„Franziskus hat nichts getan. Jetzt liegt die Verantwortung beim neuen Papst“

Rückkehr eines verurteilten Bischofs sorgt für Empörung in Argentinien


Msgr. Gustavo Oscar Zanchetta mit seinem Gönner Papst Franziskus.
Msgr. Gustavo Oscar Zanchetta mit seinem Gönner Papst Franziskus.

Der frü­he­re Bischof von Orán und ver­ur­teil­te Sexu­al­straf­tä­ter Msgr. Gustavo Oscar Zan­chet­ta ist nach Argen­ti­ni­en zurück­ge­kehrt – und mit ihm die Empö­rung. Loka­le Medi­en wie Infór­ma­te Sal­ta berich­ten, daß sei­ne Opfer befürch­ten, er könn­te bald voll­stän­dig auf frei­en Fuß kommen.

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Mehr als sechs Mona­te nach sei­ner umstrit­te­nen Aus­rei­se ist Zan­chet­ta nun wie­der in Sal­ta. Der ehe­ma­li­ge Bischof war wegen sexu­el­len Miß­brauchs zwei­er Semi­na­ri­sten ver­ur­teilt wor­den. Nach sei­ner Ver­ur­tei­lung hat­te er sich nach Rom bege­ben, angeb­lich zur medi­zi­ni­schen Behand­lung. Sei­ne Rück­kehr hat­te er mehr­fach ver­scho­ben. In einem Klo­ster in Sal­ta, das ihm als Auf­ent­halts­ort zuge­wie­sen wur­de, wur­de nun ein Zim­mer für ihn vorbereitet.

Matí­as Mon­tes, Spre­cher einer Opfer­ver­ei­ni­gung, kri­ti­sier­te, daß Zan­chet­ta trotz sei­ner Ver­ur­tei­lung wei­ter­hin kei­ne effek­ti­ve Stra­fe ver­bü­ße. Zan­chet­ta war ledig­lich zu Haus­ar­rest ver­ur­teilt wor­den – doch selbst die­ser wer­de nicht kon­se­quent durchgesetzt.

Mon­tes zeig­te sich beson­ders empört dar­über, daß der der­zei­ti­ge Bischof von Orán, Msgr. Luis Scoz­zina, Zan­chet­ta kürz­lich per­sön­lich auf­ge­sucht habe: „Zan­chet­ta ist in Sal­ta. Gestern wur­de er vom amtie­ren­den Bischof besucht. Sie berei­ten sein Zim­mer im Klo­ster vor – ich habe es mit eige­nen Augen gesehen.“

Verurteilung ohne Konsequenzen

Zan­chet­ta war im März 2022 vom Straf­ge­richt in Sal­ta wegen fort­ge­setz­ten sexu­el­len Miß­brauchs unter erschwe­ren­den Umstän­den – ins­be­son­de­re auf­grund sei­nes seel­sor­ger­li­chen Amtes – zu vier­ein­halb Jah­ren Haft ver­ur­teilt worden.

Trotz­dem hat er kei­nen ein­zi­gen Tag im Gefäng­nis ver­bracht. Sei­ne Ver­tei­di­ger konn­ten für ihn Haus­ar­rest erwir­ken – wegen der Art sei­ner Tat in einem Frau­en­klo­ster. Im Novem­ber ver­gan­ge­nen Jah­res wur­de ihm vom Gericht erlaubt, aus gesund­heit­li­chen Grün­den nach Rom zu rei­sen. Offi­zi­ell kehr­te er nie zurück – bis jetzt. Sein plötz­li­ches Auf­tau­chen in Sal­ta wirft nun zahl­rei­che Fra­gen auf.

Die Opfer­or­ga­ni­sa­ti­on äußert zudem den Ver­dacht, daß Zan­chet­tas Haft­sta­tus von den zustän­di­gen Behör­den nicht kon­trol­liert werde.

Möglichkeit auf vorzeitige Entlassung

Beson­de­re Sor­ge berei­tet den Opfern, daß Zan­chet­ta bald die Bedin­gun­gen für einen Antrag auf vor­zei­ti­ge Ent­las­sung erfül­len könn­te. „Wir wis­sen, daß er die­sen Antrag stel­len wird. Der Weg dafür wird ihm bereits geeb­net“, so Montes.

Er rät Betrof­fe­nen in ähn­li­chen Situa­tio­nen, sich direkt an die Justiz zu wen­den: „Das ist der ein­zi­ge Weg, der noch halb­wegs zuver­läs­sig funktioniert.“

Mon­tes betont außer­dem, daß Zan­chet­ta trotz der Ver­ur­tei­lung for­mell wei­ter­hin Bischof sei – und nur der Papst ihn sei­nes Amtes ent­he­ben kön­ne. „Papst Fran­zis­kus hat bis­lang nicht gehan­delt. Jetzt liegt die Ver­ant­wor­tung beim näch­sten Papst.“

Auch das Ver­hal­ten der Justiz wird kri­ti­siert: „Wir wur­den voll­kom­men im Stich gelas­sen. Wir woll­ten Prie­ster wer­den und muß­ten alles auf­ge­ben. Es gab kei­ne psy­cho­lo­gi­sche Betreu­ung, kei­ne Unter­stüt­zung, kei­ne ech­te Gerechtigkeit.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL

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