(Peking) Alle 100 Seminaristen des Priesterseminars in der chinesischen Provinz Hebei protestierten gestern vor dem Amtssitz der staatlichen Kommission für ethnische und religiöse Angelegenheiten der Provinz. Seit 19 Tagen befinden sich die Priesteranwärter im Hungerstreik, mit dem sie gegen die Ernennung eines Kommunisten zum Vizeregens des Seminars protestieren. Die Seminaristen befürchten, daß das kommunistische Regime mit der Ernennung eines Politkommissars die geistliche Ausbildung und die geistlichen Werte der Politik unterordnen und gefügig machen wolle.
Die Seminaristen protestierten im Chorrock und forderten auf Schildern die Rücknahme der Ernennung von Tang Zhaojun zum Vizeregens.
„Wir protestieren vor dem Amtssitz der Behörde, weil wir diese Situation nicht länger hinnehmen können. Die Demonstration ist eine Initiative ausschließlich von uns Studenten. An der Entscheidung waren weder Priester noch Bischöfe beteiligt“, zitiert Asianews einen Seminaristen.
Während des „Schweigeprotestes“ kam es im Laufe des Tages zu zwei Aussprachen zwischen Staatsfunktionären und den Seminaristen. Eine Einigung konnte jedoch nicht erzielt werden. Die Studenten beharren auf einem schriftlichen Dokument, mit dem die Ernennung des kommunistischen Politkommissars zurückgenommen wird.
Tang Zhaojun wurde am 11. November von der Regierung zum Vizeregens des Seminars ernannt. Dort stieß die Entscheidung sofort auf den Widerstand der Studenten. Da die Regierung nicht bereit war, die Entscheidung aufzuheben, traten die Seminaristen in den Hungerstreik, mit dem sie seit 19 Tagen ihrem Protest Nachdruck verleihen.
Nach den ersten Tagen des Hungerstreiks begab sich der zuständige Behördenleiter in das Seminar und gab den Seminaristen eine mündliche Zusage, die Aufhebung der Ernennung zu prüfen. Dazu sollte sich eine Delegation von Prälaten der Diözese mit der Behörde zu einer Einigung treffen. Die Delegation kam aber nicht zustande, weil die Prälaten von der Geheimpolizei entführt und zur Teilnahme an der unrechtmäßigen Bischofsweihe von Chengde am 20. November gezwungen wurden. So blieb die Frage ungeklärt. „Bis heute haben wir keine Nachricht erhalten, daß die Ernennung zurückgenommen wurde“, so ein Seminarist zu Asianews. Deshalb werde der Hungerstreik fortgesetzt.
(Asianews/Giuseppe Nardi, Bild. Asianews)