(Lahore) Wegen eines angeblichen blasphemischen Vorfalls stürmte ein wildgewordener islamistischer Mob die Farooqi Girls High School von Lahore im pakistanischen Punjab. Der gewalttätige Vorfall ereignete sich am vergangenen 31. Oktober. Die Moslems waren vom örtlichen islamischen Führer, Jamia Kareemia Sadidia aufgehetzt worden. Grund des schwerwiegenden Übergriffs war eine behauptete Falschübersetzung eines Koranverses aus dem Englichen in Urudu. Gegen eine Lehrerin und den Schuldirektor wurde deshalb der Vorwurf der Blasphemie gegen den Islam erhoben. Jamia Kareemia Sadidia hatte gegen die beiden Schulvertreter Anzeige laut Artikel 295 –C des pakistanischen Strafgesetzbuches erstattet. Der Artikel sieht bei einer Verurteilung auch die Todesstrafe vor.
Während die Polizei den Direktor und die Lehrerin verhafteten, wiegelte der Imam eine moslemische Menge auf, die Schule zu stürmen. Die Angreifer drangen in die Gebäude ein und steckten die Schule in Brand. Die Polizei sah dem Gewaltakt tatenlos zu.
An der Schule werden mehr als 3000 Mädchen von 200 Lehrern unterrichtet. Die 1978 eröffnete Farooqi Girls High School gilt als eine der renommiertesten Schulen Pakistans.
Pater Arif James, Priester in Lahore, bestätigte gegenüber Asianews, daß nun ein staatliches Gericht darüber entscheiden werde, ob der Direktor und die Lehrerin sich der Blasphemie schuldig gemacht haben. Er beklagte die häufigen Vorfällen von moslemischer Selbstjustiz, mit der extremistische Gruppen das Zusammenleben der Religionsgemeinschaften untergraben und ihr Regiment aufzwingen wollen. Pater James erinnert an einen ähnlichen Fall, der sich im vergangenen Sommer ereignet hat. Moslemische Extremisten verbrannten einen Geisteskranken bei lebendigem Leib, weil sie ihn der Blasphemie gegen den Islam beschuldigten.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews