Heiligenkreuz unter Angriff?

Monastisches Leben – Ordensleben – Geistliche Berufung


Der Abt und einige Mönche der blühenden Zisterzienserabtei Heiligenkreuz im Wienerwald
Der Abt und einige Mönche der blühenden Zisterzienserabtei Heiligenkreuz im Wienerwald

Inzwi­schen ist das Pon­ti­fi­kat Leos XIV. in sei­nen zwei­ten Monat ein­ge­tre­ten. Der erste Papst aus den Ver­ei­nig­ten Staa­ten hat sich in man­cher­lei Hin­sicht deut­lich von sei­nem Vor­gän­ger abge­grenzt. Wird er auch die Ordens­kon­gre­ga­ti­on auf einen neu­en Kurs füh­ren und mit einem der unse­lig­sten Züge des berg­o­glia­ni­schen Pon­ti­fi­kats bre­chen – der Ent­sen­dung von Kom­mis­sa­ren? Am Bei­spiel Hei­li­gen­kreuz wird sich dies wie ein Offen­ba­rungs­eid erwei­sen. Leo XIV. wird durch Ent­schlo­sen­heit die Rich­tung sicher­stel­len müs­sen, anson­sten könn­te es ihm wie US-Prä­si­dent Donald Trump erge­hen, der eini­ge Pro­ble­me hat, nicht nur das Pen­ta­gon, son­dern auch die CIA unter Kon­trol­le zu brin­gen.
Die Zister­zi­en­ser­ab­tei im Wie­ner­wald ist bekannt für die beson­de­re Pfle­ge der hei­li­gen Lit­ur­gie und als Beru­fungs­ma­gnet, was in einem direk­ten Zusam­men­hang zu sehen ist. Seit 2011 wird die Mönchs­ge­mein­schaft von Abt Maxi­mi­li­an Heim gelei­tet. Bei des­sen Bene­dik­ti­on ermahn­te der inzwi­schen abge­tre­te­ne Erz­bi­schof von Wien Chri­stoph Kar­di­nal Schön­born sinn­ge­mäß, es mit der Lit­ur­gie­pfle­ge „nicht zu über­trei­ben“. Die Sor­ge in bestimm­ten Kir­chen­krei­sen war, daß die Abtei, damals ange­sto­ßen durch das Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum von Bene­dikt XVI. gar den über­lie­fer­ten Ritus ent­decken könn­te.
Unter Fran­zis­kus galt in Rom als „gesi­cher­te Erkennt­nis“, daß sich ver­däch­tig macht, wer vie­le Beru­fun­gen hat.
Das von römi­schen Prie­stern betrie­be­ne Nach­rich­ten­por­tal Sile­re non pos­sum ver­öf­fent­lich­te nach­fol­gen­den Arti­kel, der im Wort­laut unver­än­dert wie­der­ge­ge­ben wird.

Heiligenkreuz unter Angriff – Zum Verstummen bringen, was gedeiht: Die Strategie einer frustrierten Macht

Anzei­ge

Das neue Füh­rungs­duo an der Spit­ze des Dik­aste­ri­ums für die Insti­tu­te des geweih­ten Lebens und die Gesell­schaf­ten des apo­sto­li­schen Lebens – bestehend aus Schwe­ster Simo­na Bram­bil­la, seit Janu­ar 2025 Prä­fek­tin, und Schwe­ster Tizia­na Mer­let­ti, seit dem dar­auf fol­gen­den Mai Sekre­tä­rin – hat bereits begon­nen, sei­ner ideo­lo­gi­schen Prä­gung Aus­druck zu ver­lei­hen. Und wie zu erwar­ten war, schei­nen die ersten Opfer jene leben­di­gen und dyna­mi­schen Rea­li­tä­ten zu sein, die nicht in das gei­sti­ge Denk­sche­ma zwei­er Sech­zig­jäh­ri­ger pas­sen, die noch dem Geist der Sech­zi­ger­jah­re ver­haf­tet sind.

Vor weni­gen Tagen wur­de von der Piaz­za Pius XII. ein Schrei­ben an die Zister­zi­en­ser­ab­tei Hei­li­gen­kreuz gesandt – jenes ehr­wür­di­ge öster­rei­chi­sche Klo­ster, das heu­te als eines der weni­gen authen­ti­schen Bei­spie­le monasti­scher Erneue­rung in Euro­pa gilt. In dem Schrei­ben wird eine Apo­sto­li­sche Visi­ta­ti­on ange­kün­digt, die vom Dik­aste­ri­um aus­ge­hen soll – ein star­kes und unzwei­deu­ti­ges Signal, hin­ter wel­chem im Schat­ten stets Mau­ro Giu­sep­pe Lepo­ri steht.

Mauro Lepori und der Neid

Hin­ter die­sem Vor­ge­hen des Dik­aste­ri­ums zeich­net sich die umstrit­te­ne Gestalt des Mau­ro Giu­sep­pe Lepo­ri ab, des Gene­ral­abts des Zister­zi­en­ser­or­dens, der seit län­ge­rem einen per­sön­li­chen, ver­bis­se­nen Feld­zug gegen jene führt, die inner­halb sei­ner eige­nen Ordens­fa­mi­lie den Mut haben, einen ande­ren Weg zu beschrei­ten als den sei­nen. Bekannt ist er für sei­ne Nähe zu den Krei­sen von Comu­nio­ne e Libe­ra­zio­ne, sei­nen nie ver­bor­ge­nen Ehr­geiz, zum Bischof ernannt zu wer­den, und sei­ne rege Kon­greß­tä­tig­keit. Lepo­ri hat nicht gezö­gert, geist­li­che Gemein­schaf­ten, die nicht sei­nem Sche­ma ent­spre­chen, unter kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung zu stel­len – selbst ohne Bewei­se oder kon­kre­te Anschuldigungen.

Ein bezeich­nen­des Bei­spiel ist das Klo­ster San Gia­co­mo di Veglia, das durch Lepo­ris skru­pel­lo­ses Vor­ge­hen und das stil­le Ein­ver­neh­men des Dik­aste­ri­ums ins Visier geriet. Nun trifft es Hei­li­gen­kreuz – eine leben­di­ge, jugend­li­che Gemein­schaft unter der Lei­tung von Abt Maxi­mi­li­an Heim, einer weit­hin geach­te­ten Gestalt mit inter­na­tio­na­ler Aus­strah­lung. Gera­de Heim war wie­der­holt Ziel­schei­be destruk­ti­ver Kri­tik Lepo­ris, dem vor­ge­wor­fen wird, ein zu „wenig monasti­sches“ Modell zister­zi­en­si­schen Lebens zu ver­kör­pern – zumin­dest nach ita­lie­ni­schen (oder etwa fran­zö­si­schen) Maß­stä­ben. Doch stellt sich die Fra­ge: Gibt es nur eine Art, Mönch zu sein? Oder ist die Kir­che nicht viel­mehr durch eine Fül­le von Cha­ris­men gekennzeichnet?

Das subtile Gift des klerikalen Neides

Hier tritt ein grund­le­gen­des Übel zuta­ge: der Neid – eine ende­mi­sche Wun­de im Kle­rus und im reli­giö­sen Leben. Immer dann, wenn eine Gemein­schaft auf­blüht, sich erneu­ert, jun­ge Men­schen anzieht und dem Vol­ke Got­tes neue Hoff­nung schenkt, fin­det sich jemand – fru­striert und ver­un­si­chert –, der Zwei­fel säen, Ver­leum­dun­gen ver­brei­ten und gif­ti­ge Erzäh­lun­gen kon­stru­ie­ren will. Anschul­di­gun­gen bedür­fen kei­ner Bewei­se: Ein Flü­stern genügt, eine Andeu­tung, eine anony­me E‑Mail an die „rich­ti­ge“ Per­son – und die inqui­si­to­ri­sche Maschi­ne­rie wird in Gang gesetzt. Aus bestimm­ten Mün­dern kom­men stets mora­lisch getarn­te Anspie­lun­gen, doch was dem andern ange­la­stet wird, ist oft nichts ande­res als der Spie­gel ver­bor­ge­ner eige­ner Begier­den. Die jün­ge­re Geschich­te der Kir­che ist reich an der­glei­chen Schnell­ver­fah­ren, bei denen das Wort „Apo­sto­li­sche Visi­ta­ti­on“ nicht Hei­lung und väter­li­che Für­sor­ge bedeu­tet, son­dern Ver­dacht und Abwer­tung. Und nicht sel­ten pro­ji­zie­ren jene, die Zwie­tracht säen, ihre eige­nen see­li­schen Wun­den auf ande­re – wie zahl­rei­che psy­cho­lo­gi­sche Stu­di­en nahelegen.

Hei­li­gen­kreuz ist dafür ein augen­fäl­li­ges Bei­spiel: Eine blü­hen­de, jugend­li­che Gemein­schaft, ver­wur­zelt in Lit­ur­gie und monasti­schem Leben, mit rea­ler Aus­strah­lung auf das Leben von Fami­li­en, Stu­die­ren­den und Gläu­bi­gen. In einer Zeit geist­li­cher Ver­ödung soll­te ein sol­ches Klo­ster als Vor­bild gel­ten – nicht als Zielscheibe.

Das römi­sche Ordens­dik­aste­ri­um ist fest in Frau­en­hand: Wird es dadurch bes­ser? Links Sr. Simo­na Bram­bil­la MC (Prä­fek­tin), rechts Sr. Tizia­na Mer­let­ti SFP (Sekre­tä­rin)

Ein ideologischer Angriff unter dem Deckmantel der Visitation

Doch das Pro­blem ist nicht allein Lepo­ri. Das eigent­li­che Übel liegt dar­in, daß an der Spit­ze des Dik­aste­ri­ums zwei Frau­en ste­hen, die eine gleich­ma­che­ri­sche und miß­traui­sche Sicht­wei­se tei­len, die jede Form des Erfolgs im Ordens­le­ben mit Arg­wohn betrach­tet – vor allem dort, wo Treue zur Über­lie­fe­rung mit pasto­ra­ler Leben­dig­keit ein­her­geht. Das Duo Bram­bil­la-Mer­let­ti droht, das Dik­aste­ri­um in ein Instru­ment ideo­lo­gi­scher Unter­drückung zu ver­wan­deln, in dem Apo­sto­li­sche Visi­ta­tio­nen nicht mehr der Unter­schei­dung, son­dern der poli­ti­schen Aus­schal­tung dienen.

In einer Kir­che, die sich all­zu oft in Abstrak­tio­nen oder Kom­pro­mis­se flüch­tet, ist ein Ort wie Hei­li­gen­kreuz ein unbe­que­mes Leucht­feu­er. Zu viel Lit­ur­gie? Zu viel Latein? Zu vie­le jun­ge Mön­che im Habit? Für man­che womög­lich: ja. Viel­leicht ist es genau des­halb unter Beschuß gera­ten. Und viel­leicht ist es kein Zufall, daß dies geschieht, just in dem Moment, da erst­mals zwei Frau­en das Dik­aste­ri­um in die­ser Kon­stel­la­ti­on lei­ten. Nicht zu ver­ges­sen ist auch die Abnei­gung gewis­ser Krei­se gegen jenes Klo­ster, weil es die Heim­statt der Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­schen Hoch­schu­le Bene­dikt XVI. ist – einer von Papst Bene­dikt XVI. im Jah­re 2007 aner­kann­ten Insti­tu­ti­on, in der vie­le vor­züg­li­che katho­li­sche Dozen­ten lehren.

All das zeigt: Es geht hier um den Miß­brauch kirch­li­cher Auto­ri­tät zur Durch­set­zung einer ideo­lo­gi­schen, gleich­ma­chen­den Sicht­wei­se, wel­che die Viel­falt der Cha­ris­men unter­drückt und alles, was aus inne­rer Leben­dig­keit wächst, klein­zu­hal­ten sucht.

Ein Menetekel für die gesamte Kirche

Der Fall Hei­li­gen­kreuz ist kei­ne inn­erzi­ster­zi­en­si­sche Rand­no­tiz – er ist Prüf­stein für die gesam­te Kir­che. Wird es zuge­las­sen, daß per­sön­li­che Rache und ideo­lo­gi­scher Neid über Wahr­heit und geist­li­che Frucht­bar­keit tri­um­phie­ren, dann ist nie­mand mehr sicher: weder die Klö­ster, noch die neu­en Gemein­schaf­ten, noch die Bewe­gun­gen, noch jene Pfar­rei­en, in denen das Evan­ge­li­um noch mit Ernst und Schön­heit gelebt wird.

Hei­li­gen­kreuz ist nicht voll­kom­men – kei­ne Gemein­schaft ist es – aber es ist ein Hoff­nungs­zei­chen mit­ten in den Trüm­mern. Wenn auch die­ses noch zer­stört wird, nur um die Fru­stra­tio­nen eini­ger weni­ger zu stil­len und die Kon­trol­le jener zu sichern, die die Frei­heit fürch­ten, dann wird offen­bar: Das Pro­blem sind nicht die Mön­che – son­dern jene, die mit ideo­lo­gisch ver­ne­bel­ter See­le herrschen.

„An ihren Früch­ten wer­det ihr sie erken­nen“ (Mt 7,16). Viel­leicht ist es an der Zeit, auf die Früch­te zu schau­en. Und zu ver­hin­dern, daß sie dem Neid zum Opfer fal­len und verfaulen.

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Sile­re non possum

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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