(Vatikan) Msgr. Luigi Negri (71), einer der markantesten italienischen Bischöfe wurde von Papst Benedikt XVI. zum neuen Erzbischof von Ferrara ernannt. Der Papst ist dem Bischof sehr verbunden. Seine Berufung zum Bischof von San Marino und Montefeltro war eine der letzten Amtshandlungen Papst Johannes Pauls II. Eine noch größere Verbundenheit zu dem kämpferischen Bischof zeigt jedoch Papst Benedikt XVI. Im vergangenen Jahr stattete das Kirchenoberhaupt der kleinen Diözese, die auch den Zwergstaat San Marino umfaßt, einen Pastoralbesuch ab. Ein Zeichen besonderer Wertschätzung, die vor allem der von Msgr. Negri vertretenen Haltung einer unverkürzten Verkündigung und einer selbstbewußten Kirche gilt. Aus diesem Grund berief ihn Papst Benedikt XVI., nachdem dies die italienische Bischofskonferenz nicht getan hatte, persönlich in die Bischofssynode über die Neuevangelisierung, die im Oktober in Rom tagte. Nun erfolgte die Erhebung zum Erzbischof.
Bisher Bischof von San Marino, nun Erzbischof von Ferrara
Erzbischof Negri wurde 1941 in Mailand geboren. Dort besuchte er das Humanistische Gymnasium, an dem er Don Luigi Giussani kennenlernte und in dessen Studentenbewegung eintrat. Von 1965 bis 1967 war er deren erster Vorsitzender in der Erzdiözese Mailand. Msgr. Negri promovierte an der Katholischen Universität von Mailand und wurde dort Assistent des renommierten Neothomisten Professor Gustavo Bontadini, bei dem auch der amtierende Erzbischof von Mailand, Angelo Kardinal Scola studierte. Es folgte der Eintritt in das Priesterseminar und die Priesterweihe im Juni 1972 durch den damaligen Erzbischof von Mailand Giovanni Kardinal Colombo.
Neuthomist, Kenner der katholischen Soziallehre, Förderer des Alten Ritus
In der Gemeinschaft Comunione e Liberazione von Don Giussani war Msgr. Negri vor allem für den Bereich Schule und Bildung zuständig. Sein besonderes Augenmark lag bereits damals auf der katholischen Soziallehre. An der Katholischen Universität von Mailand lehrte er Geschichte, Philosophie und Einführung in die Theologie. Er ist Autor zahlreicher Fachbücher vor allem über das Lehramt Papst Johannes Pauls II. Seit 2010 ist er Mitarbeiter der katholischen Internetzeitung La Bussola Quotidiana (Der tägliche Kompaß) und Vorsitzender der im Juli 2005 von ihm gegründeten Fondazione Internationale Giovanni Paolo II. per il Magistero Sociale della Chiesa (Internationale Stiftung Johannes Paul II. für das Soziale Lehramt der Kirche), dessen Ehrenkomitee aus dem deutschen Sprachraum Professor Nikolaus Lobkowicz und Paul Josef Kardinal Cordes angehören, bis zu seinem Tod auch Otto von Habsburg. Dem Wissenschaftlichen Komitee gehören unter zahlreichen anderen Bolognas Erzbischof Carlo Kardinal Cafarra, der Sekretär des Papstes, Msgr. Georg Gänswein, Karl von Habsburg, Professor Michael Waldstein, Malcolm Kardinal Ranjith und der Biograph Johannes Pauls II., George Weigel, an.
Markanter, kämpferischer Vertreter der katholischen Sache
Die Bischofsweihe empfing Msgr. Negri von Dionigi Kardinal Tettamanzi, damals Erzbischof von Mailand. Er folgt nun zum zweiten Mal seinem Vorgänger Msgr. Rabitti, der von 1995 bis 2004 Bischof von San Marino war und dann bis 2012 Erzbischof von Ferrara.
Die Oberhirten von Ferrara tragen den Titel eines Erzbischofs, die Diözese ist aber kein Metropolitanbezirk, hat also keine Suffragane. Diese Besonderheit geht auf die Zeit des Kirchenstaates zurück. Ferrara gehörte in der Spätantike zum byzantinischen Exarchat von Ravenna und wurde erst 750 in das Langobardenreich eingegliedert. Aus diesem Grund trat es Karl der Große nach 774 an den Papst ab. Meist belehnten die Päpste damit fürstliche Familien. Von 1589 bis 1859 gehörte es als Päpstliche Legation wieder direkt zum Kirchenstaat.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Diözese San Marino-Montefeltro