(Mumbai) „Seit die Bharatiya Janata Party [hindunationalistische Volkspartei] in Karnataka an die Macht gekommen ist, haben Angriffe gegen Christen zugenommen und auch andere religiöse Minderheiten im Staat fühlen sich bedroht.“ Mit diesen Worten schildert Sajan George, der Vorsitzende des Global Council of Indian Christians (GCIC) die Lage der Christen zwei Tage vor den Wahlen im indischen Bundesstaat Karanataka. Am 5. Mai sind die Bürger aufgerufen, den neuen Ministerpräsidenten, den Chief Minister zu wählen.
Die Hindunationalisten der BJP regieren den indischen Teilstaat seit 2008 und unterstützen seither offen ultranationalistische Hindugruppen wie Sangh Parivar, die für zahlreiche Gewalttaten gegen Christen verantwortlich sind. „2012 hat der Global Council 41 antichristliche Angriffe registriert, 2013 waren es bisher bereits sieben“, so Sajan George. „Dabei handelt es sich natürlich nur um statistische Angaben: zerstörte Kirchen, zerstörte Häuser, eingesperrte Christen. Wenn wir alle Beleidigungen, vorübergehende Festnahmen und Einschüchterungen registrieren würden, wäre die Zahl viel höher.“
George spricht von einem „geheimen politischen Ziel“ der Hindunationalisten. Die BJP sucht die Unterstützung der militanten Anhänger der Hindutva, jener hindunationalistischen Ideologie, die den Hinduismus als einzige ethnische, kulturelle und politische Identität Indiens propagiert. Für diese Ideologie stellt das Christentum, ebenso wie der Buddhismus oder der Islam eine indienfremde Religion und Kultur und damit einen Fremdkörper dar, der zu entfernen ist. Das erklärt die hindunationalistischen Angriffe gegen Christen und andere religiöse Minderheiten. „Diese extremistischen Gruppen fühlen sich stark, weil sie über politische Protektion verfügen und greifen die verwundbaren Minderheiten Karnatakas an und verfolgen sie. Die Hauptverantwortlichen dieser Gewalt sind meist in den Polizeikräften zu suchen, die den Angreifern Straffreiheit garantieren“, so Sajan George.
Bezeichnend ist die Gerechtigkeitskommission, die vom pensionierten Richter Somashekhar geleitet wird. Die Kommission wurde von der BJP eingerichtet, um die antichristlichen Progrome von 2008 zu untersuchen. „In ihrem Abschlußbericht spricht die Kommission Polizei, Regierung und Hindufundamentalisten von jeder Schuld frei. Dutzende von eindeutigen Zeugenaussagen blieben unbeachtet. Die Progrome haben für die Kommission keine Täter. Statt dessen fordert die Kommission den gesamten Kirchenbesitz zu erfassen und Pfarreien, Pastoren, Schenkungen und Spendenflüsse genau zu überwachen“, so der GCIC-Vorsitzende.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews