„Beim Hören eines Liedes pflegt der Mensch manchmal tief zu atmen und zu seufzen. Das gemahnt den Propheten daran, daß die Seele der himmlischen Harmonie entstammt. Im Gedanken daran werden wir uns bewußt, daß die Seele selbst etwas von dieser Musik in sich hat.“
Hl. Hildegard von Bingen
O frondens virga,
In tua nobilitate stans,
sicut aurora procedit.
Nunc gaude et laetare et nos debiles dignare
a mala consuetudine liberare,
atque manum tuam porrige ad erigendum nos.
Geboren 1098, gestorben am 17. September 1179. Hildegard wird in Bermersheim in der Pfalz als zehntes und letztes Kind ihrer frommen adligen Eltern geboren. Seit ihrem fünften Lebensjahr erlebt sie immer wieder Visionen. 1106 wird sie der Erziehung der Klosterfrau Jutta von Schwanheim übergeben. Sie leben in einer Klause in der Nähe des Benediktinerklosters auf dem Disibodenberg an der Nahe.
Hildegard von Bingen zählt als eine der herausragendsten Frauengestalten des deutschen Mittelalters. Die Mystikerin führte einen der umfangreichsten Briefwechsel des Mittelalters, unter anderem mit Kaiser Friedrich Barbarossa und Papst Alexander den III.
Sie hatte Visionen, die ihre Kenntnisse vermittelten, die – wie sie immer wieder betonte – „nicht aus einem Menschenmund stammten.“ Genau genommen handelte es sich um Visionen und Auditionen, also um Erscheinungen, die auch von einer Stimme begleitet wurden. In ihrem später berühmt gewordenen Buch „Scivias – Wisse die Wege“ beschreibt sie dies so:
„Es geschah im Jahr 1141, als ich 42 Jahre und sieben Monate alt war: Da kam aus dem geöffneten Himmel ein feuriges Licht von gewaltigem Glanz; es durchströmte mein ganzes Gehirn und entzündete mein Herz. Und zugleich erlangte ich die Einsicht in die Auslegung der Bücher, des Psalters, des Evangeliums und der anderen katholischen Bücher. Ich besaß aber nicht die Interpretation der Worte ihres Textes und der grammatischen Strukturen.“
Bild: Schrein mit den Gebeinen der heiligen Hildegard von Bingen in der Pfarrkirche von Eibingen
Gesang: Magdalen Kadel
Das Wissen der Menschheit ist von 6 000 Jahren. Ich vermute, daß der Autor von Genesis ebenso Schauungen hatte, die das durch Satan zT verschüttete Wissen von Adam und Eva her wieder erneuerten.
Wenn der Hochmut unseres Klerus nicht wäre, könnten wir viel verständlicher im Glauben bestärkt werden.
Um im Glauben bestärken zu können, braucht es wohl eines übernatürlichen Glaubens, der weit jenseits der derzeitigen Glaubensvermittlungspraxis angesiedelt ist. Wenn man meint, in der Verkündigung dem Denken seiner Zeit entsprechen zu müssen, ist man schon verloren. Die Bibel handelt von einer Wirklichkeit, die mit keiner akademischen Ausbildung einsichtig wird, sondern ausschliesslich mit dem unverkürzten und unrelativierten Glauben an sich.