(Moskau) Die Kritik des katholischen Bischofs von Moskau am geplanten Gesetz zur Rückgabe von geraubtem Kirchengut löste auf orthodoxer Seite großen Unmut aus. Msgr. Pezzi hatte unter anderem die beabsichtigte Übereignung einer Kirche an die Orthodoxen im ostpreußischen Königsberg kritisiert, die vor der sowjetischen Besetzung der katholischen Kirche gehörte. Die Katholiken Königsbergs, der heute Kaliningrad genannten Stadt fordern seit 20 Jahren erfolglos die Rückgabe der Kirche.
Das orthodoxe Bistum Kaliningrad erklärte zur Kritik von Msgr. Pezzi, daß sie geeignet sei „die Zusammenarbeit und die Beziehungen zwischen unseren Kirchen ernsthaft zu schädigen und das vielleicht nicht nur in unserer Region“.
Msgr. Pezzi hatte darauf hingewiesen, daß die Region Kaliningrad erst nach dem Zweiten Weltkrieg Teil der Sowjetunion wurde und es daher unwahrscheinlich sei, daß in dem bis 1945 von deutschen Lutheranern und Katholiken bewohnten Land vor diese Zeit zurückreichende orthodoxe Kirche und Gebäude anzutreffen seien.
„Diese Bemerkungen verwundern uns. Wir müssen daran erinnern, daß die ethnische und religiöse Zusammensetzung der Region sich sehr verändert hat gegenüber der Situation vor 60 Jahren. Heute betrachtet sich der größte Teil der ansässigen Bevölkerung als orthodox und der Dienst der Diözese baut auf dieser Realität auf.“ Aus diesem Grund fordert die orthodoxe Kirche auch die ehemals protestantischen und katholischen Gotteshäuser und Liegenschaften im nördlichen Ostpreußen für sich.
Die Kaliningrader Antwort auf die Kritik des katholischen Bischofs von Moskau endet mit einer Warnung: „Leute, die im Glashaus sitzen, sollten nicht mit Steinen werfen.“ Und weiter: „Die Region Kaliningrad ist ein geographischer Sonderfall für Rußland. Diese Besonderheit muß uns, Vertretern verschiedener Religionen, nahelegen, ein Modell des Friedens zu sein, zu dem die russisch-orthodoxe Kirche bereit ist.“
(Asianews/Giuseppe Nardi, Bild: Asianews)