
Der frühere Bischof von Orán und verurteilte Sexualstraftäter Msgr. Gustavo Oscar Zanchetta ist nach Argentinien zurückgekehrt – und mit ihm die Empörung. Lokale Medien wie Infórmate Salta berichten, daß seine Opfer befürchten, er könnte bald vollständig auf freien Fuß kommen.
Mehr als sechs Monate nach seiner umstrittenen Ausreise ist Zanchetta nun wieder in Salta. Der ehemalige Bischof war wegen sexuellen Mißbrauchs zweier Seminaristen verurteilt worden. Nach seiner Verurteilung hatte er sich nach Rom begeben, angeblich zur medizinischen Behandlung. Seine Rückkehr hatte er mehrfach verschoben. In einem Kloster in Salta, das ihm als Aufenthaltsort zugewiesen wurde, wurde nun ein Zimmer für ihn vorbereitet.
Matías Montes, Sprecher einer Opfervereinigung, kritisierte, daß Zanchetta trotz seiner Verurteilung weiterhin keine effektive Strafe verbüße. Zanchetta war lediglich zu Hausarrest verurteilt worden – doch selbst dieser werde nicht konsequent durchgesetzt.
Montes zeigte sich besonders empört darüber, daß der derzeitige Bischof von Orán, Msgr. Luis Scozzina, Zanchetta kürzlich persönlich aufgesucht habe: „Zanchetta ist in Salta. Gestern wurde er vom amtierenden Bischof besucht. Sie bereiten sein Zimmer im Kloster vor – ich habe es mit eigenen Augen gesehen.“
Verurteilung ohne Konsequenzen
Zanchetta war im März 2022 vom Strafgericht in Salta wegen fortgesetzten sexuellen Mißbrauchs unter erschwerenden Umständen – insbesondere aufgrund seines seelsorgerlichen Amtes – zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden.
Trotzdem hat er keinen einzigen Tag im Gefängnis verbracht. Seine Verteidiger konnten für ihn Hausarrest erwirken – wegen der Art seiner Tat in einem Frauenkloster. Im November vergangenen Jahres wurde ihm vom Gericht erlaubt, aus gesundheitlichen Gründen nach Rom zu reisen. Offiziell kehrte er nie zurück – bis jetzt. Sein plötzliches Auftauchen in Salta wirft nun zahlreiche Fragen auf.
Die Opferorganisation äußert zudem den Verdacht, daß Zanchettas Haftstatus von den zuständigen Behörden nicht kontrolliert werde.
Möglichkeit auf vorzeitige Entlassung
Besondere Sorge bereitet den Opfern, daß Zanchetta bald die Bedingungen für einen Antrag auf vorzeitige Entlassung erfüllen könnte. „Wir wissen, daß er diesen Antrag stellen wird. Der Weg dafür wird ihm bereits geebnet“, so Montes.
Er rät Betroffenen in ähnlichen Situationen, sich direkt an die Justiz zu wenden: „Das ist der einzige Weg, der noch halbwegs zuverlässig funktioniert.“
Montes betont außerdem, daß Zanchetta trotz der Verurteilung formell weiterhin Bischof sei – und nur der Papst ihn seines Amtes entheben könne. „Papst Franziskus hat bislang nicht gehandelt. Jetzt liegt die Verantwortung beim nächsten Papst.“
Auch das Verhalten der Justiz wird kritisiert: „Wir wurden vollkommen im Stich gelassen. Wir wollten Priester werden und mußten alles aufgeben. Es gab keine psychologische Betreuung, keine Unterstützung, keine echte Gerechtigkeit.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
Er wird fallen.