
SOS Chrétiens d’Orient veröffentlichte auf Instagram ein eindrückliches Video, das die Reaktion der Christen in Damaskus auf das grausame islamistische Attentat vom vergangenen Sonntag dokumentiert. Ziel des Anschlags war die Mar-Elias-Kirche im christlichen Stadtviertel Dweila.
Trotz der Verwüstung und des Schreckens, den der Angriff hinterließ, zeigen die Aufnahmen eine erschütternde wie bewegende Szene: Gläubige ziehen durch die Straßen und versammeln sich im Inneren der beschädigten Kirche, beten, singen, entzünden Kerzen – ein stilles, aber unübersehbares Zeichen der Standhaftigkeit und Hoffnung angesichts barbarischer Gewalt.
Der Anschlag auf die Mar-Elias-Kirche, verübt von einem islamistischen Selbstmordattentäter, steht in einer traurigen Reihe fortgesetzter blutiger Angriffe auf Christen im Nahen Osten. Doch die Antwort der Christen in Syrien ist die unbeirrbare Treue zu ihrem Glauben und ihrer kulturellen Identität.
Dazu schreibt das französische Hilfswerk für die Christen im Nahen Osten:
„Wir sind Soldaten Christi.
Gestern Abend, am 23. Juni, nachdem mindestens 23 der Ihren in der griechisch-orthodoxen Kirche St. Elias in Damaskus den Märtyrertod erlitten, haben uns die syrischen Christen eine Lehre erteilt! Tod und Haß werden nicht gegen Christus gewinnen.
Von Damaskus über Saydnaya bis Homs zogen die Christen durch die Straßen, schwenkten Kreuze, beteten und skandierten ihren Glauben. Diese Erben der ersten Christen erinnern uns heute daran, keine Angst zu haben.
Erhebt Euer Kreuz zum Höchsten. Das Blut der Christen ist kostbar.“
Text/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: SOS Chrétiens d’Orient/Instagram (Screenshot)
Echte Christen in Syrien, denen unter der Herrschaft der Assads dies nie widerfahren war, außer in den Gebieten, in denen Assad keine Herrschaft hatte, im sog. Kalifat der Jahre 2015–17
Hierzu ein lesenswerter Artikel in derselben Thematik im Magazin Cicero
Christenverfolgung in Nigeria – Das Schweigen der Kirchen
Die Kirchen in Deutschland engagieren sich zwar gerne für Flüchtlinge und gegen „Islamophobie“ – aber wenn Christen in Nigeria von Muslimen massenhaft ermordet werden, bleiben sie indifferent. Wer sich nicht einmal für seine eigenen Glaubensbrüder und ‑schwestern einsetzt, hat als moralische Instanz versagt.
VON GIDEON BÖSS am 25. Juni 2025; Cicero
Deutschlands Volkskirchen können sich nicht vorwerfen lassen, dass ihnen das Leid von Menschen egal ist. Sie setzen sich für Flüchtlinge ein, kritisieren das mögliche Ende des Familiennachzugs und nehmen in Rekordzahl Menschen ins Kirchenasyl, denen die Abschiebung droht. Auf der Website der Evangelischen Kirche heißt es „Lutheraner rufen zum besseren Schutz von Flüchtlingen auf“, während in einem anderen Beitrag versichert wird, dass „Kirchen Zufluchtsorte für Flüchtlinge“ bleiben. Auch auf der Internetpräsenz der Katholischen Kirche ist der Beitrag „Flüchtlingshilfe der katholischen Kirche“ prominent platziert.
Nun gibt es nichts daran auszusetzen, Menschen in Not zu helfen. Dieser Aufgabe gehen auch der Staat, internationale Organisationen sowie unzählige NGOs nach. Wobei sie alle ein wichtiges Detail von den Kirchen unterscheidet: Sie sind keine Kirchen. Auch wenn das deutsche Christentum sich gerne in einer blinden Helferrolle gefällt, sollte es eigentlich einen besonderen Schwerpunkt auf Christen in Not setzen. Auf deren Lage aufmerksam zu machen und sich um Besserung zu bemühen, sollte für die Kirchen eine Selbstverständlichkeit sein.
Davon merkt man aber wenig, wie zum Beispiel der Fall Nigeria zeigt. Moslems terrorisieren dort die christlichen Gemeinschaften, überfallen Dörfer, setzen Kirchen in Brand, entführen Geistliche. Die Zahl der Toten geht dabei jährlich in die Tausende. Laut Open Doors, einer Organisation, die über die Verfolgung von Christen weltweit aufklärt, finden nirgendwo so viele Morde an Christen statt wie in diesem afrikanischen Land.
Die Kirchen vermeiden es, Täter und Opfer beim Namen zu nennen
Trotzdem findet sich auf den Homepages der beiden Volkskirchen kein Hinweis auf Nigeria, und auch sonst bleiben diese rar. Zwar zeigt sich die Evangelische Kirche „entsetzt“ über das Blutvergießen in Nigeria, aber dieses Entsetzen verspürte sie zuletzt am 28.1.2023. Seitdem hat sie ihre Fassung wohl wiedererlangt, denn es gibt keinen aktuelleren Beitrag. Zugleich blieb es dieser Bericht aus Nigeria schuldig, eindeutig (muslimische) Täter und (christliche) Opfer zu benennen. Stattdessen ließen die Protestanten ihre Leser wissen: „In dem Bundesstaat kommt es immer wieder zu gewaltsamen Konflikten zwischen christlichen Bauern und überwiegend muslimischen Viehhirten. Dabei geht es auch um den Zugang zu Wasser und Land.“
Die Katholische Kirche steht den Protestanten dabei in nichts nach, wenn sie im Februar dieses Jahres über einen Nigeria-Besuch eines Bischofs schreibt: „Besonders bewegend war für mich der Besuch einer kleinen Ortschaft im Plateau State, die an Weihnachten 2023 von brutalen Angriffen betroffen war. Eine Initiative aus Muslimen und Christen, Frauen und Männern gleichermaßen, hat sich dort gegründet, um wieder ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen.“ Was ist da denn an Weihnachten genau passiert? Man wüsste es gerne, aber die Täter bleiben die große Leerstelle im Blick der christlichen Kirchen auf die Welt.
Christen werden in Nigeria aufgrund ihres Glaubens zum Opfer muslimischer Terroristen, Milizen und organisierter Banden. Sie sterben, weil sie an Jesus glauben. Sie sterben damit als christliche Märtyrer, und ihr ultimatives Opfer wird von den Kirchen mit Gleichgültigkeit beantwortet. Es wäre ihre Aufgabe, in der Öffentlichkeit auf diesen Krieg gegen die Christen in Nigeria aufmerksam zu machen, der seit Jahren auf brutalste Weise geführt wird. Das sind Brüder und Schwestern im Glauben, und es sollte für die Kirchen das zentrale Thema sein, immer und immer wieder auf ihre Verfolgung hinzuweisen und ein Ende dieser Gewalt zu fordern.
Das Christentum ist die weltweit am meisten verfolgte Religion
Übrigens gilt das nicht nur für Nigeria. Das Christentum ist die weltweit am meisten verfolgte Religion, und besonders schlecht geht es ihm in mehrheitlich muslimischen Ländern. Darüber reden die Bischöfe und Pastorinnen auf ihren interreligiösen Treffen eher ungern bis nie. Lieber möchte man über Islamophobie reden, über die Flüchtlingshilfe und darüber, warum AfD-Mitglieder nichts in den Kirchen verloren haben. (Jesus war da ein wenig mutiger, was den Umgang mit gesellschaftlich ausgegrenzten Gruppen angeht, aber das sei nur am Rande erwähnt.) Aber nicht über die Verfolgung und Diskriminierung von Christen in praktisch allen mehrheitlich islamischen Ländern.
Wenn die Kirchen sich nicht als Anwälte der Christen sehen, die unter Verfolgung, Vertreibung und Tod durch antichristliche Feinde leiden, können sie sich nicht mehr als moralische Instanzen sehen. Wer seine eigenen Leute im Stich lässt, um die andernfalls anstehenden Konflikte zu vermeiden, verfügt über die ethischen Standards eines Opportunisten.
Die Kirchen schrumpfen zu einer linken Menschenrechtsorganisation, wenn sie das Leid anderer Christen in fernen Ländern wie etwas abtun, das sie nichts angeht. Doch genau diesen Eindruck vermitteln sie. Wer jedoch seinen bedrängten Brüdern und Schwestern nicht die helfende Hand reicht, sollte zum Thema Menschenliebe schweigen.