Ein trojanisches Pferd in der Kirche

Der Umgang mit dem Papsttum – nach Franziskus


Trojanisches Pferd

Von Eck*

Anzei­ge

„Et quo­niam Sanc­ti­tas tua spi­ri­tus Dei eru­di­ta, qui, vt inquit Augu­sti­nus, loqui­tur in cor­di­bus nullo ver­borum str­e­pi­tu, pro­be nove­rat prin­ci­pi­um horum mal­orum inde fui­s­se, quod non­nul­li Pon­ti­fi­ces tui prae­de­ces­so­res pru­ri­en­tes auri­bus, vt inquit apo­sto­lus Pau­lus, coa­cer­va­verunt sibi magi­stros ad desi­de­ria sua non vt ab eis dis­ce­rent, quod face­re debe­rent, sed vt eorum stu­dio et call­i­di­ta­te inve­ni­re­tur ratio, qua lice­ret id quod libe­rer, inde effec­tum est, prae­ter qua qua quod prin­ci­pa­tum omnem sequi­tur adu­la­tio, vt umbra cor­pus, difi­ci­li­mus­que sem­per fuit adit­us veri­ta­tis ad aures Prin­ci­pum, quod con­fe­stim prod­irent Doc­to­res, qui doce­rent Pon­ti­fi­cem esse domi­num bene­fi­ci­orum omni­um, ac ideo cum domi­nus jure ven­dat id quod suum est nes­sa­rio sequi, in Pon­ti­fi­cem non pos­se cade­re Simo­niam: Ita que vol­un­tas Pon­ti­fi­cis qua­lis­cum­que ea fuerit, sit regu­la qua ejus ope­ra­tio­nes ac action­es diri­ga­tur, ex quo pro­cul dubio effi­ci, vtquic­quid libe­rat, id eti­am liceat. Ex hoc fon­te, Sanc­te Pater, tam­quam ex equo Tro­ja­no irru­pe­re in Ecle­si­am Dei tot abusus et tam gra­vi­s­si­mi mor­bi, qui­bus nunc con­spi­ci­mus eam ad despe­ra­tio­nem fere salu­tis labor­a­s­se, vel manas­se harum rer­um famam ad infideles…“.

Con­si­li­um delec­torum Car­di­na­li­um et ali­o­rum Prae­la­torum: De emen­da Eccle­sia S.D.N.D. Pau­lo III Ipso juben­te con­scrip­tum et exhi­bi­tum, Imp. apud Anto­ni­um Bla­dum, Roma, 1538, pg. 1–2.

Es war ein völ­li­ger Fehl­schlag. Trotz der Bit­ten aus der gesam­ten Chri­sten­heit um eine Reform der Kir­che in capi­te et in mem­bris, die auf Rom nie­der­pras­sel­ten, bis es völ­lig durch­näßt war, wehr­ten sich die Päp­ste wie Kat­zen an der Lei­ne und schleu­der­ten auf das The­ma Blit­ze mit den Blicken. Der Alb­traum des Kon­zi­lia­ris­mus des vori­gen Jahr­hun­derts war noch nicht hin­rei­chend über­wun­den, und die Schrecken des Abend­län­di­schen Schis­mas waren noch zu frisch im Gedächt­nis, als daß die Päp­ste bereit gewe­sen wären, ein wei­te­res Öku­me­ni­sches Kon­zil einzuberufen.

Als Papst Juli­us II., der Mann mit dem Schwert, im Jah­re 1512 das 18. Öku­me­ni­sche Kon­zil ein­be­rief, tat er dies im Schleich­gang – in sei­nem eige­nen Late­r­an­pa­last und unter sei­ner welt­li­chen Ober­ho­heit, ein­schließ­lich Gefäng­nis –, damit die Ver­samm­lung nicht wie bei frü­he­ren Gele­gen­hei­ten aus dem Ruder lief. Und wir sagen „wider­wil­lig“, denn so hat­te er es bei sei­ner Thron­be­stei­gung geschwo­ren, und es dau­er­te lan­ge, bis er die­sen Schwur ein­lö­ste und dem Gegen­kon­zil von Pisa ent­ge­gen­trat, das die Fran­zo­sen gegen ihn ins Leben rie­fen – als Reak­ti­on auf sei­nen päpst­li­chen Eifer, Ita­li­en von den gal­li­schen „Bar­ba­ren“ zu befrei­en – ein from­mes Motiv, wenn es je eines gab…

Papst Juli­us II. spiel­te das­sel­be Spiel wie schon sein Vor­gän­ger Eugen IV. mit dem Kon­zil von Fer­ra­ra (oder Basel-Fer­ra­ra-Flo­renz, für gefrä­ßi­ge Bücher­wür­mer). Nach­dem das feind­li­che Tref­fen annul­liert wor­den war, war des­sen Fort­set­zung vor allem ein Ärger­nis – und eine Gefahr. Der Nach­fol­ger von Juli­us II., Leo X., ver­faß­te ein paar Ver­ur­tei­lun­gen hier, ein paar Medi­ta­tio­nen dort, und begann, das Pon­ti­fi­kat zu genie­ßen, das Gott ihm gege­ben hatte.

Aber er hat­te nur wenig Zeit, die päpst­li­chen Freu­den aus­zu­ko­sten, denn das Kon­zil wur­de geschlos­sen und eini­ge Mona­te spä­ter begann der luthe­ri­sche Auf­stand in Deutsch­land. Da halb Euro­pa in Flam­men stand, halb Deutsch­land und ganz Skan­di­na­vi­en ver­lo­ren waren, der cal­vi­ni­sti­sche Krebs im Her­zen Euro­pas in der Schweiz, in Öster­reich und Ungarn wüte­te, Eng­land mit Hein­rich VIII. ein christ­li­ches Kali­fat anstreb­te, Frank­reich sich im Bür­ger­krieg befand und Spa­ni­en eine eige­ne Kir­chen­re­form anstreb­te, hat­te Rom kei­ne ande­re Wahl, als die Ange­le­gen­heit ein für alle Mal zu regeln. So beschloß Papst Paul III. mit napo­leo­ni­schem Urteils­ver­mö­gen, 1536 eine Kom­mis­si­on ein­zu­set­zen, die er Con­si­li­um de emend­an­da Eccle­sia nann­te. Wie Sie sehen, sind unse­re Pro­gres­si­ven bei Namen und The­men tra­di­tio­nel­ler, als sie denken…

Die­ser Paul III. ist ein para­do­xer Papst. Obwohl durch und durch nepo­ti­stisch, unmo­ra­lisch in sei­nem Pri­vat­le­ben (mit meh­re­ren schö­nen Sün­den, um die For­mu­lie­rung von Isa­bel­la der Katho­li­schen zu gebrau­chen), welt­lich bis zum Maxi­mum, Lieb­ha­ber von Prunk und Luxus, beginnt er die wah­re Reform der Kir­che. Ent­ge­gen dem wei­sen Spruch des gro­ßen Kor­sen, daß Kom­mis­sio­nen geschaf­fen wer­den, um eine Sache für immer zu ver­zö­gern, schloß die de emend­an­da Eccle­sia ihren Bericht 1537 ab. Das war ihren Mit­glie­dern zu ver­dan­ken, den Kar­di­nä­len Con­ta­ri­ni, Pole, Caraf­fa und Sado­le­to, die den Pro­te­stan­ten mutig ent­ge­gen­tra­ten, sowie den Bischö­fen Giber­ti, Ale­an­dro und Fre­go­so, die tugend­haft, ehr­lich und eif­rig für die cura ani­ma­rum ein­tra­ten und die Reform in ihren Diö­ze­sen vor­an­trie­ben, und schließ­lich den Ordens­leu­ten Cor­te­se und Badia, gro­ßen Intel­lek­tu­el­len. Sie alle waren kul­ti­viert, erfah­ren und Ver­fech­ter einer umfas­sen­den Reform der Kir­che, die sie aus dem Morast, in dem sie sich befand, her­aus­füh­ren soll­te. Dies­mal wür­den ihre Vor­schlä­ge nicht auf tau­be Ohren sto­ßen, wie der Libel­lus ad Leo­nem X der bei­den Vene­zia­ner Giu­sti­nia­ni und Que­ri­ni, der so vor­aus­schau­end war, sowie die Schrif­ten ande­rer ver­dienst­vol­ler Erneue­rer wie des gro­ßen Cis­ne­ros in Spa­ni­en. Die Gelehr­sam­keit ihrer Autoren, die Frei­mü­tig­keit ihrer Ankla­gen, die in star­kem Kon­trast zu unse­rer so syn­oda­len und par­r­he­sia­sti­schen Zeit steht, die Wahr­heit ihrer Aus­sa­gen und die unbe­irr­ba­re Hart­näckig­keit Pauls III. ein wirk­li­ches Kon­zil ein­zu­be­ru­fen – denn er berief eines in Man­tua im Jahr 1536, ein wei­te­res in Vicen­za im Jahr 1538, bis ihm im drit­ten Anlauf der Erfolg beschie­den war und er das end­gül­ti­ge Kon­zil zu Tri­ent im Jahr 1545 ein­be­rief –, brach­ten einen wesent­li­chen Teil der ver­hei­ße­nen Reform zur Ausführung.

Wenn auch nicht voll­stän­dig, denn es gibt immer wie­der uner­le­dig­te Auf­ga­ben, die nicht gelöst wer­den, weil sie ange­sichts ernst­haf­ter und drin­gen­der Pro­ble­me unbe­merkt blei­ben, oder weil es aus Nütz­lich­keits­grün­den als zu gefähr­lich ange­se­hen wird, sie zu einem bestimm­ten Zeit­punkt zu behan­deln, oder weil die betrof­fe­nen Ämter und Per­so­nen wenig (oder zu viel, je nach­dem, wie man es betrach­tet) Inter­es­se zei­gen, und sie sich eher ver­schlim­mern, bis sie explodieren.

Die trojanische Matrjoschka

Eines die­ser schwer­wie­gen­den Pro­ble­me ist die Infla­ti­on des römi­schen Pon­ti­fi­kats, wie es im Ein­gangs­zi­tat dar­ge­stellt ist. Hier die deut­sche Übersetzung:

Und die­weil Eure Hei­lig­keit durch den Geist Got­tes unter­wie­sen ist – jenen Geist, der, wie der hei­li­ge Augu­sti­nus sagt, in den Her­zen spricht ohne allen Schall der Wor­te –, habt Ihr mit Recht erkannt, daß der Anfang sol­cher Übel daher gerührt, daß etli­che Eurer Vor­gän­ger im Papst­tum, wie der Apo­stel Pau­lus sagt, „von Jucken in den Ohren befal­len“, sich Leh­rer nach eige­nen Begier­den ver­sam­mel­ten.
Nicht etwa, um von ihnen zu ler­nen – wie es doch ihre Pflicht gewe­sen wäre –, son­dern damit durch deren Eifer und Gewandt­heit ein Weg gefun­den wür­de, wie man das, was man begehr­te, auch für erlaubt hal­ten kön­ne. Daher ist – zusätz­lich zu dem Umstand, daß jedem Für­sten­tum not­wen­dig die Schmei­che­lei folgt wie der Schat­ten dem Leib – der Zugang zur Wahr­heit nur sehr schwer­lich zu den Ohren der Für­sten durch­ge­drun­gen. Denn als­bald tra­ten Leh­rer auf, die lehr­ten, der Papst sei Herr aller Pfrün­den; und weil ein Herr mit Fug ver­kau­fen dür­fe, was sein eigen ist, so kön­ne auch der Papst in kei­ne Simo­nie fal­len.
Also ward zuletzt der Wil­le des Pap­stes – wie immer er beschaf­fen wäre – zur Regel gemacht, dar­nach all sein Thun und Wir­ken gerich­tet wür­de. Und hier­von folgt ohn allen Zwei­fel, daß was der Papst aus frei­em Wil­len thut, das sey auch erlaubt.
Aus die­ser Quel­le, Hei­li­ger Vater, sind wie aus einem tro­ja­ni­schen Pfer­de, so vie­le Miß­bräu­che und so schwe­re Krank­hei­ten in die Kir­che Got­tes ein­ge­fal­len, daß wir nun­meh­ro sehen, wie sie unter sol­cher Last fast zur Ver­zweif­lung an ihrer eige­nen Selig­keit gekom­men ist – ja, der Ruf davon ist gar bis zu den Ungläu­bi­gen gedrungen…

Gut­ach­ten der aus­er­wähl­ten Kar­di­nä­le und ande­rer Prä­la­ten über die Reform der Kir­che, auf Befehl unse­res Hei­lig­sten Herrn Papst Pauls III. ver­faßt und vor­ge­legt. Gedruckt bei Anto­nio Bla­do, Rom 1538, S. 1–2.

Eine schö­ne Beschrei­bung des Ultra­mon­ta­nis­mus… aber schwei­fen wir nicht ab. Auf den ersten Blick könn­te man mei­nen, daß das Pro­blem für die­se Kom­mis­si­on in der patri­mo­nia­len Hal­tung der Päp­ste gegen­über der Kir­che liegt, die als ein Land­gut oder ein Gold­esel gese­hen wird, die es aus­zu­beu­ten gilt, wobei die Päp­ste Ämter, Ladun­gen, Posten und Pöst­chen ver­kau­fen, um ihre immer lee­ren Kas­sen zu fül­len und ihren immer hung­ri­gen Hof­staat zu ernäh­ren, ein Pro­blem, das von der Zeit des Judas bis in die Neu­zeit reicht. Kurz gesagt, das Krebs­ge­schwür der Simo­nie. Aber wenn der gedul­di­ge Leser den Text betrach­tet, ist die Quel­le des Übels nicht die­se Sün­de, son­dern ihre offen­sicht­lich­ste Fol­ge. Geschickt und listig haben die Kom­mis­si­ons­mit­glie­der nach dem übli­chen Lob für den amtie­ren­den Pon­ti­fex (was ja glück­li­cher­wei­se ganz aus der Mode gekom­men ist!) ihre Vor­gän­ger mit Pau­lus- und Augu­sti­nus-Zita­ten auf­ge­motzt und unter dem Deck­man­tel des Angriffs auf die Simo­nie die wah­re Quel­le des Übels aufgedeckt:

  • Die Leh­re: „(…) daß etli­che Eurer Vor­gän­ger im Papst­tum, wie der Apo­stel Pau­lus sagt, „von Jucken in den Ohren befal­len“, sich Leh­rer nach eige­nen Begier­den ver­sam­mel­ten“. Der uti­li­ta­ri­sti­sche Gebrauch des Wis­sens im Dien­ste des Wil­lens, anstatt Wis­sen und Wil­le im Dien­ste der Wahr­heit und des Guten.

Was war das Ziel die­ser Gelehr­ten? Die abso­lu­te päpst­li­che Macht zu recht­fer­ti­gen, von der sie sich ernähr­ten: „Also ward zuletzt der Wil­le des Pap­stes – wie immer er beschaf­fen wäre – zur Regel gemacht, dar­nach all sein Thun und Wir­ken gerich­tet wür­de. Und hier­von folgt ohne allen Zwei­fel, daß was der Papst aus frei­em Wil­len thut, das sey auch erlaubt“.

  • Es gibt ein win­zi­ges Detail im Text, das uns nicht ent­ge­hen soll­te, auch wenn die Ver­fas­ser es vor­aus­ge­setzt haben, ohne sich des­sen bewußt zu sein, und das, wenn man dar­auf ach­tet, ein wenig quietscht. Es ist dies: Die Schmei­che­lei folgt jedem Für­sten­tum, wie der Schat­ten dem Kör­per, und es war immer sehr schwie­rig, die Wahr­heit an die Ohren der Für­sten zu brin­gen Eine ziem­lich pro­fa­ne Spra­che, ziem­lich poli­tisch, im schlech­ten Sin­ne des Wor­tes, oder? Und genau hier liegt das tro­ja­ni­sche Pferd in der Kir­che: die Vor­stel­lung von Kir­che und Papst­tum als welt­li­che Mäch­te, d. h. als moder­ne Staats­män­ner. So sind wir vom „Skla­ven“ zum „Herrn“ gewor­den, vom ser­vus ser­vor­um Dei zum sou­ve­rä­nen Papst.
  • Man wird mir ent­geg­nen, daß die Kir­che – als sicht­ba­re Wirk­lich­keit – einer poli­ti­schen Ord­nung bedarf, ver­stan­den im ari­sto­te­li­schen Sin­ne. Das heißt, es müs­se von Gewal­ten, Zustän­dig­kei­ten, Anord­nun­gen, von Gerich­ten, Geset­zen und all den Din­gen gespro­chen wer­den, die uns seit jenem Tag pla­gen, da Kain die ver­häng­nis­vol­le Idee hat­te, die Polis zu erfin­den. Dar­an ist nichts aus­zu­set­zen, solan­ge man die Kir­che als eine leben­di­ge und sozia­le Wirk­lich­keit eige­ner Art begreift und dabei ihre eigent­li­chen Zie­le und Fun­da­men­te klar im Blick behält. Geschieht dies jedoch nicht, so wird sie das Schick­sal irdi­scher Regime tei­len: ein unauf­hör­li­ches Stre­ben nach immer grö­ße­rer Macht in den Hän­den ihrer Trä­ger – und zugleich das Ver­lö­schen ihres wah­ren Lebens. Wie Chri­stus selbst, und wie der Mensch, so muß auch die Kir­che, um zu dem zu wer­den, was sie sein soll, einen Weg der Kenosis gehen: sich selbst zur Die­ne­rin der Men­schen machen, um sie zu ret­ten. Andern­falls geschieht, was die beauf­trag­ten Kom­mis­si­ons­mit­glie­der bekla­gen: daß die Kir­che bis zur Ver­zweif­lung an ihrer eige­nen Ret­tung lei­det – oder daß der Ruf all des­sen, was in ihr geschieht, selbst zu den Ungläu­bi­gen dringt…

Auf dem Weg nach Trient und darüber hinaus

Iro­ni­scher­wei­se war eines der Mit­glie­der, Kar­di­nal Caraf­fa, der spä­te­re Papst Paul IV., ein eif­ri­ger, aber auch sehr des­po­ti­scher Pon­ti­fex. Die pro­te­stan­ti­sche Gefahr, wel­che die sicht­ba­re Kir­che leug­ne­te, und zugleich der Nut­zen eines zen­tra­len Orga­nis­mus, der rascher und wirk­sa­mer loka­le Brän­de zu löschen ver­moch­te, stärk­ten die Rol­le des Papst­tums – eines Amtes, das bereits seit der Gre­go­ria­ni­schen Reform in einem Maße über­höht war, daß es sei­nem eige­nen Wohl kaum zuträg­lich war – im Kon­zil von Tri­ent noch weiter.

Der Zusam­men­bruch der katho­li­schen Mon­ar­chien, das Aus­blu­ten der kirch­li­chen Eigen­stän­dig­kei­ten durch den könig­li­chen Abso­lu­tis­mus des 16.–18. Jahr­hun­derts sowie das Auf­kom­men uni­ver­sa­ler revo­lu­tio­nä­rer Kräf­te führ­ten dazu, daß die gan­ze Kir­che im 19. wie im 20. Jahr­hun­dert im Papst­tum ihre letz­te Ret­tung erblick­te. Kaum jemand dach­te dar­an, daß der Absturz eines Pap­stes – für vie­le bei­na­he ein Sakri­leg – Kata­stro­phen nach sich zie­hen wür­de, wie wir sie heu­te erle­ben.
Die Kir­che wur­de im Papst gleich­sam hypo­sta­siert, und man wand­te auf ihn als Per­son die Ver­hei­ßung Chri­sti an, die Tore der Unter­welt wür­den sie nicht über­wäl­ti­gen – und ver­gaß dabei, daß eben die­ser Chri­stus den hl. Petrus „Satan“ nann­te, weil er dach­te und urteil­te wie ein Mensch, nicht wie Gott. Wird das Papst­tum – und mit ihm die Kir­che – als eine Wirk­lich­keit des Macht­an­spruchs ver­stan­den und nicht als eine des Dien­stes, so denkt man nicht gött­lich, son­dern all­zu mensch­lich.

Die­ses tro­ja­ni­sche Pferd und die Übel, die es mit sich bringt, wur­den bereits von der Kom­mis­si­on De emend­an­da Eccle­sia klar erkannt. Wir soll­ten bes­ser umden­ken und dem Papst­tum die Funk­ti­on zurück­ge­ben, die ihm von Chri­stus zuge­wie­sen wur­de: Die­ner der Die­ner Got­tes und Mit­ar­bei­ter der Wahr­heit zu sein, der­je­ni­ge, der der Kir­che in Näch­sten­lie­be vorsteht.

*Eck publi­ziert auf dem Blog von Cami­nan­te Wan­de­rer.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cami­nan­te Wanderer

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