(Hong Kong) Die Weihe eines Bischofs mit päpstlicher Anerkennung stellt einen Schritt vorwärts in den Beziehungen zwischen der Volksrepublik China und der katholischen Kirche dar. Die Anwesenheit eines exkommunizierten Bischofs bei der Weihe einen weiteren Rückschritt.
Am 19. April wurde Msgr. Joseph Chen Gongao zum neuen Bischof der Diözese Nachong in der Provinz Sichuan im Südwesten der Volksrepublik China geweiht.
Erste Bischofsweihe 2012 ein Schritt vorwärts in den Beziehungen Rom – Peking
Es handelt sich um die erste Bischofsweihe in Festlandchina im Jahr 2012. Der Weihe stimmten sowohl das kommunistische Regime als auch der Heilige Stuhl zu, was allgemein als Fortschritt in den gespannten Beziehung wischen Peking und Rom gewertet wird. Für die zahlreichen angereisten Gläubigen wurde die feierliche Zeremonie auf einer Großleinwand übertragen.
Hauptkonsekrator war Bischof Peter Fang Jianping di Tangshan, der Rom um Vergebung bat und diese auch gewährt bekam, weil er 2011 an einer unrechtmäßigen Bischofsweihe teilgenommen hatte, die einseitig vom Regime angeordnet und gegen den Willen Roms durchgeführt worden war. Mit Rom verbundene Bischöfe werden unter Druck gesetzt und teilweise zur Teilnahme gezwungen.
Anwesenheit eines „unerwünschten“ exkommunizierten Bischofs ein Rückschritt
Wie bereits bei der letzten Bischofsweihe 2011 war auch gestern der exkommunizierte Bischof Paul Lei Shiyin anwesend. Eine Anwesenheit, die vom Vatikan mißbilligt wird. Lei Shiyin ist ein Bischof von Gnaden der Kommunistischen Partei. Er ließ sich am 29. Juni 2011 ohne päpstliche Anerkennung weihen und wurde vom Heiligen Stuhl exkommuniziert.
Der gestern geweihte Bischof Chen wurde bereits 2010 zum Bischof bestimmt. Er zögerte seine Weihe so lange hinaus, um sicherzustellen, daß kein exkommunizierter Bischof daran teilnehmen werde. Die Anwesenheit des exkommunizierten Lei Shiyin wurde von den Anwesenden als „gezielter Affront gegen den Neubischof“ gesehen. Der mit Rom unierte Bischof Hon sagte mit Blick auf den exkommunizierten Bischof, daß „Ungehorsam zur Selbstzerstörung“ führe.
Bischof hat Zeichen für die Einheit der Kirche zu sein – Regimetreue Priester spalten
Seine Anwesenheit wird vom Vatikan als Herausforderung der kirchlichen Autorität gewertet. Das Kräftemessen zwischen dem kommunistischen Regime und dem Vatikan verschärfte sich in den vergangenen zwei Jahren wieder. Priester, denen die Nähe zum Regime wichtiger ist als die Verbundenheit mit Rom, kompromittieren, so der Vatikan, die Einheit der katholischen Kirche in China. „Ein Bischof muß Zeichen der Einheit sein, diese aber spalten“, so ein Untergrundbischof.
Wie es im Vatikan heißt, wird der Fall Lei Shiyin auf der ab nächster Woche in Rom tagenden Vollversammlung der 2007 von Papst Benedikt XVI. eingerichteten Päpstlichen Kommission für China behandelt werden.
Abgesehen von dieser „unerwünschten“ Anwesenheit, verlief die Bischofsweihe feierlich und ohne Störungen.
Peking läßt gegenüber Vatikan immer wieder die Muskeln spielen
Der neugeweihte Bischof Chen wurde 1964 geboren und 1990 in Sichuan zum Priester geweiht. Er tritt die Nachfolge des 2004 verstorbenen Bischof Huang Woze an. Wegen der ständigen Einmischung des Regimes, ist die apostolische Nachfolge in China prekär. Diözesen sind zum Teil seit Jahrzehnten vakant oder von regimetreuen, nicht in der Einheit mit Rom stehenden Bischöfen usurpiert. In den vergangenen Jahren versuchte der Heilige Stuhl mit dem Regime einen modus vivendi zu finden, indem man sich auf Kandidaten einigt, die sowohl von Rom als auch von Peking akzeptiert werden. Das Regime schert seit 2010 immer wieder aus und provoziert durch einseitige Ernennungen.
Der Heilige Stuhl droht allen Priestern, die sich gegen den Willen Roms dem Regime andienen, mit der Exkommunikation. Nur zum Teil erfolgreich, da sich immer wieder karriereeifrige Priester finden, die sich durch Amt und Würden verlocken lassen.
Der neue Bischof will dem „Vorbild“ seiner drei Vorgänger folgen
In einem ersten Interview nannte Bischof Shen eine „systematischere Evangelisierung“ als Priorität für seine Regierungszeit. Er wolle auch eine neue Kathedrale bauen, da die derzeitige Bischofskirche, in der auch die Weihe stattfand, beim Erdbeben von 2008 beschädigt wurde und zu klein ist.
Am Ende der Weihezeremonie erklärte der Bischof dem “Vorbild“ seiner drei Vorgänger im Bischofsamt folgen zu wollen.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Vatican Insider