Cristiada-Weltpremiere in Rom – Mysteriöser Boykott unter Filmverleihern


(Hollywood/​Rom) Von der frei­mau­re­risch kon­trol­lier­ten, anti­kle­ri­ka­len mexi­ka­ni­schen Regie­rung unter Staats­prä­si­dent Plut­ar­co Elà­as Cal­les (1877–1945) bedrängt und ver­folgt, griff ein Teil der katho­li­schen Bevöl­ke­rung Mexi­kos 1926 zu den Waf­fen und begann mit dem Ruf Viva Cri­sto Rey! (Es lebe Chri­stus König) einen mehr­jäh­ri­gen Wider­stand. Nach ihrem Mot­to wur­den sie von ihren Geg­nern Cri­ste­ros genannt. Ihr uner­schrocke­ner Kampf gegen die Regie­rungs­trup­pen wur­de zu einer zwei­ten Van­dée und ging als Cri­stia­da in die Geschich­te ein.

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Mit Andy Gar­cia als Haupt­dar­stel­ler wur­den die Ereig­nis­se der spä­ten 20er Jah­re des vori­gen Jahr­hun­derts ver­filmt. Der Film ist seit Mona­ten fer­tig, die Wer­be­kam­pa­gne längst ange­lau­fen, der Trai­ler ver­brei­tet und die offi­zi­el­le Inter­net­sei­te frei­ge­schal­tet. Doch der Film kommt nicht in die Kinos. Zumin­dest bis gestern. Grund sol­len Schwie­rig­kei­ten sein, einen Film­ver­leih zu fin­den, der die Ver­tei­lung an die Kinos übernimmt.

Gestern gelang­te der Film in das Zen­trum der Welt, nach Rom und wur­de als Welt­pre­mie­re gewis­ser­ma­ßen im Vati­kan aus­ge­strahlt. Um genau zu sein wur­de er am Päpst­li­chen Patri­sti­schen Insti­tut Augu­sti­nia­num vor­ge­führt, nur weni­ge Schrit­te vom Peters­platz ent­fernt und damit gera­de noch auf ita­lie­ni­schem Staats­ge­biet. Der Saal war bis auf den letz­ten Platz gefüllt. Ein­laß wur­de nur nach erfolg­ter vor­he­ri­ger Anmel­dung gewährt. Zustän­dig dafür war der katho­li­sche Infor­ma­ti­ons­dienst H2O.

Vie­les an der Ver­an­stal­tung hat­te etwas von einem Hil­fe­ruf an sich. „Wir sind hier, um den Film zu bewer­ben in der Hoff­nung, ihn bald über­all ver­tei­len zu kön­nen, wie das für jeden Film geschieht, egal ob er gut oder schlecht ist.“ So schil­dert Pablo José Bar­ro­so, der mexi­ka­ni­sche Pro­du­zent von Cri­stia­da die unge­wöhn­li­che Situa­ti­on. „War­um es so schwer ist, einen Film­ver­leih zu fin­den, bleibt ein Rät­sel“, fügt er kryp­tisch hinzu.

Ange­sichts zahl­rei­cher medio­krer Film­pro­duk­tio­nen, die Kino­pro­gram­me fül­len und teils fast lee­ren Kino­sä­len liegt der Ver­dacht nahe, daß ein offen phi­lo­ka­tho­li­scher Film, der zudem die gan­ze Bru­ta­li­tät der Chri­sten­ver­fol­gung auf die gro­ße Lein­wand bringt, still­schwei­gend boy­kot­tiert wird. Soll das gro­ße Publi­kum bestimm­te Din­ge nicht sehen? Din­ge, die nicht der vor­herr­schen­den Film- und Nach­rich­ten­aus­wahl ent­spre­chen? Eine Form ver­steck­ter Zensur?

Bar­ro­so bleibt zurück­hal­tend. Er seufzt und übt sich in Zweck­op­ti­mis­mus: „Ich weiß es nicht, ich weiß es wirk­lich nicht. Wir haben uns an alle Gro­ßen des Sek­tors gewandt und die übli­chen Wege beschrit­ten in der Über­zeu­gung, daß die aus­ge­zeich­ne­te tech­ni­sche Qua­li­tät des Strei­fens, sei­ne fes­seln­de Hand­lung, eine Mann­schaft exzel­len­ter Schau­spie­ler von Welt­ruf den Ver­leih und die Abdeckung der Kino­sä­le zum Heim­spiel machen. Statt des­sen seit Mona­ten nichts, nur Schwie­rig­kei­ten. Kei­ner der gro­ßen und klei­nen Film­ver­lei­he will den Film über­neh­men. Kei­ner hat je direkt zum Film und sei­nen Inhal­ten Stel­lung genom­men. Wir bekom­men aber stän­dig zu hören: der Film sei schwie­rig auf dem Markt zu plat­zie­ren, es hand­le sich um einen Nischen­film, es bestehe die Gefahr, daß er ein Flop werde …“

Die Reak­tio­nen auf einen Hol­ly­wood-Block­bu­ster vom Oscar-Preis­trä­ger für Spe­zi­al­ef­fek­te Dean Wright (Tita­nic, Ter­mi­na­tor II, Herr der Rin­ge: Die zwei Tür­me, Die Rück­kehr des Königs; Die Chro­ni­ken von Nar­nia: Der König von Nar­nia, Prinz Cas­pian), der an Kult­fil­men mit­wirk­te, die Film­ge­schich­te geschrie­ben haben, und der mit Cri­stia­da erst­mals Regie führ­te sowie mit Andy Gar­cia, Eva Lon­go­ria, Peter O’Toole und Edu­ar­do Ver­á­ste­gui in den Haupt­rol­len sind kaum zu glauben.

„Wir haben nicht auf­ge­ge­ben“, fährt Bar­ro­so fort. „Schließ­lich gab es eini­ge Erfol­ge.“ Die Welt­pre­mie­re fand gestern in Rom statt und das in renom­mier­tem Rah­men. In Mexi­ko ist der Film aus­ge­bucht. Der Start ist dort für den 20. April ange­setzt. Nach einem Erfolg in Mexi­ko wird mit einer Ver­tei­lung in ganz Latein­ame­ri­ka gerech­net. „Ab 1. Juni wer­den wir den Film dann in den USA auf den Markt brin­gen“, so Bar­ro­so. Vor­aus­ge­setzt, daß alles bes­ser läuft als bisher.

Euro­pa ist nach wie vor ein wei­ßer Fleck auf der Land­kar­te. „Tja, Euro­pa. Um ehr­lich zu sein, hat Dis­ney viel­leicht die Gele­gen­heit gewit­tert. Wir haben gewis­se Signa­le erhal­ten. Es ist aber noch ver­früht, von einer Ent­schei­dung zu spre­chen. Inzwi­schen über­le­gen wir, mit dem Film zum Festi­val nach Can­nes zu gehen, um etwas Bewe­gung in die Sache zu brin­gen. Schrei­ben Sie das ruhig“, so Bar­ro­so. „Es mag selt­sam klin­gen. Aber im Gegen­satz zu vie­len schwa­chen Fil­men, die kei­ne Pro­ble­me haben, brau­chen wir jede Hil­fe. Wir zei­gen dem Publi­kum eine packen­de Geschich­te, die span­nend ist wie ein Aben­teu­er­film oder ein Western aus der Blü­te­zeit des Gen­res. Wir zei­gen aber eine wah­re Geschich­te. Der Film beruht auf Fak­ten, die sich wirk­lich so zuge­tra­gen haben. Tra­gi­sche Fak­ten …“, so der Produzent.

Bar­ro­so ver­steht das Kino auch als Instru­ment, um Zeug­nis zu geben. Als eine ande­re Form des Apo­sto­lats. Anfang Dezem­ber des Vor­jah­res ging er in den USA mit einem 3D-Zei­chen­trick­film in die Kino­sä­le mit dem Titel The Grea­test Mira­cle (Das gro­ße Wun­der). Der Film erzählt die Geschich­te einer Grup­pe von Katho­li­ken, die von den Engeln zum voll­kom­me­nen Ver­ständ­nis des hei­li­gen Meß­op­fers geführt wer­den. Der Regis­seur der Cri­stia­da, Wright, sag­te erst vor kur­zem zur latein­ame­ri­ka­ni­schen Pres­se­agen­tur ACI Pren­sa, einen Traum zu haben: Er hof­fe, daß Cri­stia­da dazu bei­tra­gen kann, die Reli­gi­ons­frei­heit in der Welt zu stärken.

Die Urauf­füh­rung im Augu­stia­num fällt nicht von unge­fähr mit der in weni­gen Tagen begin­nen­den Pasto­ral­rei­se von Papst Bene­dikt XVI. nach Mexi­ko zusam­men. Gleich dar­auf wird er auch Kuba besu­chen, jene Insel, die dem Haupt­dar­stel­ler der Cri­stia­da, Andy Gar­cia beson­ders am Her­zen liegt. Er erblick­te dort 1956 mit dem Namen Andrés Arturo Garcà­a Menén­dez das Licht der Welt. Sei­ne Abnei­gung gegen das kom­mu­ni­sti­sche Castro-Regime ist bekannt. Die Unter­hal­tungs­in­du­strie im Dienst der Wahr­heit? Bar­ro­so ver­si­chert, daß das für ihn und sei­ne Film­pro­duk­ti­ons­fir­ma Dos Cora­zo­nes Pro­duc­tions nicht das letz­te Mal der Fall war.

Text: BQ/​Giuseppe Nardi
Bild: Bus­so­la Quotidiana

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