(Vatikan) Das „berühmte Schweigen“ von Papst Pius XII. zum Nationalsozialismus „entspricht nicht der historischen Wahrheit“. Dies erklà rte heute Kardinal José Saraiva Martins in Rom. Der Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse war von Journalisten auf das Seligsprechungsverfahren von Pius XII. angesprochen worden, der von 1939 bis 1958 als Nachfolger des Apostels Petrus auch während des Zweiten Weltkrieges wirkte. Der Kardinal erklärte, daß das Verfahren „sicher nicht aufgeschoben oder gar beiseite gelegt“ worden sei, sondern fortgesetzt werde.
Man nütze vielmehr in diesem Jahr den 50. Todestag des Papstes für eine Reihe von Initiativen, mit denen eine noch bessere Kenntnis dieses Kirchenoberhauptes und seiner Spiritualität gewonnen werden soll. Zu den Initiativen gehören auch eine Tagung und eine Ausstellung über sein Pontifikat. Ebenso wurde eine eigenen Kommission eingesetzt, um das Leben des Papstes zu studieren, der die neuere Kirchengeschichte stark prägte. Alle diese Initiativen stehen „nicht in Konkurrenz“ zum Seligsprechungsverfahren, sondern „helfen“ diesem, erklärte Kardinal Saraiva Martins. Auf das angebliche Schweigen von Pius XII. angesprochen, antwortete der Kardinal: „Statt von Schweigen, würde ich eher von Vorsicht sprechen, die darauf abzielte, die Situation der Juden nicht noch schlimmer und unerträglicher werden zu lassen.“
Für den Seligen Papst Johannes XXIII. (1958–1963), hingegen, sei kein Heiligsprechungsverfahren im Gange. Für die Einleitung eines solchen sei ein Wunder notwendig, das nach der Seligsprechung geschehen sein müsse. Für Papst Johannes Paul I. (1978) sei nach Abschluß des Verfahrens auf Diözesanebene der Seligsprechungsprozeß in Rom eingeleitet worden.
(SIR/RP)