Bischof von Providence (USA) erklärt dem Abgeordneten Kennedy im Fernsehen, was es heißt Katholik zu sein


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Msgr. Tho­mas Tobin
Bild: Tho­mas Peters

(Washing­ton) Ein Bei­spiel, wie Bischö­fe eine kla­re Spra­che spre­chen und dabei gekonnt mit Medi­en umge­hen und für die eige­ne Sache nut­zen kön­nen, lie­fer­te der Bischof der Diö­ze­se Pro­vi­dence in den USA, Msgr. Tho­mas Tobin. Der 62-jäh­ri­ge Bischof in Rho­de Island gehört zu jener Gene­ra­ti­on ver­hält­nis­mä­ßig jun­ger Bischö­fen, die einer blas­sen Spra­che eine kräf­ti­ge und vor allem kla­re Spra­che vor­zie­hen, die weni­ger auf Vor­sicht, son­dern mehr auf Ehr­lich­keit set­zen. Es ist eine Gene­ra­ti­on von Bischö­fen, die den Umgang mit den Mas­sen­me­di­en beherrscht und zu nüt­zen weiß. Genau so mach­te es Bischof Tobin in die­sen Tagen, wie Pao­lo Roda­ri im Il Foglio berichtete.

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Zunächst ließ er sei­nen Geg­ner Dampf ablas­sen. Um genau zu sein, beklag­te sich der demo­kra­ti­sche Abge­ord­ne­te Patrick Ken­ne­dy, Sohn des kürz­lich ver­stor­be­nen Sena­tors Ted Ken­ne­dy, in den Medi­en dar­über, daß der Bischof ihm die Hei­li­ge Kom­mu­ni­on ver­wei­gert hat­te, weil er für die Abtrei­bung sei. Bischof Tobin ließ es zu, daß die medi­al gewich­ti­gen Wor­te eines katho­li­schen Ken­ne­dy gegen die Kir­che über die Medi­en durch die hal­be Welt schal­ten und laut­star­ke Unter­stüt­zung von über­zeug­ten Abtrei­bungs­lob­by­isten fan­den. Dann aber, plötz­lich und völ­lig uner­war­tet, ergriff er das Wort. Und er tat die­se über die Haupt­fern­seh­ka­nä­le der USA: zuerst bei NBC in der Sen­dung Hard­ball mit Rekord­ein­schalt­quo­ten, dann bei Fox in der O’Reilly Show. Damit erreich­te er alle US-Bundesstaaten.

In einer Direkt­sen­dung, unge­schnit­ten, im Kola­re und mit Brust­kreuz, erklär­te Bischof Tobin sei­nen Stand­punkt, den Stand­punkt der katho­li­schen Kir­che. Er tat das mit einer Selbst­ver­ständ­lich­keit und Sicher­heit, wie ein Wirt­schafts­fach­mann über den Gang der Bör­se an der Wall Street berich­ten wür­de. Eine kla­re Spra­che, gewin­nen­des Lächeln, kon­kre­te Inhal­te und ohne um den Brei her­um­zu­re­den. „Wenn eine Per­sön­lich­keit des öffent­li­chen Lebens sich in einer Macht­po­si­ti­on befin­det, durch die sie die Gesetz­ge­bung beein­flus­sen kann, stellt sich eine grund­le­gen­de Fra­ge: Wenn der Leh­re der Kir­che nicht gefolgt wer­den kann, dann ist es not­wen­dig die eige­ne Arbeit auf­zu­ge­ben und die eige­ne See­le zu ret­ten.“ Genau so sag­te es der Bischof: „Die eige­ne Arbeit auf­ge­ben und die eige­nen See­le ret­ten.“ Und wei­ter. „Was ich dem Abge­ord­ne­ten Ken­ne­dy zu sagen ver­su­che, ist: Wenn Du Katho­lik bist, dann lebe wie ein sol­cher und ver­such die Leh­re der Kir­che anzuerkennen.“

Der Bischof schreibt wöchent­lich eine Kolum­ne in der diö­ze­sa­nen Kir­chen­zei­tung Rho­de Island Catho­lic. Sie trägt den bezeich­nen­den Titel Wit­hout a Doubt. In die­sen Spal­ten mach­te Msgr. Tobin nach den Erklä­run­gen Ken­ne­dys einen Brief öffent­lich, den er dem Abge­ord­ne­ten geschrie­ben hat­te und in dem er die­sem erklärt „was es bedeu­tet, Katho­lik zu sein“. Ken­ne­dy hat­te behaup­tet, daß man im Wider­spruch mit der Hier­ar­chie der Kir­che ste­hen kön­ne, aber des­halb nicht weni­ger katho­lisch sei. „Ich hin­ge­gen sage Ihnen“, ant­wor­te­te Tobin, „daß Katho­lik sein bedeu­tet, an einem gemein­sa­men Glau­ben teil­zu­ha­ben, der kla­re und defi­nier­te Auto­ri­tä­ten und Leh­ren hat, Pflich­ten und Erwar­tun­gen. Es bedeu­tet, der katho­li­schen Leh­re vor allem in Fra­gen des Glau­bens und der Moral zu fol­gen. Es bedeu­tet, einer ört­li­chen Gemein­schaft anzu­ge­hö­ren, am Sonn­tag die Hei­li­ge Mes­se zu besu­chen, regel­mä­ßig die hei­li­gen Sakra­men­te zu emp­fan­gen, es bedeu­tet, der Kir­che per­sön­lich und öffent­lich zu fol­gen.“ Der Bischof führ­te zudem aus: „Ihre Hal­tung zur Abtrei­bung ist für die Kir­che inak­zep­ta­bel und ist ein Ärger­nis für alle Gläu­bi­gen. Nicht nur das: sie ver­rin­gert abso­lut Ihre Gemein­schaft mit der Kir­che selbst.“

Die kla­ren und deut­li­chen Wor­te haben unter­schied­lich­ste Reak­tio­nen aus­ge­löst. Sie haben vor allem das Inter­es­se der US-Medi­en aller Bun­des­staa­ten geweckt. Das ist der zwei­te Schlag­ab­tausch inner­halb kur­zer Zeit zwi­schen der Kir­che und den Ken­ne­dys, die in den USA als die bekann­te­ste katho­li­sche Fami­lie gel­ten und des­halb exem­pla­ri­sche Bedeu­tung haben. Vor kur­zem kri­ti­sier­te Msgr. Ray­mond Bur­ke, Prä­fekt der Ober­sten Signa­tur des Vati­kan und selbst US-Ame­ri­ka­ner, daß dem ver­stor­be­nen Sena­tor Ted Ken­ne­dy eine katho­li­sche Bestat­tung zuge­stan­den wur­de, obwohl er sich für die Lega­li­sie­rung der Ermor­dung unge­bo­re­ner Kin­der einsetzte.

Gegen Bischof Tobin schäum­te umge­hend alles, was im soge­nann­ten libe­ra­len Umfeld gesell­schaft­lich Rang und Namen hat. Die Kri­tik am Bischof von Pro­vi­dence wird dabei mit der Befür­wor­tung eines Antrags zur öffent­li­chen Finan­zie­rung der Abtrei­bung, der im Senat ein­ge­bracht wur­de. Eine sol­che war mit gro­ßer Mehr­heit vom Reprä­sen­tan­ten­haus aus­drück­lich unter­sagt wor­den. Gegen den neu­en Antrag der Abtrei­bungs­lob­by­isten machen Bischö­fe und katho­li­sche Orga­ni­sa­tio­nen mobil.

(Palaz­zo Apo­sto­li­co/​ GN)

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