Bekehrung zur Öko-Religion? Ich bevorzuge das Paradies

Kritische Anmerkungen zum Pontifikat von Papst Leo XIV.


Am 9. Juli zelebrierte Papst Leo XIV. in den Gärten von Castel Gandolfo die erste Messe "zur Bewahrung der Schöpfung", die kurz zuvor eingeführt wurde.
Am 9. Juli zelebrierte Papst Leo XIV. in den Gärten von Castel Gandolfo die erste Messe "zur Bewahrung der Schöpfung", die kurz zuvor eingeführt wurde.

Kri­ti­sche Anmer­kun­gen zum Pon­ti­fi­kat von Papst Leo XIV. kom­men vom Histo­ri­ker Mas­si­mo Vigli­o­ne, der meint, daß der neue Papst nicht Was­ser auf alle Müh­len tra­gen soll­te – denn nicht jede Müh­le ver­dient Was­ser: Man­che mah­len schlech­tes Mehl, und eini­ge ver­gif­ten sogar das Brot.

Bekehrung zur Öko-Religion? Ich bevorzuge das Paradies

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Von Mas­si­mo Viglione*

Seit der Wahl habe ich nichts mehr über Papst Leo XIV. geschrie­ben, weil ich abwar­ten woll­te, um mir ein gründ­li­ches Urteil zu bil­den. Nun bin ich jedoch – gegen mei­nen Wil­len – gezwun­gen, ein gro­ßes Bedau­ern zum Aus­druck zu brin­gen.
Nach­dem ich gehört hat­te, daß ein eige­nes Meß­for­mu­lar zur „Bewah­rung der Schöp­fung“ ein­ge­führt wor­den sei und daß Leo XIV. in einer Anspra­che erklärt haben soll, wir müß­ten uns zum „Öko­lo­gis­mus“ bekeh­ren und daß „die Erde brennt“, woll­te ich per­sön­lich nach­prü­fen, was genau gesagt wor­den war.

Daher habe ich die offi­zi­el­le Inter­net­sei­te des Hei­li­gen Stuhls auf­ge­ru­fen, um den offi­zi­el­len Text der Pre­digt zu lesen, die am 9. Juli gehal­ten wur­de. Ich füge den Link bei, damit jeder selbst nach­le­sen kann. Hier sind die Sät­ze, die für unse­re Betrach­tung von Inter­es­se sind:

„Ich möch­te hin­zu­fü­gen, daß wir für die Bekeh­rung vie­ler Men­schen inner­halb und außer­halb der Kir­che beten müs­sen, die noch nicht die Dring­lich­keit erken­nen, für unser gemein­sa­mes Haus Sor­ge zu tra­gen.
Vie­le Natur­ka­ta­stro­phen, die wir noch immer in der Welt sehen – fast täg­lich an vie­len Orten, in vie­len Län­dern –, sind zum Teil auch durch die Exzes­se des Men­schen mit sei­nem Lebens­stil ver­ur­sacht. Des­halb müs­sen wir uns fra­gen, ob wir selbst die­se Bekeh­rung leben oder nicht: Wie not­wen­dig ist sie doch!
Nach­dem ich all dies gesagt habe, habe ich auch eine Pre­digt, die ich vor­be­rei­tet hat­te und die ich euch nun vor­tra­gen möch­te – habt also etwas Geduld: Es gibt eini­ge Ele­men­te, die wirk­lich hel­fen, die Refle­xi­on heu­te vor­mit­tag fort­zu­set­zen, da wir gemein­sam die­sen fami­liä­ren und ruhi­gen Moment erle­ben – wenn auch in einer Welt, die sowohl durch die Erd­er­wär­mung als auch durch bewaff­ne­te Kon­flik­te in Flam­men steht. Dies macht die Bot­schaft von Papst Fran­zis­kus in den Enzy­kli­ken Lau­da­to si’ und Fra­tel­li tut­ti so aktuell.“

Das also sind die ent­schei­den­den Pas­sa­gen. Offen­sicht­lich ist hier nicht von einer Bekeh­rung zum Öko­lo­gis­mus die Rede, aber sehr wohl von „Bekeh­rung“ – und von feh­len­der Bekeh­rung – in einer Mes­se, die aus­drück­lich der „Bewah­rung der Schöp­fung“ gewid­met ist.

Doch der Schlüs­sel­satz ist ein­deu­tig und unbe­streit­bar fol­gen­der – schwarz auf weiß:

„(…) in einer Welt, die brennt, sei es durch die Erd­er­wär­mung oder durch bewaff­ne­te Kon­flik­te, die die Bot­schaft von Papst Fran­zis­kus in sei­nen Enzy­kli­ken Lau­da­to si’ und Fra­tel­li tut­ti so aktu­ell machen.“

Die­se bei­den Enzy­kli­ken Berg­o­gli­os sind in meh­re­ren ihrer Pas­sa­gen häre­tisch und von einer gno­sti­schen und pan­the­isti­schen öko­lo­gi­schen Ideo­lo­gie geprägt, die nie­mals wider­ru­fen wurde.

Doch der eigent­li­che Knack­punkt in der Pre­digt von Leo XIV. ist ein ande­rer: Es ist jener Satz, in dem er sagt: „in einer Welt, die brennt, sei es durch die Erd­er­wär­mung…“ Ich habe die­se Stel­le nun schon drei­mal wie­der­holt, denn wir alle wis­sen, daß die Welt nicht brennt und daß es auch kei­ne men­schen­ge­mach­te Erd­er­wär­mung gibt. Es ist ein­fach Som­mer. Hier in Ita­li­en ist es heiß, weil Som­mer ist. Und es ist weni­ger heiß als in vie­len Som­mern der 70er und 80er Jah­re oder jenem wirk­lich schreck­lich hei­ßen Som­mer von 2003.

Mehr noch: Genau gestern, wäh­rend Leo XIV. die­se uner­träg­li­chen Aus­sa­gen mach­te, san­ken – „iro­ni­scher­wei­se“ – die Tem­pe­ra­tu­ren in wei­ten Tei­len Ita­li­ens stark ab, sodaß man mor­gens und abends von „kühl“ spre­chen konn­te und tags­über von fri­scher Luft.

Sogar die Natur selbst ver­spot­tet den Öko-Unsinn. Und um Unsinn han­delt es sich, ganz gleich, wer ihn äußert – „selbst wenn es der Papst ist!“

Es ist schlicht­weg ein Ärger­nis, daß Leo XIV. den Öko-Wahn­sinn sei­nes Vor­gän­gers fort­setzt und ihn sogar noch ver­herr­licht. Es ist skan­da­lös, daß er sagt, die Welt sei über­hitzt – ganz im Sin­ne des glo­ba­li­sti­schen Dreh­buchs –, was jedoch von vie­len der bekann­te­sten Wis­sen­schaft­ler wider­legt wird (dar­un­ter auch Rub­bia und Zichi­chi, um nur zwei nam­haf­te ita­lie­ni­sche Wis­sen­schaft­ler zu nen­nen). Ganz zu schwei­gen davon, daß es von den für jeden sicht­ba­ren Tat­sa­chen wider­legt wird – und damit vom ein­fa­chen mensch­li­chen Verstand.

In der Ver­gan­gen­heit hat­te Pre­vost als Bischof – im Gehor­sam gegen­über Berg­o­glio – alle auf­ge­for­dert, sich imp­fen zu las­sen; und jetzt, als Papst Leo XIV., for­dert er uns auf, uns zu bekeh­ren, um gegen etwas zu kämp­fen, das nicht exi­stiert, son­dern künst­lich her­bei­ge­re­det wird – von jenen Mäch­ten, die die Welt beherr­schen, Gott und den Men­schen ver­ach­ten und die mensch­li­che Zivi­li­sa­ti­on zer­stö­ren wol­len (die christ­li­che haben wir ohne­hin schon längst verspielt).

Leo XIV. ruft zur Bekeh­rung und zur Ret­tung einer über­hitz­ten Welt auf. Zuge­ge­ben: Im Unter­schied zu sei­nem stets viel zu sehr gelob­ten Vor­gän­ger ruft er uns auch dazu auf, Chri­stus und Maria zu lie­ben und ihnen zu fol­gen – das ist eine Tat­sa­che, die nie­mand leug­nen kann.

Das Pro­blem liegt jedoch dar­in, daß er mit dem Begriff „Bekeh­rung“ im öko­lo­gi­schen Zusam­men­hang den gno­sti­schen und pan­the­isti­schen Öko­lo­gis­mus in den Rang einer Reli­gi­on erhebt. Genau das wün­schen sich die Fein­de Got­tes und des Men­schen als Geschöpf Got­tes.
Ob sich Leo XIV. des­sen bewußt ist oder ein ihm von Berg­o­glia­nern vor­ge­ge­be­nes Pro­gramm absol­viert, spielt dabei kaum eine Rolle.

Ich schlie­ße mit den Wor­ten, daß ich kei­nes­wegs den­ke, Leo XIV. die­ne die­sen Kräf­ten direkt – im Gegen­satz zu sei­nem Vor­gän­ger, von dem ich genau das anneh­me, auch wenn Leo ihn über die Maßen lobt.

Aber ich den­ke, daß – neben einer gewis­sen per­sön­li­chen Nai­vi­tät, neben dem Ein­fluß jener, die ihn gewählt haben und den Vati­kan steu­ern – die Ursa­che die­ser unvor­sich­ti­gen Tor­heit jener ver­hee­ren­de Tumor des Gei­stes ist, der vor sech­zig Jah­ren (oder viel­mehr schon frü­her) in die Kir­che ein­ge­drun­gen ist und den nur Gott aus­mer­zen kann.

Solan­ge die­ser Tumor exi­stiert, ist es rei­ne Illu­si­on, auf die Ret­tung der Kir­che und auf die ein­zig wah­re not­wen­di­ge Bekeh­rung zu hof­fen: die des Kle­rus, der einst katho­lisch war – ange­fan­gen bei den Bischöfen.

Erst dann, wenn die­se Bekeh­rung ein­tritt, wird auch die ein­zig wah­re Bekeh­rung des katho­li­schen Vol­kes fol­gen – und nicht nur dessen.

Was mich betrifft: Ich wer­de mich nie­mals zum glo­ba­li­sti­schen, berg­o­glia­ni­schen Davo­ser Öko­lo­gis­mus bekeh­ren.
Ich bevor­zu­ge das Paradies!

*Mas­si­mo Vigli­o­ne, Histo­ri­ker, seit 2005 Lehr­be­auf­trag­ter an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom und For­scher des Natio­na­len For­schungs­rats (ita­lie­ni­sche Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten), Autor zahl­rei­cher Bücher zu Revo­lu­ti­on und Kon­ter­re­vo­lu­ti­on und zur christ­li­chen Zivilisation.

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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