(Lima) In der peruanischen Hauptstadt Lima fand vom 31. August bis 2. September der 2. Internationale Sindologie-Kongreß über das Grabtuch von Turin statt, einer der bedeutendsten Reliquien der Christenheit. Die teilnehmenden Wissenschaftler präsentierten eine Reihe neuer Studien, mit denen sie die Echtheit der Reliquie als Leichentuch Christi vertraten. Der Kongreß wurde vom Internationalen Studienzentrum für Sindonologie von Turin organisiert.
Bruno Barberis, Direktor des Turiner Studienzentrums erklärte, daß Forscher auf der ganzen Welt immer mehr Anzeichen auf die Echtheit des Grabtuchs finden. Es gebe eine Wahrscheinlichkeit von 1:1000, daß es sich beim menschlichen Körper, der in das Grabtuch gewickelt war, nicht um Jesus von Nazareth handelte.
Der Kongreß fand in Zusammenarbeit mit dem Centro de Estudios Católicos von Lima und der Acción Universitaria der Universität von Lima statt.
Der italienische Forscher erklärte, daß die Radiokarbon-C14-Untersuchung von 1988 durch Schäden, die das Grabtuch bei einem Brand 1534 erlitten hatte, verfälscht worden sei und daher zu einer „Verjüngung“ geführt habe. Die Untersuchung ergab einen Entstehungszeitraum zwischen 1260 und 1390. Damit galt das Grabtuch zunächst als mittelalterliche Fälschung. Bisher konnte jedoch eine Fälschung durch Menschenhand nicht nachgewiesen werden.
„Die Gewebeprobe zur Durchführung der C14-Untersuchung war an einer durch Staub und Pollen verseuchten Stelle entnommen worden. Zudem ist dieser Sektor nicht repräsentativ für das gesamte Tuch. Man müßte mehrere Proben aus verschiedenen Sektoren nehmen“, so Barberis.
Das Leinentuch zeigt den vollständigen Körperabdruck eines etwa 1,75 Meter großen, bärtigen Mannes mit offensichtlichen Spuren einer Folterung. Die Verletzungen am Kopf, an Händen und Füßen sowie eine Stichwunde in Herznähe entsprechen den Angaben des Evangeliums über Kreuzigung und Tod Jesus von Nazareths. Mittlerweile gilt jedenfalls als allgemein anerkannt, daß der abgebildete Körper nicht von Menschenhand auf das Leinentuch gemalt wurde. Die Züge des Mannes wurden erstmals auf dem Negativ einer Photographie entdeckt, die 1898 aufgenommen wurde.
Die Entdeckung eines Münzabdruckes aus dem 1. nachchristlichen Jahrhundert über dem rechten Auge des Mannes nach antiker Bestattungssitte läßt Wisenschaftler überzeugt sein, daß das Grabtuch wesentlich älter ist, als durch die Radiokarbon-Analyse angenommen. Die auf dem Abdruck abgebildete Münze konnte als Münze identifiziert werden, die unter Pontius Pilatus geprägt wurde, der zur Zeit Jesu römischer Statthalter in Judäa war und die Hinrichtung Jesu befahl.
Israelische Forscher konnten 1999 bei Untersuchungen auf dem Grabtuch 58 Arten von Pollen und rund 30 Pflanzenabdrücke identifizieren, die es ausschließlich im Nahen Osten gibt.
An der Universität von Lima kann bis zum 30. September eine Kopie des Grabtuchs in Originalgröße betrachtet werden, die Teil einer Ausstellung über das Grabtuch von Turin und den aktuellen Forschungsstand ist. Das Original wird in einem Schrein in der Kathedrale von Turin aufbewahrt.
Nähere Informationen bietet die Internetseite www.sabanasanta.info
Giuseppe Nardi (Bild: sabanasanta.info)