser­nen Kopf haben!
    Möge Gott uns alle len­ken und lei­ten, durch die­se durch und durch apo­ka­lyp­ti­sche Zeit, denn sie fängt erst an.

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