(Vatikan) Der neue Koordinator der Mitarbeiter des Papstes, die an der Abfassung von Ansprachen, Predigten und schriftlichen Dokumente mitwirken, heißt Paolo Luca Braida. Er übernimmt die Aufgabe von Giampiero Gloder, den Papst Franziskus zum Bischof und neuen Präsidenten der Päpstlichen Diplomatenakademie ernannte. Die Bischofsweihe spendete ihm der Papst persönlich.
Viele Köpfe und Hände wirken je nach Themen- und Fachbereich an der Ausarbeitung der päpstlichen Texte mit, die Teil des ordentlichen Lehramtes sind. Ihre Koordinierung oblag in den beiden letzten Jahren des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. Msgr. Giampiero Gloder, der aus einer kleinen im Hochmittelalter von bayrischen Siedlern gegründeten deutschen Sprachinsel in Norditalien stammt. Dort wird seit 70 Jahren zwar nicht mehr deutsch gesprochen, doch verstanden haben sich die beiden „Bayern“ dennoch.
Personeller Umbau brachte neuen Koordinator der „Redenschreiber“
Mit dem personellen Umbau der Römischen Kurie wünschte sich Papst Franziskus einen Mitarbeiter seiner Wahl für diese Aufgabe. Gefunden hat er ihn in Msgr. Paolo Luca Braida, Jahrgang 1959, Priesterweihe 1987, inkardiniert in der italienischen Diözese Lodi. Braida ist seit 1991 an der Römischen Kurie tätig. Seit 2008 gehört er der Apostolischen Kammer an und ist seit 2010 Abteilungsleiter der Italienischen Sektion des Staatssekretariats. Seit einiger Zeit wirkt er an der Abfassung päpstlicher Ansprachen mit, weshalb seine Ernennung nicht überraschend kam. Praktischerweise wohnt er auch im Domus Sanctae Marthae, dem Gästehaus des Vatikans, das schrittweise zum neuen Apostolischen Palast umgestaltet wird. Nicht nur durch interne Umbauarbeiten, sondern auch durch die sukzessive Übersiedlung der engsten Mitarbeiter des Papstes dorthin. Die Zahl der ständigen Bewohner nimmt zu.
Msgr. Paolo Sardi, der Koordinator der päpstlichen Ansprachen von Papst Johannes Paul II., den dieser von Paul VI. übernahm, ist heute Kardinal. Bei Auslandsreisen und Pastoralbesuchen haben die Ortsbischöfe die Möglichkeit, im Vorfeld bestimmte Anliegen zu deponieren, die nach Möglichkeit in die Ansprachen eingebaut werden. Dem Koordinator fallen entsprechende Abklärungen zu. Jeder Papst setzt zudem andere Akzente.
Jeder Papst setzt andere Akzente, Benedikt XVI. schrieb wichtige Ansprachen selbst mit der Hand
Und jeder Papst verfaßt ihm wichtige Ansprachen persönlich. Andere werden nach Vorgaben des Papstes von anderen entworfen und mit dem Papst in die Endfassung gebracht, soweit es die Zeit erlaubt. Benedikt XVI. war bekannt dafür, viel selbst zu schreiben und dies mit der Hand. Die offiziellen Ansprachen, die Teil des ordentlichen Lehramtes sind, werden dann noch von der Glaubenskongregation überprüft. Diese Aufgabe nimmt unter Papst Franziskus Kurienerzbischof Ladaria Ferrer vor, ein spanischer Jesuit und Sekretär an der römischen Kongregation.
Papst Franziskus hält spontane Ansprachen wie am Friedhof in Rom
Bei Papst Franziskus kommt hinzu, daß er auch abgesprochene Vorlagen, wenn er sie vorträgt, teilweise durch spontane Auslassung und Ergänzungen umgestaltet, oder ganz durch eine spontane Predigt ersetzt.
Bei der Predigt zu Allerheiligen am römischen Friedhof Campo Verano legte Zeremonienmeister Guido Marini Papst Franziskus zwar die schriftlich vorbereitete Homilie hin, doch der Papst hielt sich so gut wie nicht daran, sondern sprach weitgehend frei. Das Presseamt des Vatikans mußte die Journalisten darüber in Kenntnis setzen, daß die wie üblich ausgegebene Fassung keine Gültigkeit mehr habe. Unter der Spontaneität leidet die theologische Präzision, wie auch am Beispiel der Friedhofspredigt deutlich wurde. In Rom hieß es danach achselzuckend: „Der Papst ist eben so.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Diözese Lodi
Hoffen wir doch, daß Paolo Luca Braida hochqualitative Reden liefert, die vor allem präzise sind. Inhaltliche Mißverständnisse, wie sie in den letzten Monaten leider immer wieder vorgekommen sind, sollten sich möglichst auf ein Minimum reduzieren.
Redenschreiber braucht dieser Papst ganz dringend und zwar solche, die sich unmißverständlich im Sinne der Lehre ausdrücken. der Papst soll sich dann nur ans Manuskript halten und die Irritationen finden ein alsbaldiges Ende. Hoffen wir dies im Gebete vereint.