(Neu Delhi) Shirin Middya unterrichtet an der islamischen Universität Aliah. Eine Gruppe moslemischer Studenten stellte sie vor die Alternative, die Burqa zu tragen oder ihren Lehrauftrag aufgeben zu müssen. Die Universität kennt keine Kleiderordnung, auf die sich die Studenten stützen hätten können. Dennoch setzten sie sich durch. Die indische Journalistin und Friedensaktivistin Syed Ali Mutjaba warnt vor einer Zunahme des radikalen Islam in Indien.
Shirin Middya, Dozentin an der islamischen Aliah-Universität in der westbengalischen Stadt Kolkata wurde Mitte April von einer Gruppe radikaler moslemischer Studenten vor das Ultimatum gestellt, den Ganzkörperschleier zu tragen oder die Universität verlassen zu müssen. Der Vorfall wurde erst vergangene Woche bekanntgegeben. An der Universität, die keine Kleidervorschriften kennt, ist kein vergleichbarer Fall bekannt. Die Dozentin erklärte, besorgt zu darüber zu sein, „dass Studenten uns Frauen zwingen, die Burqa zu tragen“.
Die Gründerin des Friedensforums South Asia Contact Group, die indische Journalistin Syed Ali Mutjaba, schlägt Alarm: “ Die wachsende Radikalisierung der indische Gesellschaft macht Angst. Es ist ein wirklich beängstigender Prozeß im Gange.“
In Indien, so Mutjaba, sei „dieser Extremismus ein neues Phänomen“. Der Islam ist seit Jahrhunderten in Indien beheimatet und kennt verschiedene Richtungen. Seit einiger Zeit breite sich jedoch eine „sehr radikale und militante“ Form des Islams aus, die innerhalb der islamischen Glaubensgemeinschaft Boden und „Einfluß auf die Jugend“ zu gewinnen versuche. „Es handelt sich um eine extremistische Form des Islam, dessen Ausbreitung eine beunruhigende Entwicklung darstellt, gerade in einer multireligiösen Gesellschaft, wie jener Indiens“, so die Journalistin, die selbst Muslima ist.
Der Extremismus wachse jedoch nicht nur unter Moslems: „Ingesamt gibt es einen Trend zur Radikalisierung, auch bei einigen Teilen des Hinduismus. Die Grundtendenz ist bei radikalen Moslems und radikalen Hindus dieselbe. Der Islam in Indien hatte immer viele Gesichter und die Mehrheitsströmung hat nichts mit dem Extremismus gemein.“ Die Extremisten propagieren jedoch die Botschaft, wonach es nur ein „mit uns“ oder „gegen uns, dann aber bist du ein Feind“ geben könne.
Indien brauche dringend einen Dialog zwischen den verschiedenen religiösen Gruppen und auch innerhalb der islamischen Gesellschaft. „Wir müssen jene Moslems unterstützen, die einen friedlichen Islam vertreten“, so Syed Ali Mutjaba,
(Asianews/GN, Bild: Asianews)