Das Wesen der Revolution

Der Versuch, Gott zu entthronen


Ecclesia

Die aktu­el­le Lage der Kir­che gibt Anlaß zum Nach­den­ken. Dabei gehen die Vor­stel­lun­gen dar­über, wie es wei­ter­ge­hen soll, zum Teil deut­lich aus­ein­an­der. Eine die­ser Per­spek­ti­ven möch­ten wir hier doku­men­tie­ren: Sie stammt vom Blog Radi­cal Fide­li­ty („Radi­ka­le Treue“).

Anzei­ge

Wir müs­sen die Revo­lu­ti­on als eine gei­sti­ge Patho­lo­gie begrei­fen, gebo­ren aus den unge­ord­ne­ten Lei­den­schaf­ten des Men­schen und beseelt vom trot­zi­gen Ruf der alten Schlan­ge: Non ser­viam! – „Ich wer­de nicht die­nen.“
(Radi­cal Fide­li­ty)

„Obwohl die Kin­der die­ser Welt klü­ger sind als die Kin­der des Lich­tes, hät­ten ihre Rän­ke und ihre Gewalt­tä­tig­keit sicher­lich weit weni­ger Erfolg, wenn nicht eine gro­ße Anzahl derer, die sich selbst Katho­li­ken nen­nen, ihnen die Hand reich­ten. Ja, lei­der gibt es sol­che, die mit unse­ren Fein­den über­ein­stim­men zu wol­len schei­nen, und die ver­su­chen, ein Bünd­nis zwi­schen Licht und Fin­ster­nis, einen Aus­gleich zwi­schen Gerech­tig­keit und Unge­rech­tig­keit zu schaf­fen – und das durch jene soge­nann­ten libe­ra­len katho­li­schen Leh­ren, die auf den ver­derb­lich­sten Grund­sät­zen beru­hen. Sie schmei­cheln der welt­li­chen Macht, wenn die­se in geist­li­che Belan­ge ein­greift, und for­dern die See­len dazu auf, die unge­rech­te­sten Geset­ze zu respek­tie­ren oder zumin­dest zu dul­den, als wäre es nicht unmiß­ver­ständ­lich geschrie­ben: ‚Nie­mand kann zwei Her­ren die­nen.‘ Die­se sind wahr­lich gefähr­li­cher und ver­derb­li­cher als unse­re erklär­ten Fein­de, nicht nur weil sie deren Bemü­hun­gen – viel­leicht ohne es zu mer­ken – unter­stüt­zen, son­dern auch, weil sie, indem sie sich am äußer­sten Rand der bereits ver­ur­teil­ten Mei­nun­gen bewe­gen, den Anschein von Recht­schaf­fen­heit und unta­de­li­ger Leh­re erwecken. So ver­füh­ren sie leicht­gläu­bi­ge Freun­de fal­scher Ver­mitt­lun­gen und täu­schen red­li­che Men­schen, die sich gegen einen offen­ba­ren Irr­tum zur Wehr set­zen wür­den. Auf die­se Wei­se spal­ten sie die Gei­ster, zer­rei­ßen die Ein­heit und schwä­chen die Kräf­te, die sich gegen den Feind ver­ei­nen soll­ten.“
(Papst Pius IX.)

„Ihr Ehe­bre­cher! Wißt ihr nicht, daß Freund­schaft mit der Welt Feind­schaft gegen Gott ist? Wer also ein Freund der Welt sein will, der macht sich zum Feind Got­tes.“
(Jako­bus­brief 4,4)

Das Wesen der Revolution – Der Versuch, Gott zu entthronen

Von Radi­cal Fidelity*

Ein notwendiger Rückblick

Noch vor weni­ger als zwei Mona­ten ver­öf­fent­lich­te ich einen Auf­satz zur katho­li­schen Kon­ter­re­vo­lu­ti­on – ein brei­ter und not­wen­di­ger­wei­se vor­läu­fi­ger Ent­wurf des­sen, was dies für gläu­bi­ge Lai­en in unse­rer Zeit bedeu­ten könn­te. Doch die­ser erste Ver­such kratz­te kaum an der Ober­flä­che der wah­ren Natur jener Revo­lu­ti­on, wel­che sowohl Kir­che als auch Gesell­schaft ver­wü­stet hat.

Rück­blickend begann ich am fal­schen Ende: Ich sprach davon, was die Gläu­bi­gen tun müß­ten, ohne zuvor hin­rei­chend offen­zu­le­gen, woge­gen wir eigent­lich kämp­fen. Die­ser neue Bei­trag soll die­sen Feh­ler kor­ri­gie­ren. Er ver­sucht, tie­fer in das Wesen der Revo­lu­ti­on ein­zu­drin­gen – in ihre gei­sti­ge Sub­stanz, ihre Akteu­re und ihre Metho­den des Betrugs.

War­um also so bald eine Rück­kehr zu die­sem The­ma? Weil die Lage mit jedem Tag uner­träg­li­cher wird. Mei­ne Geduld wird nicht nur von den Machen­schaf­ten der Welt geprüft – von jenen offe­nen Fein­den Chri­sti, die sich auch als sol­che beken­nen –, son­dern weit­aus mehr von den unauf­hör­li­chen, fei­gen Kom­pro­mis­sen inner­halb der Kir­che selbst. Ich spre­che nicht von fer­nen Säku­la­ri­sten oder offen­kun­di­gen Fein­den des Kreu­zes, son­dern von jenen, die die Gewän­der der kirch­li­chen Auto­ri­tät tra­gen – Kar­di­nä­le, Bischö­fe, Prie­ster – und von ehe­mals tra­di­tio­nel­len Katho­li­ken, die vor der Revo­lu­ti­on nie­der­knien und den­noch im Namen Chri­sti spre­chen. Ihr Ver­rat trifft tie­fer als jeder Angriff von außen, denn es ist ein inne­rer Ver­rat, ein Judas­kuß, der täg­lich an den Altä­ren einer neu­en, men­schen­zen­trier­ten Reli­gi­on wie­der­holt wird.

Ich schrei­be nicht in der Illu­si­on, daß mei­ne Wor­te von vie­len auf­ge­nom­men wer­den. Oft füh­le ich mich wie eine Stim­me in der Wüste. Ein geist­li­cher Schlei­er der Blind­heit hat sich über die Mehr­heit der Katho­li­ken gelegt – von den Bän­ken bis zur Kan­zel, von Bischofs­sit­zen bis hin zum Vati­kan. Die­se Blind­heit ist nahe­zu voll­stän­dig. Was wir der­zeit in Echt­zeit erle­ben, ist die gro­ße Täu­schung, vor der die Hei­li­ge Schrift und vie­le Hei­li­ge gewarnt haben. Es ist die Tren­nung der Scha­fe von den Böcken, das Sie­ben der wah­ren Kir­che Chri­sti von der fal­schen Eccle­sia simia des moder­ni­sti­schen Roms – jener nach­kon­zi­lia­ren, syn­oda­len Fik­ti­on, die sich äußer­lich katho­lisch gibt, aber ihr über­na­tür­li­ches Herz ver­lo­ren hat.

Man­che wer­den mir Über­trei­bung oder gar Hyste­rie vor­wer­fen. So sei es. Doch die Lini­en sind nun zu klar gezo­gen, um sie noch zu leug­nen. Es gibt nur noch zwei Lager: jene, die trotz Ver­fol­gung und Ver­leum­dung an der unver­än­der­li­chen katho­li­schen Wahr­heit fest­hal­ten – und jene, die sich durch Unwis­sen­heit, Feig­heit oder Betrug mit der Revo­lu­ti­on ver­bün­det haben. Die erste Grup­pe wird als „radi­kal“, „extre­mi­stisch“, „pha­ri­sä­isch“, „indiet­ri­stisch“ oder sogar „schis­ma­tisch“ gebrand­markt. Die zwei­te umfaßt nicht nur die erklär­ten Fein­de der Tra­di­ti­on, son­dern zuneh­mend auch sol­che, die einst mit uns stan­den – ehe­ma­li­ge Tra­di­tio­na­li­sten, die Schritt für Schritt der neu­en Reli­gi­on nach­ge­ben. Über sie legt sich nun der Schlei­er der Täu­schung mit erschrecken­der Geschwin­dig­keit. Was wir erle­ben, ist das geist­li­che Äqui­va­lent zu einem fort­schrei­ten­den geist­lich-mora­li­schen Wund­brand: Gib ihm einen Zoll, und er frißt die gan­ze Seele.

Dar­um schrei­be ich erneut – nicht nur zur Ana­ly­se, son­dern zur Auf­rü­stung. Die­ser Text soll ein wei­te­res Werk­zeug im Arse­nal jener sein, die die apo­ka­lyp­ti­sche Schwe­re unse­rer Zeit erken­nen und sich – durch Got­tes Gna­de – wei­gern, ihre Glau­bens­treue preis­zu­ge­ben. Der Kampf, dem wir gegen­über­ste­hen, ist nicht meta­pho­risch. Er ist kos­misch. Er ist nichts Gerin­ge­res als der Kampf zwi­schen dem mysti­schen Leib Chri­sti und dem mysti­schen Leib des Antichristen.

Den Feind erkennen

Um wirk­sam zu kämp­fen, müs­sen wir – wie das alte Sprich­wort gebie­tet – unse­ren Feind ken­nen. Und ihn gut ken­nen. Zu die­sem Zweck wer­de ich mich erneut stark auf das unver­zicht­ba­re Buch „Revo­lu­ti­on and Gegen­re­vo­lu­ti­on“ von Pli­nio Cor­rêa de Oli­vei­ra stüt­zen – ein Werk, des­sen pro­phe­ti­sche Klar­heit mit der Zeit nur noch leuch­ten­der wird. Ich ent­schul­di­ge mich nicht dafür, eini­ge The­men aus mei­nem frü­he­ren Auf­satz erneut auf­zu­grei­fen; die Kri­se ver­langt Wie­der­ho­lung, und die Wahr­heit muß wie­der­holt wer­den, bis sie den Schlei­er der Täu­schung durchdringt.

Ich hof­fe, die­ser Auf­satz hilft jenen, die nahe am Abgrund ste­hen, zu sehen, daß die Revo­lu­ti­on von Natur aus nicht etwas ist, mit dem man gefahr­los „ein wenig spie­len“ kann. Man kann nicht in einem Bereich ein treu­er Katho­lik sein und in einem ande­ren mit der Revo­lu­ti­on tan­zen. Der Katho­lik, der wahr­haft die Rein­heit des Glau­bens begehrt, kann nicht im Bereich der Lit­ur­gie Krieg füh­ren, um dann in Fra­gen des Dog­mas und der Leh­re nach­zu­ge­ben. Es gilt alles oder nichts. Schon das klein­ste Zuge­ständ­nis an die Revo­lu­ti­on führt zum Ver­der­ben – denn bringt nicht ein ein­zi­ger Trop­fen Gift in eine kla­re Berg­quel­le den Tod?

Der Geist hinter allen Revolutionen

Jede Epo­che neigt dazu zu glau­ben, daß ihre Stö­run­gen, Umbrü­che und Kri­sen bei­spiel­los sei­en. Es ist eine natür­li­che Blind­heit, gebo­ren aus dem Ein­tau­chen ins Gegen­wär­ti­ge, die oft die ewi­gen Wahr­hei­ten ver­wirrt, wel­che den Lauf der Geschich­te regeln. Doch der Katho­lik, der die Welt durch die Lin­se des über­na­tür­li­chen Glau­bens betrach­tet, weiß es bes­ser. Das moder­ne Durch­ein­an­der, das wir heu­te sehen – die chao­ti­sche Ver­wir­rung in der Leh­re, der weit­ver­brei­te­te mora­li­sche Ver­fall und die heim­tücki­sche Rebel­li­on gegen jeg­li­che Form legi­ti­mer Auto­ri­tät – ist kein neu­es Phä­no­men. Es ist viel­mehr die jüng­ste und bös­ar­tig­ste Mas­ke eines alten und erbar­mungs­lo­sen Gegners.

Die­ser Geg­ner ist die Revo­lu­ti­on. Aber was mei­nen wir mit „Revo­lu­ti­on“? Cor­rêa de Oli­vei­ra, eine der tief­grün­dig­sten und klar­sten Stim­men zum Ver­ständ­nis der gei­sti­gen Kri­se der Moder­ne, lehrt uns, daß die Revo­lu­ti­on nicht ledig­lich eine Rei­he poli­ti­scher Erschüt­te­run­gen oder flüch­ti­ger histo­ri­scher Umwäl­zun­gen ist. Sie ist ein leben­di­ger, atmen­der Pro­zeß – eine fort­lau­fen­de Rebel­li­on „gegen die Ord­nung der Din­ge nach dem Gesetz Got­tes“.
Die­se Defi­ni­ti­on legt das wah­re Wesen der Revo­lu­ti­on offen als bewuß­te Zer­stö­rung des­sen, was recht­mä­ßig errich­tet ist, um Cha­os zu set­zen, das sich als Neu­heit und Fort­schritt tarnt.

Die Revo­lu­ti­on steht von ihrer Natur her im Gegen­satz zur Wahr­heit Chri­sti – unver­än­der­lich gestern, heu­te und in Ewig­keit – denn Revo­lu­ti­on wur­zelt im ewi­gen Wan­del und hat nur Zer­stö­rung zum Ziel.

Das Haupt­op­fer der Revo­lu­ti­on sind nicht allein König­rei­che, Regie­run­gen oder Insti­tu­tio­nen, son­dern die Idee der Ord­nung selbst – einer Ord­nung, gegrün­det im natür­li­chen und über­na­tür­li­chen Gesetz, die die har­mo­ni­sche Bezie­hung zwi­schen Gott, Mensch und Schöp­fung bestä­tigt. Die­se gött­li­che Ord­nung war einst das Fun­da­ment der christ­li­chen Kul­tur und präg­te jeden Aspekt der Gesell­schaft – von Fami­lie und Bil­dung bis zu Kunst und Regierungsführung.

Papst Leo XIII. beschrieb die mit­tel­al­ter­li­che Zivi­li­sa­ti­on als die „Ver­wirk­li­chung, in den Gege­ben­hei­ten von Zeit und Ort, der ein­zi­gen authen­ti­schen Ord­nung unter den Men­schen – der christ­li­chen Zivi­li­sa­ti­on“.
Die­se war nicht ein­fach ein gesell­schaft­li­ches Arran­ge­ment, son­dern eine gött­li­che Archi­tek­tur, gegrün­det auf dem Kreuz. Geset­ze bezo­gen ihre Legi­ti­mi­tät aus dem ewi­gen Gesetz Got­tes, Insti­tu­tio­nen spie­gel­ten gött­li­che Weis­heit wider, und die Kün­ste streb­ten nach der tran­szen­den­ten Schön­heit des Schöpfers.

Der Moder­nis­mus in der katho­li­schen Kir­che ist eine zen­tra­le Aus­drucks­form des Angriffs der Revo­lu­ti­on auf die­se hei­li­ge Ord­nung. Anders als frü­he­re Revo­lu­tio­nen, die offe­ner poli­ti­scher oder sozia­ler Natur waren, ver­barg sich der Moder­nis­mus als gei­sti­ge und intel­lek­tu­el­le „Erneue­rung“, die den Glau­ben an die moder­nen Erkennt­nis­se und Sen­si­bi­li­tä­ten anpas­sen woll­te – oft zum Preis der unver­än­der­li­chen Wahr­hei­ten der Kir­che. Die­se Bewe­gung ist ein kla­rer Aus­druck jenes revo­lu­tio­nä­ren Gei­stes, den Cor­rêa de Oli­vei­ra beschreibt: Es ist eine Rebel­li­on nicht nur gegen die gesell­schaft­li­che Ord­nung oder poli­ti­sche Insti­tu­tio­nen, son­dern eine direk­te Her­aus­for­de­rung gegen die gött­li­che Auto­ri­tät und die über­na­tür­li­che Ord­nung, die von Gott ein­ge­setzt wurde.

Der Moder­nis­mus inner­halb der Kir­che stellt die Revo­lu­ti­on im sakra­len Bereich dar, eine sub­ti­le, aber ver­hee­ren­de gei­sti­ge Patho­lo­gie. Er ver­klei­det sich als Fort­schritt, Anpas­sung, Erneue­rung, leug­net jedoch fun­da­men­tal die Bestän­dig­keit der gött­li­chen Offen­ba­rung und des objek­ti­ven sitt­li­chen Geset­zes. Indem er die unver­än­der­li­chen Wahr­hei­ten des Glau­bens infra­ge stellt, öff­net er die Tür zu Ver­wir­rung in Leh­re und mora­li­scher Nach­läs­sig­keit und unter­gräbt somit das Fun­da­ment des katho­li­schen Lebens und Gottesdienstes.

Um das vol­le Aus­maß und die ver­hee­ren­de Wir­kung der moder­ni­sti­schen Revo­lu­ti­on inner­halb der Kir­che – was vie­le als Glau­bens- und Moral­kri­se bezeich­nen – zu begrei­fen, müs­sen wir zuerst ver­ste­hen, was Revo­lu­ti­on an sich ist: nicht ein­fach ein poli­ti­sches Ereig­nis, son­dern eine gei­sti­ge Patho­lo­gie, gebo­ren aus den unge­ord­ne­ten Lei­den­schaf­ten des Men­schen und beseelt vom trot­zi­gen Ruf der alten Schlan­ge: Non ser­viam! – „Ich wer­de nicht dienen.“

Die drei Hauptphasen der Revolution

Corrêa de Oliveira identifiziert drei Hauptphasen in diesem revolutionären Prozeß:

1. Die protestantische Reformation (16. Jahrhundert)

Dies war ein reli­giö­ser Umsturz, der sich gegen die geist­li­che Auto­ri­tät der Kir­che rich­te­te. Sie lehn­te das Prie­ster­tum, die Sakra­men­te, die Hier­ar­chie und ins­be­son­de­re die Auto­ri­tät des Pap­stes ab – und stell­te an ihre Stel­le das sub­jek­ti­ve „Urteil des ein­zel­nen“.
Der Pro­te­stan­tis­mus war der erste gro­ße Bruch in der christ­li­chen Ord­nung, indem er behaup­te­te, der Ein­zel­ne sei Rich­ter über gött­li­che Wahrheit.

2. Die Französische Revolution (18. Jahrhundert)

Dies war der poli­ti­sche Arm des revo­lu­tio­nä­ren Gei­stes, der sich gegen die mon­ar­chi­sche Ord­nung und die sozia­le Hier­ar­chie rich­te­te, die in vie­len Fäl­len mit dem Katho­li­zis­mus ver­bun­den war.
Es war eine Rebel­li­on gegen die Thro­ne, nach­dem die Altä­re bereits erschüt­tert wor­den waren.

3. Der Kommunismus (19.–20. Jahrhundert)

Die drit­te Pha­se der Revo­lu­ti­on war sozi­al und wirt­schaft­lich: der Ver­such, nicht nur die Auto­ri­tät der Kir­che und der poli­ti­schen Herr­scher zu zer­stö­ren, son­dern auch jede natür­li­che sozia­le Ord­nung – Fami­lie, Pri­vat­ei­gen­tum, Vater­land, sogar die mensch­li­che Natur selbst.
Der Kom­mu­nis­mus ver­kör­pert die ulti­ma­ti­ve Nega­ti­on aller Ord­nung: kei­ne Reli­gi­on, kei­ne Hier­ar­chie, kei­ne Unter­schie­de, kei­ne Eigen­tums­rech­te. Nur die „Mas­se“, kon­trol­liert von einer neu­en tota­li­tä­ren Elite.

Doch die Revo­lu­ti­on ist kein histo­ri­sches Ereig­nis, das mit dem Fall der Ber­li­ner Mau­er geen­det hat. Sie lebt wei­ter. Sie hat sich ledig­lich neue Mas­ken auf­ge­setzt. Nach dem Sturz des kom­mu­ni­sti­schen Ost­blocks ist die Revo­lu­ti­on heu­te sub­ti­ler, doch noch gefähr­li­cher: ein kul­tu­rel­ler und mora­li­scher Tsu­na­mi, der die Reste der christ­li­chen Zivi­li­sa­ti­on hinwegfegt.

Cor­rêa de Oli­vei­ra spricht von der „vier­ten Pha­se“ der Revo­lu­ti­on – die er schon in den 1970ern vor­her­ge­se­hen hat. Die­se Pha­se ist die kul­tu­rel­le Revolution:

„Die Revo­lu­ti­on dringt jetzt in die inner­sten Struk­tu­ren der Per­sön­lich­keit ein, zer­stört das gesun­de Urteil, ent­fes­selt alle Lei­den­schaf­ten, rela­ti­viert alle Wahr­hei­ten und will eine Gesell­schaft schaf­fen, in der nichts mehr hei­lig ist.“

Die­se Pha­se ist gekenn­zeich­net durch:

  • radi­ka­len Moralrelativismus,
  • den Angriff auf die Fami­lie (Gen­der-Ideo­lo­gie, Schei­dungs­kul­tur, Abtrei­bung, LGBTQ-Revolution),
  • den Zer­fall des gesun­den Menschenverstandes.

Eine zuneh­men­de Feind­se­lig­keit gegen­über allem, was noch an Ord­nung, Hier­ar­chie, Tugend oder gött­li­che Wahr­heit erin­nert. Die­se vier­te Pha­se ist in vie­ler Hin­sicht gefähr­li­cher als ihre Vor­gän­ger – denn sie zer­stört nicht mehr bloß Insti­tu­tio­nen von außen, son­dern formt den Men­schen von innen um, bis er nicht mehr fähig ist, Wahr­heit zu erken­nen oder nach Tugend zu streben.

Die Konterrevolution: Unsere Berufung als Katholiken

Ange­sichts die­ses fort­schrei­ten­den Zer­falls – die­ses orga­ni­sier­ten Angriffs auf die gött­li­che Ord­nung – ist Neu­tra­li­tät kei­ne Opti­on. Die Zeit für vage Besorg­nis oder halb­her­zi­ge Ver­tei­di­gung ist vor­bei. Jeder Katho­lik ist auf­ge­ru­fen, Par­tei zu ergrei­fen: ent­we­der für die Revo­lu­ti­on – bewußt oder durch still­schwei­gen­de Dul­dung – oder für die Kon­ter­re­vo­lu­ti­on, jenes über­na­tür­li­che Werk, das sich bemüht, die Ord­nung Got­tes wiederherzustellen.

Was ist die Konterrevolution?

Die Kon­ter­re­vo­lu­ti­on ist nicht bloß eine poli­ti­sche oder kul­tu­rel­le Reak­ti­on. Sie ist in ihrem tief­sten Wesen ein geist­li­ches Werk, ein Akt der Wie­der­gut­ma­chung, des Gehor­sams, der Umkehr. Sie ist die Rück­füh­rung der See­le – und der Gesell­schaft – zur Wahr­heit Chri­sti, zur legi­ti­men Auto­ri­tät, zur Hier­ar­chie der Wer­te, zur Rein­heit der Leh­re, zur Hei­lig­keit des Lebens.

Sie ist nicht nost­al­gisch, nicht sen­ti­men­tal, nicht restau­ra­tiv im engen Sinn. Sie ist kei­ne Rück­kehr zu einem „gol­de­nen Zeit­al­ter“, son­dern eine Rück­kehr zur ewi­gen Ord­nung – unab­hän­gig davon, in wel­cher Epo­che sie gelebt wird. Die Kon­ter­re­vo­lu­ti­on ist im Grun­de eine Bewe­gung der Lie­be zu Gott – und des Has­ses gegen die Sün­de, gegen den Irr­tum, gegen alles, was der Maje­stät Got­tes widerspricht.

Die Werk­zeu­ge der Kon­ter­re­vo­lu­ti­on sind nicht Gewalt, Zwang oder poli­ti­scher Oppor­tu­nis­mus, sondern:

  • das kla­re Bekennt­nis zur Wahrheit,
  • das treue Hal­ten der katho­li­schen Lehre,
  • ein geist­li­ches Leben, das vom Kreuz durch­formt ist,
  • die Wei­he an das Unbe­fleck­te Herz Mariens,
  • der Mut, Iso­la­ti­on und Spott zu ertragen,
  • die Wei­ge­rung, sich mit Irr­tum, Häre­sie oder mora­li­schem Ver­fall zu arran­gie­ren – und sei es im Namen des „Dia­logs“, der „Pasto­ral“ oder des „Fort­schritts“.

Die Kon­ter­re­vo­lu­ti­on beginnt im Her­zen des ein­zel­nen. Wer sich der Wahr­heit unter­ord­net, wer bereit ist, sich selbst zu ver­leug­nen, um Chri­stus nach­zu­fol­gen, wer auf­hört, sich selbst zum Maß­stab zu machen – der schlägt dem Revo­lu­tio­när in sich selbst die Tür vor der Nase zu.

Maria – Königin der Konterrevolution

Der Kampf zwi­schen Revo­lu­ti­on und Kon­ter­re­vo­lu­ti­on ist kein rein mensch­li­cher Kon­flikt. Er ist ein geist­li­cher Krieg – und er hat eine Köni­gin: Maria, die Unbefleckte.

In der Offen­ba­rung des Johan­nes erscheint sie als „Frau, mit der Son­ne beklei­det, den Mond unter ihren Füßen und eine Kro­ne von zwölf Ster­nen auf ihrem Haupt“ (Offb 12,1). Und sie steht der alten Schlan­ge gegen­über – dem Urhe­ber aller Revo­lu­tio­nen. Die Ver­hei­ßung, daß sie der Schlan­ge den Kopf zer­tre­ten wird, ist kei­ne blo­ße Alle­go­rie. Es ist eine pro­phe­ti­sche Zusa­ge, die sich in der Geschich­te erfüllt – und noch erfül­len wird.

Die Wei­he an das Unbe­fleck­te Herz Mari­ens ist daher kein from­mes Bei­werk, son­dern eine stra­te­gi­sche Ent­schei­dung im geist­li­chen Kampf. Wer sich ihr weiht, stellt sich unter ihren Schutz, unter ihre Füh­rung, unter ihre Gna­den­macht. Er erkennt an, daß die Revo­lu­ti­on letzt­lich nur durch über­na­tür­li­che Mit­tel besiegt wer­den kann – durch Gebet, Buße, Opfer, Gnade.

Am Ende wird mein Unbe­fleck­tes Herz tri­um­phie­ren.“ – Die­se Wor­te Mari­ens in Fati­ma sind kein blo­ßes Trost­wort. Sie sind ein Schlacht­ruf. Eine Ver­hei­ßung. Eine Aufgabe.

Christus wird herrschen: Der Triumph über die Revolution

Am Ende ist die Revo­lu­ti­on – bei all ihrer listi­gen Viel­ge­stal­tig­keit, ihrem phi­lo­so­phi­schen Anspruch und ihrer ver­meint­li­chen Unbe­sieg­bar­keit – zum Schei­tern ver­ur­teilt. Denn sie ist letzt­lich eine Lüge. Und jede Lüge hat ein Ablaufdatum.

Die Wahr­heit aber ist ewig. Chri­stus ist die Wahr­heit – und Er wird nicht nur sie­gen, Er hat bereits gesiegt. Der Tri­umph des Kreu­zes ist kei­ne Hoff­nung, son­dern ein gesche­he­nes Ereig­nis, in das jeder Christ hin­ein­ge­ru­fen ist, um es mit sei­nem Leben, sei­nem Lei­den, sei­nem Zeug­nis zu bekräftigen.

So ist die Kon­ter­re­vo­lu­ti­on kei­ne defen­si­ve Hal­tung, kein Rück­zugs­ge­fecht, son­dern ein offen­si­ves Zeug­nis. Es ist der ent­schlos­se­ne Marsch der Getreu­en unter dem Ban­ner des Kreu­zes – gegen den Strom der Welt, gegen den Lärm der Lüge, gegen die Tyran­nei der Gott­lo­sig­keit. Und die­ses Zeug­nis wird Früch­te tra­gen, auch wenn es heu­te klein, schwach oder unbe­deu­tend erschei­nen mag.

Denn die Ord­nung Got­tes ist nicht tot. Sie ruht viel­leicht – ver­bor­gen wie ein Same im Win­ter –, aber sie lebt. Und sie wird wie­der erblü­hen. Nicht durch unse­re Klug­heit oder unse­re Zahl, son­dern durch die Macht der Gna­de. Denn die Wahr­heit hat immer Zukunft – und Gott hat das letz­te Wort.

Chri­stus vin­cit. Chri­stus reg­nat. Chri­stus imperat

Die­se drei­fa­che Pro­kla­ma­ti­on, die der Kir­che seit Jahr­hun­der­ten in der Lit­ur­gie ein­ge­prägt ist – „Chri­stus siegt, Chri­stus herrscht, Chri­stus gebie­tet“ –, ist kein blo­ßes Ritu­al. Es ist eine rea­li­sti­sche Beschrei­bung der geist­li­chen Wirklichkeit.

  • Chri­stus siegt – nicht viel­leicht, son­dern gewiß.
  • Chri­stus herrscht – auch wenn vie­le Ihn ver­leug­nen oder Sei­nen Thron usurpieren.
  • Chri­stus gebie­tet – und jeder, der Ihn liebt, wird die­sem Gebot fol­gen, koste es, was es wolle.

Die Revo­lu­ti­on kann vie­le Altä­re errich­ten – Altä­re des Stol­zes, der Sinn­lich­keit, der Häre­sie, des Natu­ra­lis­mus. Aber sie kann den Him­mel nicht stür­zen. Sie kann die Kir­che ver­wun­den, aber nicht zer­stö­ren. Sie kann vie­le ver­füh­ren, aber nie­mals die Wahr­heit auslöschen.

Und so bleibt unse­re Aufgabe:

  • stand­haft zu blei­ben in der Wahrheit,
  • uner­schüt­ter­lich zu glau­ben, was die Kir­che immer geglaubt hat,
  • kom­pro­miß­los zu lie­ben – Gott mehr als die Welt,
  • und in allem der Jung­frau und Got­tes­mut­ter Maria treu zu fol­gen, deren Unbe­fleck­tes Herz das Ban­ner und das Boll­werk der Kon­ter­re­vo­lu­ti­on ist.

Chri­stus vin­cit. Chri­stus reg­nat. Chri­stus imperat.

Und Sei­ne Mut­ter wird triumphieren.

*Radi­cal Fide­li­ty ist ein Blog katho­li­scher Lai­en mit Sitz in Süd­afri­ka, um „dem Moder­nis­mus und der Häre­sie mit katho­li­scher Wahr­heit, Tra­di­ti­on und Recht­gläu­big­keit entgegenzuwirken“.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL

Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!

 




 

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*