(Erfurt) Drei Forscher der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Wien identifizierten die Texte in einer mehr als 800 Jahre alten Handschrift der Biblioteca Amploniana, die in Erfurt aufbewahrt wird.
In drei der Predigten steht die tätige Nächstenliebe in Form von Almosen im Mittelpunkt (Sermones Erfurt 2, 3, 4). In ihnen behandelt Augustinus u. a. das Verhältnis zwischen materieller Unterstützung, die die Gemeinde ihrem Bischof gewährt, und der von ihm zu leistenden geistlichen Gegengabe in Form pastoraler Betreuung. Zwei weitere der jetzt entdeckten Predigten wurden anläßlich von Märtyrerfesten gehalten. Eine weitere, bisher gleichfalls nur lückenhaft überlieferten Märtyrerpredigt auf Cyprian, den 258 hingerichteten Märtyrerbischof von Karthago, geißelt die Unsitte, Märtyrerfeste mit ausgiebigen Trinkgelagen zu begehen (Sermo Erfurt 6), während eine andere Predigt (Sermo Erfurt 5), von der Wirklichkeit der Auferstehung der Toten handelt und dazu auffordert, an die Wahrheit der biblischen Weissagungen zu glauben, da die vorhergesagten Ereignisse zum Teil bereits eingetroffen seien. – Die Pergamenthandschrift mit der Signatur Dep. Erf. CA. 12° 11 entstand in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts wahrscheinlich in England und enthält insgesamt über 70 weitere Predigten verschiedener spätantiker und mittelalterlicher Theologen.
(PM)