Nuntius in Israel beklagt Einreiseverbot zu Christen im Gazastreifen


(Jeru­sa­lem) Israe­li­sche Regie­rungs­be­am­te haben am Sonn­tag den apo­sto­li­schen Nun­ti­us Anto­nio Fran­co und zwei Geist­li­che dar­an gehin­dert, in Gaza eine Mes­se zu fei­ern. In einer Erklä­rung des Latei­ni­schen Patri­ar­chen von Jeru­sa­lem hieß es, dies sei „nicht nur eine Ver­let­zung diplo­ma­ti­scher Bezie­hun­gen zwi­schen Staa­ten, son­dern auch des Rechts der Gläu­bi­gen auf unge­hin­der­ten Got­tes­dienst, zumin­dest an Sonn- und Festtagen“.

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Erz­bi­schof Fran­co erreich­te am Sonn­tag­mor­gen gegen 8 Uhr in der Frü­he den Posten „Erez Crossing“. Beglei­tet wur­de er von Prie­stern des Latei­ni­schen Patraichates, Pater Shaw­qi Bate­ri­an, Pater Humam Khz­ouz und dem Sekre­tär des Nun­ti­us. Trotz offi­zi­el­ler Ver­ein­ba­run­gen mit den zustän­di­gen Behör­den des israe­li­schen Außen­mi­ni­ste­ri­ums vom ver­gan­ge­nen Diens­tag, wur­de allen Geist­li­chen die Ein­rei­se in den Gaza­strei­fen verweigert.

Erst­mals hat der Päpst­li­che Nun­ti­us in Isra­el, Erz­bi­schof Fran­co Anto­nio, im aktu­el­len Kon­flikt durch sei­ne öffent­li­che Erklä­rung diplo­ma­ti­schen Wider­stand der Chri­sten gegen die restrik­ti­ve Poli­tik Isra­els gezeigt.

Ein Spre­cher des israe­li­schen Außen­mi­ni­ste­ri­ums ver­wies dar­auf hin, daß die Über­gän­ge zwi­schen Isra­el und dem Gaza­strei­fen durch palä­sti­nen­si­sche Angrif­fe mit Rake­ten und Gra­na­ten, sowie durch ver­such­te Selbst­mord­an­schlä­ge bedroht sei­en, hieß es in Presseberichten.

Isra­el wol­le das Leben der Beam­ten an den Über­gän­gen nicht gefähr­den und las­se sie des­halb solan­ge nicht dort arbei­ten, solan­ge ihre Sicher­heit nicht gewähr­lei­stet sei. Von einem Ein­rei­se­ver­bot für den Nun­ti­us oder für Geist­li­che kön­ne nicht die Rede sein.

Auch Inter­na­tio­na­le Jour­na­li­sten in Isra­el appel­lier­ten gestern an den Ober­sten Gerichts­hof des Lan­des, eine Ent­schei­dung der israe­li­schen Regie­rung auf­zu­he­ben, der­zu­fol­ge die aus­län­di­schen Bericht­erstat­ter nicht in den abge­rie­gel­ten palä­sti­nen­si­schen Gaza­strei­fen dür­fen. Nach­dem ein dies­be­züg­li­ches Schrei­ben an den israe­li­schen Mini­ster­prä­si­den­ten Ehud Olmert am ver­gan­ge­nen Don­ners­tag unbe­ant­wor­tet geblie­ben war, hat der Ver­band der Aus­lands­kor­re­spon­den­ten (For­eign Press Asso­cia­ti­on) am Mon­tag einen Antrag beim Höch­sten Gericht in Jeru­sa­lem ein­ge­reicht. In dem Antrag wird um eine drin­gen­de Anhö­rung des Fal­les gebeten.

Seit dem 5. Novem­ber dür­fen in Isra­el akkre­di­tier­te Jour­na­li­sten nicht mehr zur Bericht­erstat­tung über den Grenz­über­gang Erez in den Gaza­strei­fen ein­rei­sen. Am Don­ners­tag hat­ten meh­re­re Her­aus­ge­ber und Chef­re­dak­teu­re inter­na­tio­na­ler Medi­en­or­ga­ni­sa­tio­nen in einem Schrei­ben gegen das Ein­rei­se­ver­bot protestiert.

Der seit Juni 2007 von der radi­kal­is­la­mi­schen Hamas kon­trol­lier­te Gaza­strei­fen hat wegen der unter­bro­che­nen Lebens­mit­tel- und Treib­stoff­lie­fe­run­gen mit einer schwe­ren Ver­sor­gungs­kri­se zu kämp­fen. UN-Gene­ral­se­kre­tär Ban Ki Moon hat­te am Frei­tag erneut für die Auf­he­bung der Blocka­de des Gaza­strei­fens appel­liert und zugleich die palä­sti­nen­si­sche Sei­te auf­ge­for­dert, die Rake­ten­an­grif­fe auf Isra­el zu einzustellen.

Die für die Was­ser­ver­sor­gung des Gaza­strei­fens zustän­di­ge Behör­de warn­te vor einem Anstieg von Krank­hei­ten und Epi­de­mien. Wegen der Strom­aus­fäl­le und weil Isra­el die Lie­fe­rung von Ersatz­tei­len ver­hin­de­re, dro­he der Zusam­men­bruch des Abwas­ser- und Klär­sy­stems, hieß es in einer Erklärung.

Kir­chen­ver­tre­ter im Hei­li­gen Land hat­ten sich zu Beginn des Jah­res an die inter­na­tio­na­le Gemein­schaft und die Ver­ant­wort­li­chen in Isra­el und Palä­sti­na gewandt, um ein sofor­ti­ges Ende der Abrie­ge­lung des Gaza­strei­fens zu erwir­ken, die sie als „ille­ga­le kol­lek­ti­ve Bestra­fung“ werteten.

In einer Erklä­rung, die von den reli­giö­sen Hir­ten und Füh­rern in Jeru­sa­lem und dem Hei­li­gen Land ver­öf­fent­licht wur­de, hieß es, dass rund 1,5 Mil­lio­nen Men­schen im Gaza­strei­fen gewis­ser­ma­ßen „im Gefäng­nis“ gehal­ten wür­den. Sie hät­ten kei­ne ange­mes­se­ne Nah­rung und kei­ne Medi­zin; mehr als die Hälf­te müs­se zudem ohne Strom auskommen.

„Das ist eine ille­ga­le kol­lek­ti­ve Bestra­fung“, bekla­gen die Hir­ten, „eine unmo­ra­li­sche Hand­lung, die gegen die grund­le­gen­den mensch­li­chen und natür­li­chen Geset­ze, aber auch gegen das Völ­ker­recht ver­stößt“. Die­se Situa­ti­on kön­ne nicht län­ger hin­ge­nom­men wer­den. „Mit der Bela­ge­rung von Gaza muß jetzt Schluß sein“.

Aus Jeru­sa­lem hieß es: Der Ver­tre­ter des Pap­stes habe den „Men­schen in Gaza und den christ­li­chen Gemein­schaf­ten in die­ser schwie­ri­gen Zeit die Nähe des Apo­sto­li­schen Stuhls bezeu­gen“ wol­len. Da der ein­zi­ge katho­li­sche Pfar­rer von Gaza sich der­zeit zum ersten Mal nach acht Jah­ren auf Hei­mat­be­such im West­jor­dan­land auf­hal­te, sei durch das Aus­blei­ben des Erz­bi­schofs zudem die Sonn­tags­mes­se aus­ge­fal­len. Das, so der Bericht, bedeu­te eine „Ver­let­zung des Rechts der Gläu­bi­gen auf Gottesdienst“.

Die Chri­sten im Hei­li­gen Land sind seit rund 1500 Jah­ren Ara­ber. Seit dem 20. Jahr­hun­dert wer­den sie „Palä­sti­nen­ser“ genannt. Isra­el hat in die­sem Jahr die Mehr­fach­gel­tung beim Visa­ver­fah­ren für Geist­li­che und Ordens­leu­te mit ara­bi­schem Lebens­hin­ter­grund auf­ge­ho­ben. Dies hat sowohl für den luthe­ri­schen Kir­chen­di­strikt als auch das angli­ka­ni­sche und das katho­li­sche Bis­tum Isra­el-Gaza, die West­bank und Jor­da­ni­en enor­me Fol­gen. An israe­lisch kon­trol­lier­ten Check­points und Gren­zen ist das Visum nötig, das Isra­el Ara­bern nur ungern erteilt. Die Fol­ge: Die über­ört­li­che Kir­chen­ar­beit wird zer­stört, denn nicht ein­mal die Geist­li­chen – von den Lai­en ganz zu schwei­gen – dür­fen ins Gebiet ihrer Kir­che reisen.

(Zenit)

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