(Rom) Je mehr Zeit vergeht, desto mehr zerbröselt die „Schwarze Legende“ über Papst Pius XII. als dem Papst, der zur Judenverfolgung geschwiegen habe. Eine Geschichtsfälschung, die offenbar durch die sowjetische Propagandamaschinerie erfunden und durch den deutschen Dramatiker Rolf Hochhuth in Umlauf gesetzt wurde. Die Ankläger des Papstes und damit indirekt auch der Kirche werden durch eine immer größer werdende Zahl neuer Studien widerlegt. Zu den Historikern, die neue Forschungsergebnisse vorlegten, gehört auch Patricia McGoldrick, die die Akten der britischen National Archives untersuchte und ihre Ergebnisse jüngst im The Historical Journal veröffentlichte. Der Osservatore Romano berichtete am 1. Februar darüber mit dem ausführlichen Beitrag „Die Dollars des Papstes gegen Hitler“.
„Hilfskommission“ für das deutsch-sowjetisch besetzte Polen
Eine andere gezielte Hilfsaktion des Papstes war die gleich nach Kriegsausbruch im Herbst 1939 eingerichtete „Hilfskommission“ für Polen, um der Bevölkerung in dem von Hitler-Deutschland und der Sowjetunion genau zur Hälfte besetzten Land zu helfen.
Päpstlicher Suchdienst bearbeitete im Krieg unterschiedslos 2,1 Millionen Hilfsanfragen
Viel wurde bereits darüber geschrieben, wie der Papst den Juden half, aber nur wenige erinnern sich an die humanitäre Hilfe, die allen Opfern der damaligen Konflikte unterschiedslos gewährt wurde. Papst Pius XII. errichtete während des Krieges ein „Informationsbüro“, um nach den Kriegsgefangenen und Vermißten zu suchen und den Kontakt zu den Angehörigen herzustellen. Das Büro blieb bis 1947 aktiv und fand Folgeorganisationen, die teilweise noch heute bestehen, so der 1945 errichtete Kirchliche Suchdienst für deutsche Flüchtlinge, Vertriebene und Spätaussiedler, der seither vom katholischen Caritasverband und dem protestantischen Diakonischen Werk getragen wird.
Das 1941 errichtete päpstliche „Informationsbüro“ erfaßte und bearbeitete 2,1 Millionen Fälle von Kriegsgefangenen, Gefangenen, Deportierten und Verfolgten. Für jeden Fall wurde eine Akte angelegt. Das Büro richtete mehr als 3 Millionen Anfragen an die Apostolischen Nuntiaturen, die Militärkapläne und das Rote Kreuz. Hunderttausende von Angehörigen erhielten auf diese Weise zwischen 1941 und 1945 Auskunft über das Schicksal eines Verwandten oder konnten Kontakt mit ihnen herstellen. Es wurden insgesamt 102.025 Fälle von Juden behandelt. In 36.877 Fällen gelang es, auf diese Weise wieder einen Kontakt zu verhafteten, deportierten oder geflüchteten Angehörigen herzustellen. Eine beachtliche Zahl, wenn man die Kommunikationsschwierigkeiten und überhaupt die generellen Bedingungen jener Zeit bedenkt, die im östlichen Mitteleuropa und in Osteuropa während des Krieges herrschten, wo der Großteil der Suche nach den Vermißten durchzuführen war.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: UCCR