(München) Katholische Schulen in Nicaragua könnten bald zur Aufgabe gezwungen sein. Wie der Bischof von Matagalpa, Jorge Solórzano, dem Hilfswerk Kirche in Not berichtet, habe der Staat angekündigt, seine Subventionen zu streichen, so daß die Schulgebühren steigen müßten, um den Unterhalt der Schulen zu gewährleisten. Da sich viele Familien diese Gebühren dann nicht mehr leisten könnten, sei zu befürchten, daß kirchliche Schulen ihren Betrieb einstellen müssen.
Solórzano habe in den letzten Tagen zusammen mit drei weiteren Bischöfen Nicaraguas die internationale Zentrale von Kirche in Not in Königstein besucht, teilte das Hilfswerk mit. Dabei sei auch der Präsidenten der nicaraguensischen Bischofskonferenz, Erzbischof Leopoldo Brenes, gewesen. Für Kirche in Not gehöre das Land zu den Schwerpunktgebieten der Hilfe in Zentralamerika.
Bischof Solórzano wies darauf hin, das Verhältnis zwischen dem vom linksgerichteten Präsidenten Daniel Ortega regierten Staat und der Kirche sei an der Oberfläche freundlich, verdeckt seien jedoch negative Tendenzen vorhanden, wie beispielsweise die angekündigte Streichung der staatlichen Subventionen. Von ihr seien auch andere kirchliche Einrichtungen wie etwa Krankenhäuser betroffen. Zudem erwarte der Staat, daß die Kirche seine Politik unterstütze. „Wir müssen aber als Kirche unsere Rolle kompromißlos spielen“, sagte Solórzano.
Die nicaraguensischen Bischöfe nannten den Kampf gegen die Armut, die vertiefte Glaubensunterweisung der Katholiken und den Schutz der Kinder im Mutterleib als größte Herausforderungen. Vor allem sei es wichtig, gegen die als „therapeutisch“ bezeichnete Abtreibung mit medizinischer Indikation einzutreten, die eine schleichende Legalisierung von Abtreibungen einleiten werde. Es gebe massiven Druck seitens der internationalen Organisationen und der Industrie-Nationen, die Abtreibung zu legalisieren, jedoch seien die Menschen in Nicaragua „ein Volk, das das Leben liebt“.
Die Kirche setze sich umfassend dafür ein, daß das Leben geschützt werde, auf juristischer Ebene ebenso wie in den Schulen und Pfarrgemeinden. In Nicaragua ist die Abtreibung bislang verboten. Damit hat das Land laut Kirche in Not den stärksten Schutz gegen Abtreibungen in Lateinamerika.
(PM/ JF)