(Paris) Am 6. Januar 1412 wurde im französischen Domrémy Johanna von Orleans geboren. Die Kirche in Frankreich bereitet sich darauf vor, dieses Ereignisses gebührend zu gedenken. In der Generalaudienz des 26. Januar 2011 bezeichnete Papst Benedikt XVI. die junge katholische Heldin als Vorbild für das christliche Leben:
In dieser Audienz möchte ich über die heilige Jeanne d’Arc sprechen, die zusammen mit Katharina von Siena als eine der »starken Frauen« des ausgehenden Mittelalters anzusehen ist. Es war die Zeit des großen abendländischen Schismas – zwei oder drei Päpste standen gegeneinander – und ständiger Kriege in Europa, an erster Stelle der Hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich. Jeanne d’Arc stammte aus einfachen Verhältnissen, konnte weder lesen noch schreiben, hatte aber eine gute religiöse Erziehung und eine tiefe Spiritualität, bestimmt von der Liebe zum Namen Jesus und zum Namen der Muttergottes Maria. Mit 13 Jahren hatte sie ihre ersten mystischen Erfahrungen und erhielt den Auftrag, ihr christliches Leben zu vertiefen und sich für die Befreiung ihres Vaterlandes Frankreich einzusetzen. Jeanne legte das Versprechen der Jungfräulichkeit ab, nahm täglich an der heiligen Messe teil und widmete sich besonders dem Gebet. Schließlich stellte sie sich auch ihrer politischen Sendung. Sie traf den französischen Dauphin, nahm am Feldzug zur Befreiung der Stadt Orléans teil und erlebte den Erfolg ihrer Mission in der Krönung König Karls VII. in Reims. Wenige Zeit darauf begann aber der Leidensweg der »Jungfrau von Orléans«. Verraten, gefangengenommen und ihren Feinden ausgeliefert, kam es zum kirchlichen Prozeß gegen sie, dessen Tribunal den Theologen der Pariser Universität hörig war, die andere politische Ziele als Jeanne verfolgten. Ihre Berufung an den Papst wurde abgelehnt, und sie wurde als Ketzerin verurteilt. Am 30. Mai 1431 wurde die erst 19jährige Jeanne in Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt, während sie mit Blick auf den Gekreuzigten laut den Namen Jesu anrief. Bis zuletzt aber hat sie auch an ihrer Liebe zur Kirche festgehalten und gesagt: Jesus und die Kirche sind eins (vgl. Procà¨s de condamnation I; KKK 795). 25 Jahre später stellte ein Rehabilitationsprozeß ihre Unschuld und ihre Treue zur Kirche unter Beweis. Schließlich wurde sie im Jahr 1920 von Papst Benedikt XV. heiliggesprochen.
Zum Geburtsfest der großen Heiligen, Visionärin, Jungfrau und Märtyrerin sind zahlreiche Veranstaltungen vorgesehen. Am 6. Januar zelebriert Msgr. Jean-Paul Mathieu, der Bischof von Saint-Dié, in der Heimat Johanna von Orleans in den Vogesen eine Heilige Messe. Im Anschluß wird ein neuer Film über das Mädchen aus Orleans vorgeführt und eine Podiumsdiskussion über Leben und Wirken der Heiligen abgehalten.
Am selben Tag wird auch der Bischof von Orleans, Msgr. Jacques Blaquart in der dortigen Kathedrale eine Gedenkmesse zelebrieren. In der Fastenzeit sind alle Pfarreiern der Gegend angehalten, sich der Heiligen in besonderem Gedenken zu widmen, vor allem den Themen: Frieden, Selbsthingabe und das Hören auf die Stimme Gottes.
Am 11. Februar findet eine Fußwallfahrt von Domrémy nach Vaucouleurs statt, wo die Heilige Zuflucht fand, bevor sie den Thronfolger und künftigen König von Frankreich, Karl VII. traf.
Den Höhepunkt der Gedenkfeiern wird am 13. Mai ein vom Erzbischof von Paris, Kardinal André Vingt-Trois zelebriertes pontifikales Hochamt in der Kathedrale von Domrémy sein. Zuvor wird eine staatliche Gedenkveranstaltung vor dem Geburtshaus der Heiligen und am Vorabend eine Gebetsvigil der Kinder und Jugendlichen stattfinden.
In Rouen, wo Johanna 1431 auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, findet am 28./29. Juni ein Festival statt, das der Jungfrau von Orleans gewidmet ist und in deren Rahmen Kardinal Jean-Louis Tauran ein pontifikales Hochamt zelebrieren wird.
Text: RV/Giuseppe Nardi
Bild: jeanne-darc.info