(Paris) In Frankreich schrieb ein Bürgermeister den Bürgern seiner Gemeinde einen Brief, darin teilte er ihnen mit: „Ich kann keine Homo-Ehen trauen. Sollte ich gezwungen werden, trete ich zurück.“ Die Gemeinde heißt Fontgombault. Dort befindet sich ein weltweit bekannte Benediktinerabtei, die den überlieferten Ritus pflegt und der katholischen Tradition verpflichtetet ist.
Im späten Frühjahr beschloß die sozialistische Parlamentsmehrheit die Legalisierung der „Homo-Ehe“ trotz massiven Widerstandes einer breiten Bürgerrechtsbewegung. Seither stehen Frankreichs Bürgermeister unter Druck. Wenn ein Homo-Paar sich trauen lassen will, müssen sie eine Grundsatzentscheidung treffen. Um jeden Widerstand zu brechen, erließ die Regierung von Staatspräsident Hollande gleich entsprechende Strafmaßnahmen mit. Sollte ein Bürgermeister sich weigern, ein Homo-Paar zu trauen, drohen ihm nicht nur die Amtsenthebung und ein Strafgeld von 75.000 Euro sondern auch fünf Jahre Gefängnis.
„Es gibt ein Naturrecht, das über den Gesetzen der Menschen steht“
Jacques Tissier, der katholische Bürgermeister von Fontgombault hat seine Entscheidung getroffen. Er will zurücktreten: „Es gibt ein Naturrecht, das über den Gesetzen der Menschen steht.“ Die Entscheidung des Bürgermeisters wird vom gesamten Gemeinderat geteilt. Gemeinderegierung und Gemeinderat wollen geschlossen zurücktreten, sollte die Gemeinde gezwungen werden, eine „Trauung“ von zwei Homosexuellen durchführen zu müssen. Ein entsprechender Beschluß wurde vom Gemeinderat am vergangenen 24. Oktober gefaßt .
Da der Gesetzgeber den Bürgermeistern die Gewissensfreiheit ausdrücklich verweigert hat, gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder abgesetzt zu werden und ins Gefängnis zu gehen oder zurückzutreten.
Jacques Tissier sieht in der Leugnung der Gewissensfreiheit eine schwere Verletzung der Religionsfreiheit. Zudem sei die „Homo-Ehe“ eine Absurdität, da es zwei gleichgeschlechtlichen Personen aus eigenem Willen kategorisch unmöglich ist, neues Leben zu zeugen, die Ehe aber im Kern genau auf der grundsätzlichen Weitergabe des Lebens beruht.
Die Tageszeitung Nouvelle Republique berichtete, daß die Entscheidung des Bürgermeisters von manchen als „skandalös“ und „schockierend“ bezeichnet worden sei. Bürgermeister Tissier forderte jene auf, die „Probleme“ mit seiner Entscheidung haben, sich direkt an ihn zu wenden und mit ihm zu sprechen.
Bürgermeister schon „negativ“ aufgefallen: Nach Erdbeben auf Haiti betete er für die Opfer
Tissier, seit 1977 Bürgermeister von Fontgombault, war bereits 2010 in die Schlagzeilen geraten. Nach dem Erdbeben auf Haiti bat er den Gemeinderat mit ihm vor Sitzungsbeginn ein Vater unser und ein Gegrüßet seist Du Maria für die Opfer des Erdbebens zu beten. Im Land, in dem seit mehr als 100 Jahren die Laizität offizielle Staatsdoktrin ist, ein ungeheuerlicher Affront.
Kirchengegner und Befürworter der „Homo-Ehe“ riefen bereits dazu auf, daß Homo-Paare eigens nach Fointgombault übersiedeln und dort die „Trauung“ verlangen sollen, um den Bürgermeister und den Gemeinderat zum Rücktritt zu zwingen.
Die Legalisierung der „Homo-Ehe“ belastet Tausende französischer Bürgermeister. Sie haben sich im Widerstand gegen die Einführung des neuen Gesetzes in der Plattform Maires pour l’Enfance (Bürgermeister für die Kindheit) zusammengeschlossen. Gegen einige Bürgermeister, die sich weigerten eine „Homo-Ehe“ zu trauen, wurde bereits Strafanzeige erstattet. So gegen Jean-Michel Colo, seit 1983 Bürgermeister der französischen Gemeinde Arcangues.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Commune de Fontgombault