Friedhof für ungeborene Kinder in Rom und Florenz – „Für Abtreibungsbefürworter unerträglich“

(Flo­renz) In Flo­renz kön­nen künf­tig abge­trie­be­ne Kin­der auf dem städ­ti­schen Fried­hof begra­ben wer­den. Dies sieht die neue Fried­hofs­ord­nung der mit­tel­ita­lie­ni­schen Stadt vor, die vor weni­gen Tagen von der lin­ken Stadt­re­gie­rung beschlos­sen wur­de. Nun muß der Stadt­rat noch sei­ne Zustim­mung ertei­len. Die Stadt­re­gie­rung begrün­de­te den Beschluß mit der Not­wen­dig­keit kla­rer Ver­hal­tens­re­geln „im Respekt vor der Per­son und den Familien“.

Auch in Rom wur­de vor kur­zem ein sol­cher Fried­hofs­be­reich geschaf­fen. Er nennt sich „Gar­ten der Engel“. „Das ist ein Ort für jene, die wegen einer Fehl­ge­burt oder Abtrei­bung nie das Licht der Welt erblickt haben“, erklär­te Roms Vize­bür­ger­mei­ste­rin Sve­va Bel­vi­so am Tag der Ein­wei­hung, um gleich hin­zu­zu­fü­gen, daß die Stadt­re­gie­rung „auf kei­ne Wei­se das gel­ten­de Abtrei­bungs­recht in Fra­ge stel­len, aber eine Ant­wort auf die Wün­sche jener geben will, die den Kin­dern durch die Bestat­tung ihre Wür­de zurück­ge­ben wol­len, da sie sonst als Kran­ken­haus­ab­fall betrach­tet würden.“

Gegen die Ent­schei­dung der Stadt­re­gie­rung regt sich in Flo­renz Wider­stand der femi­ni­sti­schen Lin­ken. Der links­de­mo­kra­ti­sche Bür­ger­mei­ster Matteo Ren­zi ver­tei­digt die Ent­schei­dung als „Akt zivi­li­sier­ten Umgangs“. Das gel­ten­de Recht sehe die Mög­lich­keit vor. Seit Mit­te der 90er Jah­re sei­en auf die­se Wei­se bereits über 1000 unge­bo­re­ne Kin­der in Flo­renz bestat­tet wor­den. „War­um die­sem Schmerz mit einer ideo­lo­gi­schen Debat­te Gewalt antun?“, so der Bür­ger­mei­ster zu den Kri­ti­kern aus sei­nem eige­nen Links­bünd­nis. Stadt­rä­tin Tea Albi­ni, vom lin­ken Flü­gel der Links­de­mo­kra­ten, ist eine der Wort­füh­re­rin­nen gegen den Beschluß: „Die Neu­re­ge­lung ist für die Frau­en und für den Lai­zis­mus inak­zep­ta­bel. Ich wer­de mich ent­schie­den dafür ein­set­zen, daß der Stadt­rat den Beschluß nicht bestä­tigt.“ Die Annah­me wür­de Jah­re des sozia­len und poli­ti­schen Kamp­fes zunich­te machen. „Das ist eine Belei­di­gung der Frau­en, die durch die Schwan­ger­schafts­un­ter­bre­chung einen sicher schmerz­li­chen und schwie­ri­gen Weg hin­ter sich haben“, erklär­te Val­do Spi­ni, Stadt­rat der gemein­sa­men Liste von Grü­nen und Kom­mu­ni­sten. Stadt­rä­tin Ornella De Zordo, Ver­tre­te­rin einer ande­ren links­ra­di­ka­len Grup­pe, warf dem Bür­ger­mei­ster vor „wie die Rech­te zu han­deln“. Der Stadt­re­gie­rungs­be­schluß sei der „lin­ken und lai­zi­sti­schen Tra­di­ti­on Flo­renz‘ unwürdig“.

Zustim­mung für die Ent­schei­dung kommt von der bür­ger­li­chen Oppo­si­ti­on. Die Mög­lich­keit, auch abge­trie­be­ne Kin­der bestat­ten zu kön­nen, sei ein Akt der Mensch­lich­keit und der Zivi­li­sa­ti­on, mit dem die Kin­der als Per­so­nen aner­kannt wer­den. Begrüßt wird die Ent­schei­dung auch von der Bewe­gung für das Leben-Flo­renz: „Die nega­ti­ven Reak­tio­nen offen­ba­ren das häß­li­che Gesicht der Abtrei­bungs­be­für­wor­ter. Sie wol­len sich des Kin­des ent­le­di­gen, es wie Müll behan­deln, aber nicht dar­an erin­nert wer­den. Jede Debat­te oder auch nur Erwäh­nung ist ihnen unerträglich“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Mar­tin Hudáček

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