
Von Aldo Maria Valli*
„Als Thema für unsere 43. Wallfahrt im Jahr 2025 haben wir gewählt: ‚Damit Er herrsche – wie im Himmel, so auf Erden‘. Mit dieser Entscheidung wollen wir das hundertjährige Jubiläum der Enzyklika Quas primas von Pius XI. begehen – ein Lehrschreiben, das unserem Pilgerweg zugrunde liegt und heute nötiger ist denn je in einer gottvergessenen Gesellschaft.“
So kündigten die Organisatoren die diesjährige Ausgabe der traditionsreichen Pfingstwallfahrt von Paris zur Kathedrale Notre-Dame de Chartres an. Und das Ergebnis war eindrucksvoll: Je nach Quelle zählte die französische Presse 20.000 bis 30.000 Teilnehmer – mit einem Durchschnittsalter von nur 21 Jahren.
Drei Tage lang, vom 7. bis 9. Juni, zogen sie betend, singend und mit religiösen Bannern durch das Land. Ihre Botschaft war eindeutig: Christus ist König – und Er soll nicht nur in unseren Herzen, sondern auch in den Gesellschaften und Institutionen dieser Welt herrschen. Eine Kampfansage an den Laizismus im Herzen Frankreichs.
„Das Ziel ist es, das Bewußtsein der oft schläfrigen Christen zu wecken und der Kirche in Erinnerung zu rufen, daß es die Aufgabe der Laien ist, auf allen Ebenen mitzuarbeiten, damit die Gesellschaft wieder vom sanften Gesetz Christi durchdrungen wird“, erklärt der Veranstalter, die Association Notre-Dame de Chrétienté. Und man darf sagen: Dieses Ziel wurde voll und ganz erreicht.
Der Historiker Ambroise Tournyol du Clos schreibt im Figaro:
„Indem die Pilger die soziale Königsherrschaft Christi und das hundertjährige Jubiläum von Quas primas feierten, erinnerten sie das laizistische Frankreich daran, daß Gott nicht nur den einzelnen, sondern auch die menschlichen Gesellschaften geschaffen hat (Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2105) – und daß der Glaube verkümmert, wenn er auf das bloß Private beschränkt wird.“
„Erschöpft und staubbedeckt opfern diese Pilger des 21. Jahrhunderts die Blasen an ihren Füßen, den Schlafmangel und die Inbrunst ihrer Ave Maria – zur Ehre Christi, für die Kirche und das Heil der Seelen“, kommentiert Tournyol du Clos weiter.
Er hebt hervor, daß die Pilger „genährt werden von einer liturgischen Tradition, die still, würdevoll und tief ist – und vor allem bewährt. Sie überdauert die Jahrhunderte, gestützt durch klare Lehre und eine oft heroische Nächstenliebe.“
Dreieinhalb Jahrhunderte nach den Erscheinungen des heiligsten Herzens Jesu in Paray-le-Monial (1675) bezeugen die Pilger erneut jene Liebe, „die ihnen das Leben gibt und sich – wie Thomas von Aquin über das Gute sagt – von selbst mitteilt.“
„Was könnte besser passen“, so Tournyol du Clos weiter, „als Antwort auf die jüngste Botschaft des neuen Papstes Leo XIV. an die französischen Bischöfe? Der Heilige Vater ermutigt das Volk Gottes, sich mutig durch die widrigen und oft feindseligen Winde des Indifferentismus, Materialismus und Individualismus zu bewegen.“
Und schließlich:
„Während die Nationalversammlung gerade – weitgehend unbeachtet – ein Gesetz verabschiedet hat, das die Euthanasie banalisiert und das Schicksal der Schwächsten in die Hände einer entgleisten Medizin legt, zeigen diese drei Tage des Gehens, Betens und der Buße: Es gibt einen anderen Weg – auch wenn er marginalisiert und belächelt wird.“
Die Veranstalter stellen klar: Das Herzstück der Wallfahrt ist die traditionelle Messe. Und auch anderswo kommt Bewegung auf – etwa in Spanien, wo die Sühnefußwallfahrt von Oviedo nach Covadonga (inzwischen in der fünften Auflage) immer mehr junge Teilnehmer anzieht – ebenfalls geprägt durch die Feier der Heiligen Messe im Vetus Ordo.
*Aldo Maria Valli, Studium der Politikwissenschaften an der Katholischen Universität von Mailand, seit 1978 Publizist, seit 1985 Berufsjournalist, ab 1995 für das Staatsfernsehen RAI, von 2007 bis 2019 als deren Leiter der Religionsabteilung und Chef-Vatikanist – als solcher ging er nach längerem inneren Ringen ab 2016 auch öffentlich auf Distanz zur Linie von Papst Franziskus, die er als „konfus“ kritisierte –, 2019 wurde er deshalb zu RAI Sport versetzt und 2020 pensioniert. Er ist Buchautor und betreibt den Blog Duc in altum.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Duc in Altum
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