(Bagdad) In den vergangenen zwei Wochen wurden in der irakischen Hauptstadt vier chaldäische Christen entführt. Zwei von ihnen wurden trotz Zahlung eines Lösegeldes ermordet. Das mit Rom unierte chaldäische Patriarchat beklagt, daß sich die Sicherheitslage der Christen auch in der Hauptstadt Bagdad verschlechtert.
Qais Abd Shaya und Saher Hann Sony wurden entführt und trotz der Bemühungen ihrer Familien und der chaldäischen Gemeinschaft, ihre Freilassung zu erwirken, ermordet. Die Täter kassierten das verlangte Lösegeld, hielten sich aber nicht an die Abmachungen. „Mit großem Schmerz“ beklagte das chaldäische Patriarchat in einer Presseerklärung die sich verschlechternde Sicherheitslage für die Christen. Gefahren drohen nicht nur von den vorrückenden Islamisten. Der Krieg, den der Islamische Staat (IS) in den Irak hineingetragen hat, führt zu einer allgemeinen Verrohung.
Entführung von Christen zur Lösegelderpressung als „legitim“ betrachtet
Skrupellose Gestalten und Banden betätigen sich als Wegelagerer. Mit der Entführung und Lösegelderpressung von Christen knüpfen Banden und Clans an alte Verhaltensmuster an, die man bereits für überwunden gehalten hatte.
Glücklicher endete die Entführung der beiden Christen Bashar Ghanem al-Akrawi, einem Arzt, und Saad Galyana Shaba. Auch für sie mußten ihre Familien und die christliche Gemeinschaft ein Lösegeld aufbringen. In diesem Fall hielten sich die Täter zumindest an die Vereinbarungen.
Die Ermordung von Shaya und Sony verunsichert die christliche Gemeinschaft zusätzlich. Deshalb fordert Patriarch Louis Raphaà«l I. Sako von der mit Rom unierten chaldäisch-katholischen Kirche mehr Schutz vom Staat. Die Christen „sind in jeder Hinsicht Bürger dieses Staates. Seit bald 2000 Jahren tragen die Christen zu Kultur und Zivilisation dieses Landes bei. Wir appellieren deshalb an die staatliche Autorität und die staatlichen Sicherheitskräfte von Bagdad, uns jenen Schutz zukommen zu lassen, den jeder Bürger dieses Landes verdient. Wir appellieren, daß der Staat das Leben der Christen, unsere Kirchen und das Eigentum unserer Leute schützt“.
Im Patriarchat heißt es, daß es die Christen einerseits mit den Islamisten, gleichzeitig aber auch mit gewöhnlichen Kriminellen zu tun haben. Auf Nachfrage wird bestätigt, daß es sich auch bei letzteren um Moslems handelt. Die Entführung von Christen und die Erpressung von Lösegeld zur Geldbeschaffung werde als „legitim“ betrachtet.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews