(Damaskus) Die syrische Stadt al-Qaryatain liegt in unmittelbarer Nähe der antiken Ruinenstadt Palmyra. Am vergangenen Wochenende wurde sie von der syrischen Armee zurückerobert. Die Stadt, die vor Ausbruch des Krieges rund 18.000 Einwohner zählte, wird von Sunniten und Christen bewohnt.
Die Dschihadisten des Islamischen Staates (IS) hatten al-Qaryatain Anfang August 2015 eingenommen. Am 21. August zerstörten sie durch Granatbeschuß und einer Planierraupe das 1.500 Jahre alte Kloster Mar Elian. Die Zerstörung wurde von den Islamisten als Video festgehalten und im Internet veröffentlicht.
Wie das Video zeigt, brachen die Dschihadisten das Grab des namengebenden Heiligen Julian von Emesa auf. Der Arzt hatte hier 312 das Martyrium erlitten. Über seinem Grab wurde das Kloster erbaut. Die Islamisten wollten demonstrativ die christliche Vergangenheit des Ortes zerstören. Die Reliquien des Heiligen befinden sich aber noch im Grab, wie der Prior des Klosters, Pater Jacques Murad, feststellen konnte. Er war bereits am Montag mit der syrischen Armee in die Stadt zurückgekehrt. Die Mönchsgemeinschaft von al-Qaryatain gehört zum Kloster Dair Mar Musa al-Habaschi, das Kloster des heiligen Moses von Abessinien am syrischen Abhang des Antilibanon.
Sichtlich bewegter Prior findet die Reliquien
In den Jahren vor Kriegsausbruch war von dort aus die Wiederbesiedlung des Klosters des heiligen Elian (Julian) gelungen. Pater Murad war am 21. Mai 2015 von den Islamisten gefangengenommen worden, als diese das Kloster überfielen. Erst am 11. Oktober desselben Jahres gelang ihm die Flucht aus der Hand des Islamischen Staates (IS).
Sichtlich bewegt und überglücklich gab Pater Murad bekannt, daß die Reliquien des Märtyrers noch vorhanden sind. „Sie können nun eingesammelt und wieder zusammengefügt werden. Damit kann auch das Leben der Christen in der Gegend wieder beginnen“, wird er von Fides zitiert. „Daß die Reliquien von Mar Elian nicht verlorengegangen sind, ist für mich ein großes Zeichen: Es will uns sagen, daß er dieses Kloster und diesen Heiligen Boden nicht verlassen will. Wir wissen, daß die Heiligen im Himmel sind. Wir können sie jederzeit um ihre Fürsprache anrufen.“
Pater Murad hatte in den vergangenen Jahren Untersuchungen an den Reliquien durchgeführt. Das ermöglichte ihm die sofortige Identifizierung der mumifizierten Überreste.
„Ein großes Segenszeichen für unsere ganze Kirche“
Am Mittwoche kamen ein Priester der syrisch-katholischen Erzeparchie von Homs und Mönche von Dair Mar Musa al-Habaschi nach al-Qaryatain, um den Zustand des zerstörten Klosters zu erheben. „Sie werden die Reliquien einsammeln und zur Aufbewahrung nach Homs bringen“, wie Pater Murad am Dienstag erklärte. „Das alte Heiligtum wurde dem Erdboden gleichgemacht. Die neue Kirche und das Kloster wurden in Brand gesteckt und mit Granaten beschossen. Wir werden das Heiligtum und das Kloster wieder aufbauen. Dann werden auch die Reliquien von Mar Elian wieder zurückgebracht werden. Durch die Gnade Gottes wird rund um das Grab wieder neues Leben erblühen. Das wird ein großes Segenzeichen für unsere ganze Kirche sein.“
Text: Fides/Giuseppe Nardi
Bild: Youtube (Screenshot)