(Rom) Am 14. September 2010, genau drei Jahre nach dem Inkrafttreten des Motu proprio Summorum Pontificum, mit dem Papst Benedikt XVI. den „alten Ritus“ als außerordentliche Form des römischen Ritus aus einer verbotsähnlichen Verbannung in die Kirche zurückholte, wurde eine statistische Erhebung über die Lage der tridentinischen Messe durchgeführt.
Das Ergebnis wurde vor wenigen Tagen von Paix Liturgique bekanntgegeben. Die Auswertung erfolgte nach quantitativen als auch qualitativen Kriterien (zum Beispiel ob die Gottesdienstzeiten familiengerecht sind). Die Auswertung berücksichtigte jene 30 Staaten, in denen der katholische Glaube auf eine lange Tradition zurückblicken kann, die repräsentativ für andere Staaten desselben Kontinents sind und die daher für die Entwicklung in der Kirche von besonderem Interesse sind (Bundesrepublik Deutschland, Österreich, Schweiz, Spanien, Portugal, Irland, Tschechien, Italien, Großbritannien, Polen, Frankreich, Niederlande, Ungarn, Kanada, Vereinigte Staaten von Amerika, Mexiko, Kolumbien, Chile, Brasilien, Argentinien, Australien, Indien, Philippinen, Neuseeland, Südafrika, Gabun und Nigeria).
Den Angaben liegen zwei unabhängige Quellen zugrunde. Die Heilige Messe im alten Ritus wird in 1444 Orten zelebriert. An 340 dieser Gottesdienstorte wird die Heilige Messe im tridentinischen Ritus an einem Werktag gefeiert. An 313 wird die Heilige Messe am Sonntag, allerdings nicht regelmäßig zelebriert. An 324 Orten wird die außerordentliche Form des römischen Ritus regelmäßig am Sonntag gefeiert, aber zu nicht familiengerechten Zeiten. An 467 Orten wird die Heilige Messe regelmäßig am Sonntag zu familiengerechten Zeiten zelebriert.
30 Staaten (erhoben)
1444 Gottesdienstorte mit der Zelebration im alten Ritus (gemäß Summorum Pontificum)
32,3 Prozent Gottesdienstorte mit regelmäßiger Hl. Messe am Sonntag zu familiengerechten Zeiten
22,4 Prozent Gottesdienstorte mit regelmäßiger Hl. Messe am Sonntag zu nicht familiengerechten Zeiten
21,7 Prozent Gottesdienstorte mit unregelmäßig an Sonntagen zelebrierter Hl. Messe
23,6 Prozent Gottesdienstorte mit Hl. Messe nur an Werktagen
Anders ausgedrückt, wird nur an einem Drittel der Gottesdienstorte im alten Ritus zu Zeiten zelebriert, die für Familien nach allgemeinem Ermessen günstig erscheinen. An einem Viertel aller Orte, an denen im alten Ritus zelebriert wird, gibt es jedoch keinen Sonntagsgottesdient im tridentinischen Ritus.
Interessant erscheint zudem ein Vergleich mit der Priesterbruderschaft St. Pius X., die in der bisher zitierten Erhebung nicht berücksichtigt wurden. Die von Erzbischof Lefebvre gegründete Piusbruderschaft betreut 690 Gottesdienstorte.
Der tridentinische Ritus gliedert sich also folgendermaßen: Zwei Drittel sind Gottesdienstorte, die in voller Einheit mit Rom stehen im Sinne des Motu proprio Summorum Pontificum, ein Drittel ist von der Priesterbruderschaft St. Pius X. „Trotz der Schwierigkeiten und Widerstände, wird die alte Messe, wenn auch langsam, so doch aber stetig von einer immer größeren Zahl von Gläubigen wieder kennengelernt“, schrieb der Vatikanist Andrea Tornielli.
2134 Gottesdienstorte mit tridentinischer Messe in den 30 ausgewählten Staaten:
1444 Orte gemäß Motu proprio Summorum Pontificum: 2/3
690 der Priesterbruderschaft St. Pius X.: 1/3
Absicht von Papst Benedikt XVI. sei es, eine „gegenseitige Bereicherung“ zwischen dem ordentlichen (seit 1970) und dem außerordentlichen Ritus (bis dahin) zu erreichen. Der Weg scheint allerdings noch weit. Einstweilen wird in den nächsten Tagen die Veröffentlichung der Durchführungsbestimmungen zum Motu proprio Summorum Pontificum erwartet. Sie sollen vor allem mit Deutlichkeit festschreiben, daß Summorum Pontificum universale Gültigkeit für die gesamte Kirche habe und entsprechend umzusetzen sei.
(Sacri Palazzi/Giuseppe Nardi, Bild: Sacri Palazzi)