(Den Haag) Die Letzten sind in diesem Fall die ersten: Als letzte der sich nicht als muslimisch definierenden Volksgruppen der Türkei haben die Dersimis in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Völkermord erlitten. Doch sie sind die ersten, die dagegen vor einem internationalen Strafgerichtshof Klage erheben.
Vertreten durch den türkischen Anwalt DoÄŸan Erdal haben in Europa sowie den USA lebende Dersimis beim Büro des Strafverfolgers des ICC eine 300 Seiten umfassende Klageschrift zum Genozid an etwa 70.000 Dersimis durch die türkische Armee in den Jahren 1937 und 1938 eingereicht. Wie DoÄŸan Erdal erklärte, wollen die Kläger Gerechtigkeit für diesen Völkermord. Der türkische Regierungschef hat zwar vor einem Jahr sich für den Dersim-Genozid, den er als „katliyam“ („Massaker“) qualifizierte, entschuldigt, aber nach den Worten Erdals „versäumte er das Erforderliche zu tun: Denn das 1937–1938 verübte Massaker geschah, um das Land zu türkisieren und seine alewitische Identität zu vernichten“.
Wie DoÄŸan Erdal ankündigte, wollen sich die Kläger zusätzlich an den Menschenrechtsgerichtshof der Vereinten Nationen wenden.
Text: AGA/Linus Schneider