(Riad) Saudi-Arabien hat einen neuen Dienstleistungsservice eingeführt. Ehemänner und Vormunde (Vater, Bruder der Frau) erhalten automatisch eine SMS, wenn Frauen versuchen aus dem Land auszureisen. Der neue Service dient der Überwachung der Auslandsreisen von moslemischen Frauen. Frauen müssen in Saudi-Arabien grundsätzlich auf Auslandsreisen von einem Mann begleitet werden. Menschenrechtsaktivistinnen beklagen die Lebensbedingungen von Frauen, die Gefangene im eigenen Land sind.
Der seit wenigen Tagen eingerichtete SMS-Dienst gilt als neue „Sicherheitsmaßnahme“ und betrifft nur Reisebewegungen von Frauen. Der Service ist so effizient, daß er den Ehemann, Vater, Bruder oder gerichtlich bestimmten Vormund, den jede Frau haben muß, auch dann benachrichtigt, wenn dieser selbst die Frau auf der Auslandsreise begleitet. Das neue Programm und die Software wurden ohne Kenntnis der Öffentlichkeit von der Auswanderungsbehörde in Riad in Auftrag gegeben.
Den Fall machte ein Ehemann bekannt, der nichts ahnend, als er mit seiner Frau auf den Abflug wartete, auf sein Mobiltelefon die Nachricht erhielt: „Achtung. Ihre Frau versucht vom Internationalen Flughafen das Land zu verlassen“. Er benachrichtigte die Menschenrechtsaktivistin Manal al-Sharif, von der die neue „Sicherheitsmaßnahme“ öffentlich gemacht wurde.
„Die Regierung gebraucht die moderne Technik zur Überwachung der Frauen“, beklagt die Schriftstellerin Badriya al-Bishr, die davon spricht, daß die „saudischen Frauen im Zustand der Sklaverei leben, unabhängig davon, ob sie Ehefrauen, Mütter, Witwen, arm oder reich“ sind. Nach dem islamischen Recht darf keine Frau ohne schriftliche Einwilligung ihres Vormundes, sei es ihr Ehemann, wenn sie verheiratet ist, oder ihr Vater, oder Bruder oder ein gerichtlich eingesetzter Vormund, das Land verlassen. „Diese Technologie will uns wie Gefangene behandeln“, so al-Bishr.
Die neue Technologie kommt zum Einsatz, nachdem die Flucht einer saudischen Frau, die zum Christentum konvertierte und geheim das Land verließ, für Aufsehen sorgte. Deren Fall wurde im vergangenen August bekannt. Nach der Anzeige des Vaters wurden drei Männer wegen Fluchthilfe und Förderung der Apostasie verhaftet. Am 13. November forderte die Familie der Frau die saudische Regierung auf, die Tochter aus dem Ausland zurückzuholen.
In Saudi-Arabien leben Frauen unter restriktiven Bestimmungen der Scharia. Sie sind gezwungen in der Öffentlichkeit Ganzkörperverschleierung zu tragen, dürfen das Haus nur in Begleitung eines Mannes verlassen, sie dürfen keinen Führerschein machen und nicht wählen.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews