(Jerusalem) In der Nacht auf gestern tauchten antichristliche Schmierschriften in Israel auf. „Jesus ist ein Affe“ konnte man am Morgen des 4. September in Hebräisch auf einer Mauer am Eingang des Trappistenklosters Latroun in Ramla lesen. Das Kloster liegt nur wenige Schritte von der Autobahn entfernt, die Jerusalem mit Tel Aviv verbindet. Als Urheber der Schmierschrift, die auch die Eingangstür zur Abtei in Brand zu stecken versuchten, werden Vertreter der extremen jüdischen Rechten vermutet. Es handelt sich um einen religiösen Rechtsextremismus, der mit der israelischen Siedlerbewegung in Verbindung steht.
Die Beleidigung des Messias wurde mit „Migron“ unterzeichnet. So heißt eine der illegalen Siedlungen im Westjordanland, die nach einem langjährigen Tauziehen zwischen der Palästinenserbehörde und dem Staat Israel auf der einen Seite und den israelischen Behörden mit der Siedlerbewegung auf der anderen Seite am vergangenen Sonntag auf Anweisung des Obersten Gerichtshofs geräumt wurde.
Die israelische Polizei hatte bereits vor der Zwangsräumung erklärt, mit Zwischenfällen zu rechnen. Dabei wurde als mögliche Reaktion radikaler Kräfte auch neue „Price Tags“ genannt. Damit wird in Israel eine Kampagne des gewalttätigen Teils der Siedlerbewegung bezeichnet, mit der die Siedler die Araber oder auch die Christen jede Maßnahme der israelischen Regierung gegen die illegalen Siedlungen im Palästinensergebiet „bezahlen“ lassen. Die Liste von Angriffen auf Moscheen und Palästinensersiedlungen ist lang. Meist handelt es sich um Brandanschläge. Im vergangenen Jahr kamen vermehrt Angriffe gegen christliche Ziele hinzu.
Bereits im Februar waren antichristliche Schmierschriften auf der Außenmauer des Kreuzklosters des Orthodoxen Patriarchats in Jerusalem aufgetaucht. Mit der Schrift „Tod den Christen“ wurde zur Ermordung der Christen aufgerufen. Vor wenigen Wochen wurde eine baptistische Kirche beschmiert. Am 20. August überfiel und verwüstete eine Gruppe radikaler Siedler eine christliche Wohnsiedlung in Betfage.
Der Lateinische Patriarch und die Bischöfe und Ordensoberen des Heiligen Landes reagierten auf den jüngsten antichristlichen Vorfall mit einer gemeinsamen Erklärung, in der sie die Übergriffe verurteilen. Sie erinnern daran, daß das Trappistenkloster Latroun auch von vielen Juden aufgesucht werde und die Benediktiner sich besonders um den christlich-jüdischen Dialog gemäß der Lehre der Kirche bemühen. Die katholischen Bischöfe stellen einige Fragen zu beunruhigenden Entwicklungen in der israelischen Gesellschaft: „Warum werden die Christen zur Zielscheibe von Angriffen? Warum richtet sich der Zorn dieser Personen wegen der Auflösung von illegalen Siedlungen in Cisjordanien gegen die Christen und deren heilige Orte? Welche Verachtung der Christen wird ihnen in ihren Schulen und ihren Häusern gelehrt? Warum werden die Täter nie ausgeforscht und vor Gericht gestellt?“ Die Bischöfe und Ordensoberen kommen zum Schluß: „Es ist Zeit, daß die israelischen Behörden eingreifen, um dieser sinnlosen Gewalt ein Ende zu setzen, und sicherstellen, daß in den Schulen allen, die Anspruch auf dieses Land erheben gegenseitiger Respekt beigebracht wird.“
Text: Vatican Insider/Giuseppe Nardi
Bild: christianophobie