Der 7. Oktober von Lepanto, den der selbstmörderische Westen verrät

Wo sind die Verteidiger der Werte, die Europa groß machten?


Über Ursachen und Folgen, die erstaunliche "Treffsicherheit" des islamischen Terrors und den Niedergang des Westens
Über Ursachen und Folgen, die erstaunliche "Treffsicherheit" des islamischen Terrors und den Niedergang des Westens

Von Fran­ces­co Agnoli*

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Am 7. Okto­ber 1571 besieg­ten die christ­li­chen Hee­re bei Lepan­to die Tür­ken, nach­dem die­se wei­te Tei­le christ­li­cher Gebie­te mit allen nur erdenk­li­chen Grau­sam­kei­ten über­zo­gen hat­ten. Seit ihrer Ent­ste­hung hat­te die isla­mi­sche Welt christ­li­che Ter­ri­to­ri­en besetzt – dar­un­ter die Küsten Afri­kas eben­so wie wei­te Tei­le des Nahen Ostens. Eini­ge Jahr­zehn­te zuvor, im Jahr 1453, hat­ten die Tür­ken sogar Kon­stan­ti­no­pel eingenommen.

Die Schlacht von Lepan­to 1571 bedeu­te­te nicht den end­gül­ti­gen Sieg: Der tür­ki­sche Angriff auf das Herz Euro­pas setz­te sich auch im dar­auf­fol­gen­den Jahr­hun­dert fort. Doch danach begann der Islam sich all­mäh­lich zurück­zu­zie­hen. Schritt­wei­se wur­den spä­ter sogar vie­le isla­mi­sche Regime säku­la­ri­siert, und selbst in der ara­bi­schen Welt erstark­te das natio­na­le Den­ken auf Kosten des religiösen.

Nach dem Fall des Kom­mu­nis­mus trach­te­ten die USA danach, zur ein­zi­gen Welt­macht auf­zu­stei­gen, und began­nen damit, den Nahen Osten neu zu ord­nen – im Inter­es­se Isra­els und der eige­nen Ener­gie­in­ter­es­sen. So begann die Jahr­zehn­te wäh­ren­de Bela­ge­rung des Irak und Syri­ens, bei­des Staa­ten unter säku­la­rer Füh­rung – Sad­dam Hus­sein (1979–2003) und Baschar al-Assad (2000–2024). Die­se Poli­tik for­der­te Mil­lio­nen Todes­op­fer, ließ Flücht­lings­strö­me anwach­sen und erzeug­te ein Kli­ma der Rache, das zur Wie­der­be­le­bung eines radi­ka­len Isla­mis­mus führ­te – und fast zur Aus­lö­schung der gro­ßen christ­li­chen Gemein­schaf­ten im Irak und in Syrien.

So ent­stand der Isla­mi­sche Staat (IS).

Was Isra­el betrifft: Die Beset­zung eines Lan­des, das die Juden seit neun­zehn Jahr­hun­der­ten nicht mehr beses­sen hat­te – mit Unter­stüt­zung sowohl der Sowjet­uni­on als auch der Ver­ei­nig­ten Staa­ten, also des Westens –, wur­de vie­ler­orts als kolo­nia­li­sti­scher Akt emp­fun­den. Nach der israe­li­schen Bom­bar­die­rung des Liba­non im Jahr 1982 ent­stand die schii­ti­sche Orga­ni­sa­ti­on His­bol­lah („Par­tei Got­tes“); und im Zuge der uner­bitt­li­chen Bela­ge­rung Gazas und sei­ner Flücht­lings­la­ger wur­de 1987 die Hamas gegrün­det – auch mit Unter­stüt­zung des israe­li­schen Geheim­dien­stes, der hoff­te, durch die För­de­rung der Isla­mi­sten die palä­sti­nen­si­sche Bewe­gung in Natio­na­li­sten und Reli­giö­se zu spal­ten und damit zu schwächen.

In jener Zeit begann sich der ara­bi­sche Natio­na­lis­mus zuneh­mend auf sei­ne isla­mi­sche Wur­zeln zu stüt­zen, und Moscheen began­nen wie Pil­ze aus dem Boden zu schießen.

Eine Grup­pe west­li­cher Diplo­ma­ten ver­faß­te ein Schrei­ben mit der Aus­sa­ge: „Die Aggres­sio­nen von Bush und Isra­el sind die größ­ten Rekru­tie­rer des isla­mi­sti­schen Terrorismus.“

Die Migra­ti­ons­wel­le nach Euro­pa wie­der­um wur­de durch die­se ver­bre­che­ri­schen Krie­ge, durch die Zer­stö­rung Liby­ens – erneut durch west­li­che Kolo­ni­al­mäch­te –, aber auch durch ideo­lo­gi­sche Moti­ve (man den­ke an Sor­os und die von Char­lie Kirk kri­ti­sier­ten Lob­by­grup­pen) und demo­gra­phi­sche Ent­wick­lun­gen beför­dert: Die Kri­se der Fami­lie und der Krieg gegen das unge­bo­re­ne Leben haben das west­lich gepräg­te Euro­pa in eine über­al­ter­te Gesell­schaft ver­wan­delt. Das führ­te zur „Not­wen­dig­keit“, Arbeits­kräf­te von außen zu beschaf­fen – auch wenn sich das bis­lang nur in gerin­gem Maße als effek­tiv erwie­sen hatte.

Das sind die Fak­ten: Athen fiel auf­grund sei­nes wahn­haf­ten „demo­kra­ti­schen“ Mili­ta­ris­mus, Rom ging unter, weil es alle Wer­te der repu­bli­ka­ni­schen Epo­che ver­lo­ren hat­te und sich in einer demo­gra­phi­schen Kri­se befand.

In der Regel zer­fal­len Zivi­li­sa­tio­nen zunächst von innen – der letz­te Schlag erfolgt dann von außen.

Die soge­nann­ten „Sou­ve­rä­ni­sten“ als poli­ti­sche Bewe­gung schei­nen nicht in der Lage, die­sen Nie­der­gang auf­zu­hal­ten, den das Tro­ja­ni­sche Pferd der Lin­ken und der ame­ri­ka­ni­schen Woke-Kul­tur beschleu­nigt. Die Sou­ve­rä­ni­sten beschrän­ken sich meist auf einen ste­ri­len und hyste­ri­schen Anti-Isla­mis­mus, ohne die wah­ren Ursa­chen der Kri­se zu erken­nen und zu bene­nen­nen. Sie ergrei­fen in den west­li­chen Staa­ten, wo sie regie­ren, auch kei­ne wirk­sa­men Maß­nah­men gegen die wach­sen­de Migra­ti­on. Sie machen auch kei­ne kon­struk­ti­ven Vor­schlä­ge zum Umgang mit den bereits Ein­ge­wan­der­ten. Vor allem aber ver­tei­di­gen sie in kei­nem aus­rei­chen­den Maß die Rück­kehr zu jenen Wer­ten, die allein unse­re Zivi­li­sa­ti­on groß gemacht haben.

Die per­sön­li­che Lebens­füh­rung etli­cher ihrer Anfüh­rer spricht dabei Bän­de: Sie ste­hen in offe­nem Wider­spruch zu den Idea­len, die sie ver­bal verteidigen.

Ein Bei­spiel: Die Bewe­gung des Nie­der­län­ders Wil­ders ist zwar gegen eine schran­ken­lo­se Ein­wan­de­rung, aber für jene Krie­ge, die sie ver­ur­sa­chen. Sie ver­folgt eine Poli­tik ohne Weit­blick, dafür aber im Dienst der heu­ti­gen west­li­chen Unwer­te wie Homo-Ehe, Abtrei­bung und Drogenfreigabe.

Nach zwei durch Euro­pa aus­ge­lö­sten Welt­krie­gen, nach Natio­na­lis­mus, Impe­ria­lis­mus, Sozia­lis­mus und Zio­nis­mus, nach dem Krieg gegen die Per­son und ihre Wür­de, nach dem andau­ern­den Angriff auf die Kir­che, die den Men­schen zu Glau­be, Ver­nunft und Ach­tung sei­ner Wür­de erzo­gen hat (und der man nun Homo­pho­bie, Anti­se­mi­tis­mus und Wis­sen­schafts­feind­lich­keit vor­wirft) – hat der Westen alles getö­tet, was ihn einst groß gemacht hat. Nun scheint er bereit für den end­gül­ti­gen Untergang.

Sei­ne krie­ge­ri­schen Paro­len gegen den Osten und sei­ne hilf­los-kom­pli­zen­haf­ten Seuf­zer in Rich­tung Ori­ent sind nur noch lächerlich.

Die ein­zi­ge klei­ne Hoff­nung besteht der­zeit in den USA – die zwar ent­schei­den­de Mit­schuld an all dem tra­gen, aber zumin­dest auch von einem Hauch der Erneue­rung durch­weht wer­den, des­sen wah­re Kraft sich viel­leicht erst in den kom­men­den Jahr­zehn­ten zei­gen wird.

*Fran­ces­co Agno­li, Stu­di­um der Phi­lo­so­phie, lehrt an der Tren­ti­no Art Aca­de­my und ist Gast­do­zent am Päpst­li­chen Athe­nae­um Regi­na Apo­sto­lorum in Rom; sein For­schungs­schwer­punkt gilt der Geschich­te und Phi­lo­so­phie der Wis­sen­schaft; er ist Kolum­nist ver­schie­de­ner Medi­en und Autor zahl­rei­cher Bücher, zuletzt 2024: „Hit­ler. L’An­ticri­sto. La guer­ra del Fuhrer alla chie­sa e ai cat­to­li­ci“ („Hit­ler. Der Anti­christ. Der Krieg des Füh­rers gegen die Kir­che und die Katho­li­ken“, mit einem Vor­wort von Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler; u. a. 2013 mit Klaus Gam­ber: „La Lit­ur­gia Tra­di­zio­na­le“ („Die tra­di­tio­nel­le Lit­ur­gie“). Die Kolum­ne wur­de zuerst von Stilum curiae veröffentlicht.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Stilum curiae

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3 Kommentare

  1. „Nost­ra Aet­a­te“, das Kon­zils­do­ku­ment, wirkt bis heu­te ziem­lich ver­hee­rend: Chri­sten, Juden und Mos­lems die­nen da dem Einen Gott, alle sind „abra­ha­mi­ti­sche Reli­gio­nen“. Der Ver­rat am Evan­ge­li­um ist evident.
    Dann ist da in die­sem Zusam­men­hang wohl auch Fati­ma zu nen­nen. Der „Himmel„sollte manch­mal Klar­text reden, näm­lich was es mit „Fati­ma“ auf sich hat. War­um erschien Maria beim Dorf Alju­st­rel, das zur Gemein­de Fati­ma gehört? Über die­se Din­ge machen sich zahl­lo­se Men­schen seit vie­len Jahr­zehn­ten vie­le Gedan­ken. Es gibt gan­ze Ber­ge von Fatima-Literatur.
    Papst Bene­dikt XVI. hat­te in Regens­burg eine auf­se­hen­er­re­gen­de Vor­le­sung gehal­ten. Immer­hin hat­te er die Gewalt­be­reit­schaft im „Islam“ ange­spro­chen. Seit­dem Schwei­gen in der Kir­che und der Rückwärtsgang.

  2. Die Chri­sten sind das Neue Got­tes­volk. Das Neue
    Israel.

    Wich­tig ist wie immer der Kontext:

    Die end­gül­ti­ge Ret­tung Isra­els: 9,1 – 11, 36

    Die gesam­te lan­ge Pas­sa­ge ist wich­tig-aber in Kürze
    zusammengefasst:

    „Ich fra­ge also:Hat Gott sein Volk
    ver­sto­ssen? Kei­nes­wegs! Denn auch ich bin ein Israelit,
    ein Nach­kom­me Abra­hams, aus dem Stamm
    hat sein Volk nicht ver­sto­ßen, das er einst erwählt
    hat.“ Römer 11,1–3
    „Es ist jedoch nicht so, als ob das Wort Gottes
    ver­sagt hät­te. Denn nicht alle, die von Israel
    abstam­men, sind wirk­lich „Isra­el“. Auch sind sie nicht
    alle Kin­der, weil sie Abra­hams Same sind, sondern:
    „Was ‚dein Same‘ genannt wer­den wird, wird durch Isaak
    kom­men.“ Das heißt nicht, die Kin­der des Fleisches
    sind wirk­lich die Kin­der Got­tes, son­dern die Kinder
    der Ver­hei­ßung wer­den als der Same gerechnet. […]
    Wenn nun Gott, obwohl gewillt, sei­nen Zorn zu zeigen
    und sei­ne Macht kund­zu­tun, die Gefä­ße des Zorns, die
    zur Ver­nich­tung pas­send gemacht sind, mit viel Langmut
    dul­de­te, damit er den Reich­tum sei­ner Herr­lich­keit an
    Gefä­ßen der Barm­her­zig­keit kund­tun könn­te, die er zur
    Herr­lich­keit im vor­aus berei­tet hat, näm­lich uns, die
    er nicht nur aus den Juden beru­fen hat, son­dern auch
    aus den Natio­nen, was dann? Es ist so wie er auch in
    Hosea sagt: „Die nicht mein Volk sind, will ich ‚mein
    Volk‘ nen­nen und sie, die Nicht­ge­lieb­te, ‚Gelieb­te‘;
    und an dem Ort, wo zu ihnen gesagt wur­de: ‚Ihr seid
    nicht mein Volk‘, dort wer­den sie ‚Söh­ne des
    leben­di­gen Got­tes‘ genannt werden.“
    Fer­ner ruft Jesa­ja in bezug auf Isra­el aus: „Obwohl
    die Zahl der Söh­ne Isra­els wie der Sand am Meer sein
    mag, ist es der Über­rest, der geret­tet wer­den wird.“
    Jesa­ja aber erkühnt sich und sagt: „Ich wur­de von
    denen gefun­den, die mich nicht such­ten; ich wurde
    denen offen­bar, die nicht nach mir frag­ten.“ In bezug
    auf Isra­el dage­gen sagt er: „Den gan­zen Tag habe ich
    mei­ne Hän­de nach einem Volk aus­ge­brei­tet, das
    unge­hor­sam ist und widerspricht.“
    Ich fra­ge also: Gott hat doch nicht etwa sein Volk
    ver­wor­fen? Das gesche­he nie! Denn auch ich bin ein
    Israe­lit, vom Samen Abra­hams, vom Stamm Ben­ja­min. Gott
    hat sein Volk nicht ver­wor­fen, das er zuerst anerkannt
    hat. Nun wisst ihr nicht, was die Schrift in
    Ver­bin­dung mit Elia sagt, wie er vor Gott gegen Israel
    vor­stel­lig wird? „Jeho­va, sie haben dei­ne Propheten
    getö­tet, sie haben dei­ne Altä­re aus­ge­gra­ben, und ich
    allein bin übrig geblie­ben, und sie trach­ten mir nach
    der See­le.“ Doch was sagt ihm der gött­li­che Ausspruch?
    „Ich habe sie­ben­tau­send Män­ner für mich übrigbleiben
    las­sen, Män­ner, die das Knie nicht vor Baal gebeugt
    haben.“ So hat sich nun auch in der gegenwärtigen
    Zeit­pe­ri­ode ein Über­rest gemäß einer Auserwählung
    zufol­ge unver­dien­ter Güte gezeigt. Wenn es nun durch
    unver­dien­te Güte ist, ist es nicht mehr zufol­ge von
    Wer­ken; sonst erweist sich die unver­dien­te Güte nicht
    mehr als unver­dien­te Güte.
    Was nun? Gera­de das, was Isra­el ernst­lich such­te, hat
    es nicht erlangt, die Aus­er­wähl­ten aber haben es
    erlangt. Die übri­gen hat­ten ihr Empfindungsvermögen
    abge­stumpft, so wie geschrie­ben steht: „Gott hat ihnen
    einen Geist tie­fen Schla­fes gege­ben, Augen, um nicht
    zu sehen, und Ohren, um nicht zu hören, bis auf den
    heu­ti­gen Tag.“
    Römer 9:6–8, 22–28; 10:21; 11:1–8;

    Die Juden sind also nicht voll­stän­dig verworfen,
    Pau­lus ist schließ­lich selbst ein Jude. Allerdings
    müs­sen sie, wie alle ande­ren Men­schen auch, Glau­ben an
    Chri­stus aus­üben, um geret­tet zu wer­den. Als Nation
    sind sie nicht mehr Got­tes aus­er­wähl­tes Volk, nur ein
    „Über­rest“ der fleisch­li­chen Juden hat auch das
    Vor­recht zum „Isra­el Got­tes“ zu gehö­ren (Gala­ter
    6:16). Dazu müs­sen sie, wie Pau­lus auch, Christus
    annehmen.
    Den­ke doch auch in die­sem Zusam­men­hang an das
    Gleich­nis vom Wein­gar­ten aus Mar­kus, Kapi­tel 12.

    • Ich bin über­zeugt, es gibt zwei aus­er­wähl­te Wege. Den der Chri­sten und den der Juden. Zum rich­ti­gen Zeit­punkt wer­den sich die Wider­sprü­che klären.

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