DemoS, die neue linkskatholische Partei

Der politische Katholizismus hat sich selbst abgeschafft


DemoS (Solidarische Demokratie), die neue linkskatholische Partei Italiens. Andrea Riccardi, Gründer der Gemeinschaft von Sant'Egidio, spricht am Rednerpult.
DemoS (Solidarische Demokratie), die neue linkskatholische Partei Italiens. Andrea Riccardi, Gründer der Gemeinschaft von Sant'Egidio, spricht am Rednerpult.

(Rom) Die umtrie­bi­ge Gemein­schaft von Sant’Egidio ist unter die Par­tei­grün­der gegan­gen. In Ita­li­en fand am ver­gan­ge­nen Frei­tag, dem 13. Juli, die Grün­dung der neu­en Par­tei DemoS – Demo­cra­zia Soli­da­le (Soli­da­ri­sche Demo­kra­tie) statt.

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Auf loka­ler Ebe­ne gab es seit 2014 Erfah­run­gen damit. Nun nahm sich die Gemein­schaft von Sant’Egidio, bekannt für ihre Par­al­lel­di­plo­ma­tie, der Sache an und hob das Pro­jekt auf gesamt­staat­li­che Ebe­ne. Die neue Par­tei hält der­zeit offi­zi­ell ein Man­dat im EU-Par­la­ment und drei Land­tags­sit­ze. Es könn­ten in naher Zukunft aber mehr wer­den, da der ita­lie­ni­sche Par­la­men­ta­ris­mus für das Tar­zan-Prin­zip bekannt ist, das sind flie­gen­de und häu­fi­ge Wech­sel zwi­schen Frak­tio­nen und Parteien.

Integraler Bestandteil des Linkssprektrums

Das Haupt­we­sens­merk­mal von DemoS ist die feste Ver­an­ke­rung im lin­ken Spek­trum. Und natür­lich hat die Gemein­schaft von Sant’Egidio offi­zi­ell nichts mit dem Pro­jekt zu tun. Doch selbst die Tages­zei­tung La Repubbli­ca, das Flagg­schiff der lin­ken Medi­en und die ein­zi­ge Tages­zei­tung, die Papst Fran­zis­kus „täg­lich“ liest, schreibt, daß die neue Par­tei eine Initia­ti­ve die­ser kirch­li­chen Gemein­schaft ist. Immer­hin ent­stam­men ihr die Grün­dungs­ka­der, wes­halb schon all­ge­mein von der „Par­tei von Sant’Egidio“ die Rede ist.

Der Par­tei­na­me gilt als Pro­gramm in Kurz­fas­sung: Die Par­tei ist demo­kra­tisch und soli­da­risch. Bezugs­punk­te sind laut Eigen­an­ga­be der „demo­kra­ti­sche Katho­li­zis­mus und der katho­li­sche Pro­gres­sis­mus“. DemoS posi­tio­niert sich als ver­läß­li­cher Ver­bün­de­ter an der Sei­te der Links­de­mo­kra­ten (PD), der stärk­sten Par­tei des lin­ken Spek­trums. Die Neu­grün­dung blickt bereits auf die nahen­den Par­la­ments­wah­len, die spä­te­stens im März 2023 bevor­ste­hen, mög­li­cher­wei­se aber schon im Okto­ber, folgt man hart­näcki­gen Gerüch­ten, daß Ita­li­ens nicht gewähl­ter Mini­ster­prä­si­dent Mario Draghi, nach­dem er nicht Staats­prä­si­dent wur­de, im Som­mer sei­nen Rück­tritt bekannt­ge­ben wird, um den Weg für Neu­wah­len im Herbst frei­zu­ma­chen. Draghi selbst scheint sich Hoff­nun­gen auf das Amt des näch­sten NATO-Gene­ral­se­kre­tärs zu machen. Im Zei­chen die­ser Bestre­bun­gen unter­nahm er auch die jüng­ste USA-Rei­se, nach der er auf­fal­lend betont „trans­at­lan­tisch“ zurück­kehr­te. Ob sei­ne Kar­rie­re­plä­ne Wirk­lich­keit wer­den, scheint aller­dings noch fraglich.

Die poli­ti­sche Sze­ne Ita­li­ens trifft jeden­falls Vor­be­rei­tun­gen für einen bevor­ste­hen­den Urnen­gang. Dazu gehö­ren auch die von Wahl zu Wahl wie­der­keh­ren­de Fra­gen: Wo ste­hen die Katho­li­ken? Gibt es noch eine katho­li­sche Par­tei, einen poli­ti­schen Katho­li­zis­mus? Immer­hin wur­de die Nach­kriegs­zeit von 1946 bis 1992 von der Demo­cra­zia Cri­stia­na (DC), einer christ­de­mo­kra­ti­schen Par­tei, geprägt. Seit deren Zusam­men­bruch gab es unzäh­li­ge Ver­su­che einer Wie­der­be­le­bung, die nach kur­zer Zeit aus­nahms­los geschei­tert sind, sodaß es zuletzt gar kei­ne offen katho­li­sche Par­tei mehr gab.

Der Groß­teil der Par­tei­funk­tio­nä­re der implo­dier­ten DC wan­der­te nach 1992 nach links ab. Bereits die DC stand wei­ter links als etwa CDU oder ÖVP. Die­sen links­ka­tho­li­schen Funk­tio­nä­ren gelang über meh­re­re Etap­pen die Ver­ei­ni­gung mit den Resten der einst größ­ten Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei des Westens. Am Ende die­ses Pro­zes­ses stand die Grün­dung der Links­de­mo­kra­ten (PD), deren Wäh­ler­schaft zum Groß­teil aus den Nach­kom­men der ehe­ma­li­gen kom­mu­ni­sti­schen Wäh­ler, die Füh­rungs­ka­der hin­ge­gen aus den Nach­kom­men der ehe­ma­li­gen Christ­de­mo­kra­ten bestehen, dar­un­ter Matteo Ren­zi oder auch der jet­zi­ge PD-Vor­sit­zen­de Enri­co Letta.

Es ver­wun­dert daher nicht, daß Let­ta in sei­ner Funk­ti­on als PD-Vor­sit­zen­der beim Grün­dungs­par­tei­tag von DemoS Ehren­gast war. Er dürf­te sich zu Hau­se gefühlt haben. Inter­es­san­ter war die Anwe­sen­heit von Anto­nio Taja­ni, dem Nach­fol­ger von Sil­vio Ber­lus­co­ni als Vor­sit­zen­dem von For­za Ita­lia. Taja­ni gehört seit 1994 dem EU-Par­la­ment an, war bereits EU-Kom­mis­sar und von 2017 bis 2019 EU-Par­la­ments­prä­si­dent. In sei­ner Jugend war er noch Mon­ar­chist. Seit die Able­ger der christ­de­mo­kra­ti­schen Min­der­heit, die nach 1992 nach rechts ging, ver­schwun­den sind, gilt Taja­ni als wich­tig­ster christ­de­mo­kra­ti­scher Ver­tre­ter des rech­ten Spektrums.

Draghis „außergewöhnliche“ Regierung

Zum ersten DemoS-Vor­sit­zen­den wur­de Pao­lo Cia­ni gewählt, ein füh­ren­der Ver­tre­ter der Gemein­schaft von Sant’Egidio. Er war seit 2018 für DemoS Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter der Regi­on Lati­um und ist seit 2021 Mit­glied des Gemein­de­rats von Rom, jeweils im Rah­men lin­ker Mehr­hei­ten. In sei­ner Par­tei­tags­re­de for­der­te er „brei­te und inklu­si­ve Bünd­nis­se“, womit er das Spek­trum von der Mit­te nach links meinte.

Am Grün­dungs­par­tei­tag wur­de auch viel über die Ukrai­ne gespro­chen. Cia­ni sieht „Angrei­fer und Ange­grif­fe­ne“, posi­tio­niert die neue Par­tei aber als „Frie­dens­par­tei“ und zeigt sich erstaunt über die „Leicht­fer­tig­keit, mit der über Waf­fen­lie­fe­run­gen und den Krieg als Nor­ma­li­tät gespro­chen wird“. Er habe „Respekt vor einem Volk im Wider­stand“, doch der Blick müs­se „auf die Zeit danach gerich­tet sein“.

Let­ta sei­ner­seits lob­te in Gruß­wor­ten die „außer­ge­wöhn­li­che Regie­rung“ von Mario Draghi. Ita­li­en erle­be seit über einem Jahr eine Regie­rung „der natio­na­len Ein­heit“, die von der Lega bis zur radi­ka­len Lin­ken reicht. Nur die rechts­kon­ser­va­ti­ven Fra­tel­li d’Italia machen nicht mit. Die­se „brei­te“ Regie­rung kön­ne Din­ge tun, so Let­ta, „die wir sonst nicht tun hät­ten kön­nen“. Damit mein­te er wohl auch die beson­ders radi­ka­len Coro­na-Maß­nah­men, die gan­ze Berufs­grup­pen wie Ärz­te und sogar Tier­ärz­te zur Coro­na-Imp­fung zwin­gen, eben­so alle über 50jährigen. Hun­der­te Ärz­te, die sich dem Impf­zwang ver­wei­gern, wur­den sus­pen­diert. Die Fra­ge ist seit­her bei den Gerich­ten anhän­gig. Laut Gesetz sind die über 50jährigen, die sich nicht imp­fen las­sen, vom Berufs­le­ben aus­ge­schlos­sen. Auch die­se dys­to­pi­schen Zustän­de, mit denen die Gesell­schaft auf exi­stenz­be­dro­hen­de Wei­se gespal­ten wird, gehö­ren zu den Din­gen, die die Regie­rung „sonst nicht tun hät­te können“.

Haupt­red­ner des Grün­dungs­par­tei­ta­ges war jedoch Andrea Ric­car­di, Histo­ri­ker und ehe­ma­li­ger Mini­ster, vor allem aber Grün­der der Gemein­schaft von Sant’Egidio. In sei­ner Anspra­che fehl­te es nicht an lin­ken Tag­träu­men, wenn auch gemä­ßig­ter vor­ge­bracht als es die radi­ka­le Lin­ke tut. Mar­co Taja­ni repli­zier­te: Das von Ric­car­di gefor­der­te Ius cul­turae und ein Ius scho­lae sei­en schon in Ord­nung, aller­dings unter der Vor­aus­set­zung, daß es eine Kul­tur und eine Iden­ti­tät zu festi­gen und zu ver­tei­di­gen gilt. Dar­an scheint es aber Zwei­fel zu geben, wenn selbst das Kreuz in den Schu­len zum Pro­blem wer­de, so Tajani.

Die­ser spiel­te dar­auf an, daß Ric­car­di und die DemoS-Grün­der nicht die ita­lie­ni­sche Kul­tur und Iden­ti­tät im Blick hät­ten, son­dern die Ein­wan­de­rer för­dern wol­len. Ein Haupt­an­lie­gen der poli­ti­schen Lin­ken ist dabei die mög­lichst ein­fa­che und schnel­le Ein­bür­ge­rung. Beim Grün­dungs­par­tei­tag bekann­te sich DemoS zu Ein­wan­de­rung, Ein­bür­ge­rung und Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus, die im Zwei­fel sogar dem All­ge­mein­wohl vor­an­zu­stel­len seien.

Endpunkt eines langen Prozesses

DemoS scheint der End­punkt eines lan­gen Weges des Links­ka­tho­li­zis­mus zu sein, des­sen histo­ri­sche Nach­kriegs­ge­stalt Giu­sep­pe Dos­set­ti war. Dos­set­ti wur­de nach dem Zwei­ten Welt­krieg DC-Poli­ti­ker, bis er sich 1959 zum Prie­ster wei­hen ließ. Als sol­cher spiel­te er eine zen­tra­le Rol­le beim Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil, da sein Bischof, Kar­di­nal Gia­co­mo Ler­ca­ro, Erz­bi­schof von Bolo­gna, einer der vier Kon­zils-Mode­ra­to­ren war. Als ehe­ma­li­ger Poli­ti­ker nahm Dos­set­ti an der Sei­te Ler­ca­ros die Geschäfts­ord­nung des Kon­zils in die Hand, gestal­te­te sie um und jon­glier­te sie zugun­sten der pro­gres­si­ven Minderheit.

Dos­set­ti grün­de­te 1953 die Stif­tung für Reli­gi­ons­wis­sen­schaf­ten, heu­te benannt nach Papst Johan­nes XXIII., aus der die pro­gres­si­ve „Schu­le von Bolo­gna“ her­vor­ging.

Von ihm ging die Paro­le aus, die Kom­mu­ni­sti­sche Par­tei Ita­li­ens (PCI) „in die Demo­kra­tie zu inte­grie­ren, um die­se zu voll­enden“. Ohne Kom­mu­ni­sten war die Demo­kra­tie dem­nach unvoll­endet. Der näch­ste Schritt im Geist Dos­set­tis war die Links­wen­de der Christ­de­mo­kra­ten unter den DC-Mini­ster­prä­si­den­ten Aldo Moro und Amin­to­re Fan­fa­ni, die als „Histo­ri­scher Kom­pro­miß“ in die Geschich­te ein­ging, aller­dings mit der Ermor­dung Moros durch die Roten Bri­ga­den (BR) eine abrup­te Unter­bre­chung fand. Mit­te der 70er Jah­re kan­di­dier­ten erst­mals Links­ka­tho­li­ken auf den Listen der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei. Es ent­stan­den links­ka­tho­li­sche Par­tei­en wie Lega Demo­cra­ti­ca und die Cri­stia­no Socia­li, die, aller­dings unbe­deu­tend, ein struk­tu­rel­les, also dau­er­haf­tes Links­bünd­nis mit den Kom­mu­ni­sten ver­wirk­li­chen wollten. 

Als die ita­lie­ni­sche Par­tei­en­land­schaft ab 1992 einem radi­ka­len Wan­del unter­wor­fen ist, sind es die bis­her in der DC orga­ni­sier­ten Links­ka­tho­li­ken, die den schritt­wei­sen Umbau der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei betrei­ben, da sie nach dem Fall der Ber­li­ner Mau­er in der alten Form als über­holt gilt. So wur­den aus dem PCI die Par­tei des Demo­kra­ti­schen Sozia­lis­mus (PDS), dann die Links­de­mo­kra­ten und schließ­lich die Demo­kra­ti­sche Par­tei (PD). Da die Bezeich­nung Demo­kra­ten in vie­ler­lei Hin­sicht irre­füh­rend wäre, ist die Bezeich­nung Links­de­mo­kra­ten tref­fen­der.

Hegemonie über die katholische Wählerschaft

Äußer­lich betrach­tet, haben die Links­ka­tho­li­ken die Kon­trol­le über die Demo­kra­ti­sche Par­tei (PD) und damit über das Herz­stück der poli­ti­schen Lin­ken über­nom­men. Der Phi­lo­soph und Sozi­al­ethi­ker Ste­fa­no Fon­ta­na hat dazu eine ande­re Meinung:

„Ich den­ke im Gegen­teil, daß die Demo­kra­ti­sche Par­tei die Hege­mo­nie über die Katho­li­ken erlangt hat.“

Die­se lin­ke Usur­pa­ti­on erlebt man auch nörd­lich der Alpen. Man den­ke an die alte Alli­anz katho­li­scher Ver­bän­de mit den Grü­nen. Eine Alli­anz, die in Öster­reich 2016 die Bun­des­prä­si­den­ten­wahl zugun­sten des Grü­nen Alex­an­der Van der Bel­len ent­schied. Eine Wei­chen­stel­lung, die sich bis heu­te bit­ter rächt. 

Die ita­lie­ni­schen Links­ka­tho­li­ken haben in einem lan­gen Pro­zeß die kom­mu­ni­sti­sche Lin­ke in den Augen der katho­li­schen Wäh­ler­schaft ent­ta­bui­siert und „wähl­bar“ gemacht. Ein Haupt­ak­teur die­ses Pro­zes­ses war Roma­no Pro­di, der dafür zum EU-Kom­mis­si­ons­prä­si­den­ten gekürt wur­de. Tat­sa­che ist, daß die gesell­schaft­li­che Ach­se nach links ver­scho­ben und eine Rei­he von Geset­zen durch­ge­setzt wur­den, die der katho­li­schen Leh­re wider­spre­chen, vor allem fami­li­en- und lebens­feind­li­che Geset­ze. Von den katho­li­schen Ver­tre­tern in den Rei­hen des PD wur­de die­sen zuge­stimmt. Nicht anders wird es künf­tig durch die Ver­tre­ter von DemoS gesche­hen. Die Prio­ri­tä­ten wur­den von Pao­lo Cia­ni und Andrea Ric­car­di klar benannt: Lin­ke Expe­ri­men­te gehen im Zwei­fel dem All­ge­mein­wohl vor. Woko Haram läßt grüßen. 

Die Links­de­mo­kra­ten sit­zen den­noch, auch trotz DemoS-Unter­stüt­zung, poli­tisch auf dem abstei­gen­den Ast. Aller­dings sind sie auf der kul­tu­rel­len Ebe­ne sieg­rei­cher denn je dabei, sich wie ein drücken­der Schat­ten über alle Berei­che zu legen. Die rech­te Oppo­si­ti­on hin­ge­gen ist poli­tisch der­zeit auf­stei­gend, aller­dings kul­tu­rell schwach. Dar­aus folgt, daß ihr Ende schnel­ler kom­men könn­te als der­zeit gedacht, wäh­rend die poli­ti­sche Lin­ke auf einen Wie­der­auf­stieg hof­fen darf. Das Dilem­ma ist nicht neu. Die poli­ti­sche Rech­te setzt auf Wirt­schaft und Ord­nung. Den har­ten Weg der kul­tu­rel­len Aus­ein­an­der­set­zung will sie kaum beschrei­ten. So hat­te es schon Theo Weigel zum Zeit­punkt der deut­schen Wie­der­ver­ei­ni­gung ver­kün­det: Es genü­ge in der unter­ge­hen­den DDR die DM ein­zu­füh­ren, der Rest wer­de sich dann schon von allein erge­ben. Der Kul­tur­kampf ist aber eben­so uner­läß­lich wie unver­meid­lich, wenn die Ver­tei­di­gung des Ist-Zustan­des nicht die per­ma­nen­te Defen­si­ve und ein stän­di­ger Ero­si­ons­pro­zeß sein soll. Das sich dar­aus erge­ben­de Defi­zit ver­hin­der­te bis­her eine wirk­li­che Trend­um­kehr in der euro­päi­schen Ent­wick­lung. Ver­liert die poli­ti­sche Lin­ke Wah­len, bedeu­tet dies in der Regel nur einen vor­über­ge­hen­den Still­stand, aber kei­ne Ver­bes­se­rung. Sobald die Lin­ke wie­der gewinnt, was in der aktu­el­len par­la­men­ta­risch-reprä­sen­ta­ti­ven Demo­kra­tie grund­ge­legt ist, kann sie ihren destruk­ti­ven Weg unge­hin­dert und meist beschleu­nigt fortsetzen.

Gramscis Theorie wurde bereits umgesetzt

Ein Blick auf die Wahl­er­geb­nis­se der ver­gan­ge­nen 30 Jah­re zeigt, daß die poli­ti­sche Lin­ke in Ita­li­en lau­fend an Pro­zen­ten und vor allem Stim­men ver­lo­ren hat. In Umset­zung von Anto­nio Gram­scis Theo­rie der „kul­tu­rel­len Hege­mo­nie“ zieht sie mit ihren Ten­ta­keln aber alle Berei­che an sich, von der Schu­le über die Uni­ver­si­tä­ten, von den Medi­en über die Mini­ste­ri­en bis zur Justiz. Gram­sci, der außer­halb Ita­li­ens als lin­ker Phi­lo­soph her­um­ge­reicht wird, war in Wirk­lich­keit ein von der KPdSU geschul­ter Vor­sit­zen­der der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei Ita­li­ens. Was die­se kul­tu­rel­le Hege­mo­nie bedeu­tet, ver­an­schau­licht ein jüng­stes Bei­spiel: Heu­te kann die Gene­ral­di­rek­ti­on des Bil­dungs­mi­ni­ste­ri­ums einen Tag der Gen­der-Ideo­lo­gie an allen Schu­len des Lan­des durch­füh­ren, ohne daß es dafür irgend­ei­ne gesetz­li­che Grund­la­ge gibt. Es wird ein­fach gemacht. 

DemoS ist ein Ver­bün­de­ter der Links­de­mo­kra­ten und Steig­bü­gel­hal­ter für lin­ke Mehr­hei­ten. Genau so ist die Par­tei­grün­dung auch gedacht. Kul­tu­rell bewegt sich die neue Par­tei ganz auf der Linie Gram­scis. Sie ist nicht alter­na­tiv, son­dern kom­ple­men­tär zum PD. Um sich als selb­stän­di­ge Alter­na­ti­ve zu zei­gen, müß­te DemoS nur eine ein­zi­ge For­de­rung erhe­ben, die Strei­chung des Abtrei­bungs­ge­set­zes. Die Soli­da­ri­tät, von der bereits der Par­tei­na­me kün­det, wür­de die­se ver­lan­gen, denn wer braucht sie not­wen­di­ger als die Wehr­lo­se­sten. Doch davor hüten sich die Par­tei­grün­der. Der poli­ti­sche Katho­li­zis­mus scheint unfä­hig zu einem eigen­stän­di­gen Weg. Er kann sich offen­bar nur mehr als Unter­stüt­zer und Stim­men­lie­fe­rant für die Links­de­mo­kra­ten den­ken. Obwohl die Par­tei ganz neu ist, scheint sie des­halb per­spek­tiv­los und ohne Zukunft zu sein.

Dar­in zeigt sich, in Ita­li­en wie anders­wo, daß ein poli­ti­sches Pro­jekt, das ledig­lich die welt­li­che Kul­tur unter­stützt, unnö­tig und sinn­los ist. Ein sol­ches Pro­jekt durch Katho­li­ken wird nicht gebraucht. Dabei wäre die katho­li­sche Stim­me not­wen­di­ger denn je in einer all­ge­mein sich ent­zi­vi­li­sie­ren­den Welt.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Avve­ni­re (Screen­shot)

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