Liebe Brüder und Schwestern!
Wir stehen in einer Reihe von Katechesen über das Gebet, und in diesem Rahmen möchte ich heute auf das Letzte Abendmahl zurückkommen. Der Evangelist Johannes hat uns hier eine Kostbarkeit des Betens Jesu überliefert, das sogenannte »hohepriesterliche Gebet«. Bei seinem Abschiedsmahl betet Jesus stellvertretend für die Jünger, wie die Hohenpriester es nach dem Gesetz des Mose am Versöhnungstag im Tempel für das Volk Israel getan haben. Das Gebet unseres Hohenpriesters Jesus ist nicht von seinem Handeln, von seiner Hingabe und von seinem »Übergang« (Pascha), dem Gehen zum Vater, zu trennen, das sich im Kreuz vollzieht. Drei Momente treten beim »hohepriesterlichen Gebet« Jesu hervor. Zunächst bittet Jesus um Verherrlichung. Es ist der Glanz Gottes, der sich auf seinen Sohn legen soll in der Stunde, in der dieser den Willen des Vaters tut. Die Verherrlichung Jesu wird offenbar im Gehorsam gegenüber dem Willen des Vaters und in seiner Hingabe für die Welt. Dieser Glanz Gottes, die Herrlichkeit besteht in der Liebe Gottes, die in ihm im Kreuz gegenwärtig wird. Weil das Kreuz Akt der höchsten Liebe für uns ist, ist es zugleich die höchste Verherrlichung Jesu Christi, der wahre Glanz, das Leuchten Gottes. Ein zweiter Aspekt ist dann die Fürsprache für seine Jünger. Er bittet den Vater, seine Gefährten zu heiligen. Als Geheiligte, als Boten des göttlichen Glanzes werden sie in die Welt gesandt. Als Geheiligte werden sie dem Heiligen, Gott, übergeben, um von ihm her für alle da sein zu können. Und schließlich bittet der Herr über den Augenblick hinaus in einem dritten Moment, daß sich die göttliche Güte auch auf alle die richte, die durch das Wort der Jünger an ihn glauben werden. Er bittet für die Kirche aller Zeiten. Er bittet vor allem darum, daß sie eins seien und daß in dieser Einheit, die aus dem In-Sein in Christus allein kommen kann, der Welt die Sendung Christi sichtbar werde und so Kirche weiter wachsen könne. Das Gebet Jesu ist nicht nur ein Wort; es ist Tun, es ist die Realität seiner eigenen Hingabe, er betet, und das heißt, er gibt sich dem Vater für uns hin und verändert so die Welt und schafft so die Kirche. Das Beten Jesu ist ein Tun, in dem er sich hinschenkt für die Welt. Daraus entspringt die Kirche als die Gemeinschaft derer, die auf das Wort der Apostel hin an Christus glauben.
Ganz herzlich grüße ich alle Pilger und Besucher deutscher Sprache. Nehmen wir Christus als unseren Herrn und Bruder an, von dem wir unsere Einheit empfangen und der uns hinausführt, um der Welt die Liebe und die Treue Gottes zu bezeugen. Der Herr schenke euch gesegnete Tage hier in Rom.