
(Rom) Eine Gruppe katholischer Theologen, Bischöfe, Priester und Ordensfrauen, insgesamt 15 Personen, hat die römische Glaubenskongregation zu „mehr Transparenz“ aufgefordert, wie Radio Vatikan berichtete.
Die Behörde solle in Zukunft „anonyme Denunziationen“ ignorieren, heißt es in dem heute veröffentlichten Schreiben. Außerdem sollten alle, deren Schriften untersucht werden, erfahren, was ihnen genau vorgeworfen wird und wer die Untersuchungen leitet. Außerdem dürften nicht dieselben Personen Ankläger, Untersucher und Richter sein. Die 15 Unterzeichner kommen aus Australien, den USA, Irland oder Spanien und sind nach eigenen Angaben mit ihren Werken von der Glaubenskongregation beanstandet worden. Als Begründung für ihr aktuelles Schreiben geben sie an, sie hätten Ende Februar Vorschläge nach Rom geschickt, aber keine Antwort erhalten.
„Die auf das 16. Jahrhundert zurückgehende Glaubenskongregation ist die älteste und in dogmatischen Fragen höchste vatikanische Kurienbehörde. Sie hat die Aufgabe, die Lehre der katholischen Kirche ‚zu fördern und schützen‘, wie es in der Apostolischen Konstitution ‚Pastor Bonus‘ heißt. Die „Abteilung für die Lehre“ beobachtet die theologische Forschung und prüft, ob einzelne Inhalte mit den Grundsätzen des katholischen Glaubens vereinbar sind. Mit demselben Ziel prüfen die Gutachter der Glaubenskongregation Werke, die ihr von örtlichen kirchlichen Stellen benannt werden. Wenn nötig, versucht die Glaubenskongregation im Austausch mit dem Autor eine Klärung etwaiger Probleme“, soweit Radio Vatikan.
Das Problem in der Kirche ist allerdings nicht ein Mangel an Transparenz der Glaubenskongregation, sondern Häretiker, Abweichler und Ungehorsame. Sie wollen sich weder an die kirchliche Doktrin noch an die kirchliche Disziplin halten und beklagen sich dann auch noch darüber, wenn sie dafür beanstandet werden. Eine Haltung, der ein anarchischer Zug zugrunde liegt. Jede Partei und jeder Verein hat ein satzungsgemäßes Ziel, einen Zweck und eine Ordnung. Nach den Vorstellungen nicht weniger sollte die katholische Kirche aber Narrenfreiheit gewähren.
Das Problem ist vielmehr, daß es in der Kirche keine wirkliche Anlaufstelle gibt, an die sich Katholiken, Kleriker wie Laien, mit Beschwerden gegen die alltäglichen Verstöße gegen die katholische Lehre und Ordnung wenden können. Eine Autorität, die sich verläßlich um die Eingaben kümmert und entscheidungsbefugt ist.
Nach Briefen an den zuständigen Bischof, die unbeantwortet bleiben, oder Briefe an andere Stellen, die keine Wirkung zeigen, resignieren viele Gläubige.
Im deutschen Sprachraum haben einige hundert Priester und Diakonen einen Aufruf zum Ungehorsam unterzeichnet. Wirkliche Konsequenzen wurden keine bekannt. Die Wörter „Häretiker“ und „Häresie“ werden gemieden. Sie existieren im allgemeinen Sprachgebrauch der Kirche faktisch nicht mehr. Daher rührt die Unklarheit im Umgang mit Häretikern und Häresien, die allenthalben fröhliche Urständ feiern und sich auch noch beschweren, wenn doch irgendwann jemand sie in die Schranken weist.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons