
Die im Dezember 2024 nach der Wahl von Donald Trump erfolgte Nominierung von Brian Francis Burch zum neuen Botschafter der Vereinigten Staaten beim Heiligen Stuhl war von Anfang an in den Augen progressiver Kreise ein brisantes Thema. Allein schon die Bekanntgabe des Namens des diplomatischen Neulings sorgte innerhalb des bergoglianischen Hofstaates für hitzige Erregung. Besonders echauffiert zeigte sich auch der Franziskus-Biograph Austen Ivereigh, der in sozialen Medien ein Veto gegen die US-Nominierung forderte.
Was aber empörte die Bergoglianer in den USA und im Vatikan? Brian Francis Burch, der politische Philosophie studiert hatte, war nach Jahren als Manager in der Privatwirtschaft, Vorsitzender bzw. Geschäftsführer katholischer Interessensverbände geworden – konservativer Interessensverbände wie Catholic Vote Civic Action und Catholic Vote Education Fund. Diese Organisationen konzentrieren sich auf die Förderung von Werten der katholischen Lehre in der amerikanischen Politik wie: Schutz des Lebens, Religionsfreiheit, wertebasierte Politik, Förderung von Ehe und Familie, wertbasierte Schulbildung und Wahlfreiheit der Eltern bei der Schulwahl ihrer Kinder und vor allem auch Abwehr des Relativismus und Schutz der Kinder von der Gender-Ideologie.
Den Demokraten nahestehende Kirchenmänner scheinen damit Probleme zu haben.

Doch nicht nur die Ernennung Burchs sorgte für Aufregung. Diese spiegelte eine tiefere Auseinandersetzung wider: Der Vatikan war alarmiert, daß der neue konservative Botschafter nicht den dort gewünschten diplomatischen Takt eines „guten Katholiken“ mitbringen könnte. Anders ausgedrückt: Die Befürchtung war, Burch könnte auch in seiner neuen Funktion gegenüber dem Heiligen Stuhl eine klarere Linie einfordern.
Der erste Schlagabtausch ließ nicht lange auf sich warten: Papst Franziskus ernannte als Reaktion auf die Nominierung von Brian Burch seinen langjährigen Verbündeten, Bischof Robert McElroy, zum Erzbischof von Washington und kreierte ihn zum Kardinal. McElroy ist für seine „politische Korrektheit“ an der Seite der Demokratischen Partei und seine feste Verankerung im kirchlichen „Gay-friendly“-Lager bekannt.
Die bergoglianische Reaktion war eindeutig: Wenn der von mir bekämpfte Donald Trump mir einen konservativen Katholiken als Botschafter nach Rom schickt, setze ich ihm einen besonders progressiven Bischof nach Washington.
Ein päpstliches Veto gegen Burch erfolgte jedoch nicht. Am 2. August 2024 bestätigte der US-Senat die Entsendung Burchs nach Rom.
Am 1. September 2025 überreichte der neue Botschafter sein Beglaubigungsschreiben an Monsignore Edgar Peña Parra, den Substituten am vatikanischen Staatssekretariat. Ein formeller Akt, der den Beginn von Burchs offizieller Amtszeit markierte. Doch es war die Audienz bei Papst Leo XIV. am 13. September 2025, die weltweit Schlagzeilen machte.
In einer Privataudienz im Apostolischen Palast, so der Bericht der US-Botschaft, wurden nicht nur weltpolitische Themen angesprochen, sondern auch sehr konkret die aktuell sensibelsten globalen Konflikte und Herausforderungen. Die Diskussion drehte sich um den Krieg in der Ukraine, die anhaltende Krise in Gaza und die komplexen Beziehungen des Vatikans zur Volksrepublik China. Der neue Botschafter und der Papst tauschten sich zudem über die revolutionäre Entwicklung der Künstlichen Intelligenz aus, ein Thema, das immer mehr in den Fokus der internationalen Politik rückt.
Botschafter Burch erinnerte auch an den schrecklichen Mord an dem US-amerikanischen Aktivisten Charlie Kirk. Papst Leo XIV. äußerte sein Mitgefühl für die Hinterbliebenen und bekräftigte, dass „politische Differenzen niemals durch Gewalt gelöst werden“ dürften. Der Papst betonte, dass er für die Familie des Ermordeten beten werde.
Botschafter Burch selbst beschrieb die Begegnung als „außerordentlich herzlich“ und betonte, dass das Gespräch wie ein Treffen mit einem alten Freund in Chicago gewesen sei – ein Moment, der die persönliche und diplomatische Seite dieser Begegnung auf harmonische Weise verband.
Die Audienz verdeutlichte das zunehmend komplexe Wechselspiel zwischen globaler Diplomatie, den politischen Spannungen der Gegenwart und den einzigartigen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Heiligen Stuhl. In einem Moment, in dem geopolitische Konflikte und technologische Revolutionen gleichermaßen die internationale Politik prägen, ist eine enge Zusammenarbeit entscheidend, um künftige Herausforderungen zu meistern.
Soweit die Darstellung der US-Botschaft. Eine vatikanische Stellungnahme hierzu fehlt. Papst Leo XIV. und der Vatikan äußerten sich bisher nicht öffentlich zur Ermordung von Charlie Kirk.
Ganz anders war die Reaktion des Vatikans 2020 nach dem Tod des Kleinkriminellen George Floyd in Minneapolis, nachdem dieser von der Polizei festgenommen worden war. Floyd starb aufgrund einer unangemessenen, wenn auch nicht beabsichtigten Anwendung von Gewalt durch die Polizei. Während seiner Festnahme drückte ein Polizist über längere Zeit auf Floyds Hals, was zu seiner Erstickung führte. Die Polizei hatte nicht die Absicht, Floyd zu töten, doch die Anwendung von übermäßiger Gewalt war unverhältnismäßig und illegal.
Sowohl Papst Franziskus als auch der Vatikan äußerten sich zum Tod Floyds. Franziskus zeigte sich in einer Reihe von Äußerungen „sehr besorgt“ und betonte die Bedeutung der Achtung der Menschenwürde und die Ablehnung von Rassismus.
Nur wenige Tage nach Floyds Tod sprach Franziskus in einem öffentlichen Gebet auf dem Petersplatz über das Ereignis. Er verurteilte den „brutalen“ Tod Floyds und kritisierte „Rassismus und Gewalt“. Franziskus sprach sich gegen „jede Form von Diskriminierung und Ungerechtigkeit“ aus.
Franziskus zeigte sich zudem besorgt über die zunehmende Gewalt, die nach Floyds Tod in den USA aufkam, betonte aber zugleich das legitime Streben nach sozialer Gerechtigkeit.
Insgesamt nahm Franziskus mehrfach zu dem Ereignis Stellung und tat dies in einer Form, die als indirekte Sympathie für Black Lives Matter und die von der politischen Linken initiierten politischen Reaktionen gedeutet wurde.
Ganz anders zeigt sich nun die Reaktion des Vatikans im Zusammenhang mit der kaltblütigen Ermordung von Charlie Kirk. Dabei besteht zwischen beiden Fällen ein eklatanter rechtlicher Unterschied: Fahrlässigkeit versus Vorsatz.
Die Reaktion des Heiligen Stuhls steht in einem umgekehrten Verhältnis zu dem jeweiligen Maß. Auch am gestrigen Sonntag, nach dem Treffen mit dem neuen Botschafter, verabsäumte es Leo XIV., beim Angelus auf dem Petersplatz, sich öffentlich zu äußern.
Aber offenbar entscheidet die politische Färbung sowohl über den Grad der Anteilnahme und des Mitgefühls als auch über den der Verurteilung und Zurückweisung eines Verbrechens.
Die Frage ist: Wie einflußreich ist der bergoglianische Hofstaat noch immer? Und: Will sich Leo XIV. von diesem befreien?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanMedia (Screenshots)
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