Lieber Leo XIV., Du hast mich zum ersten Mal enttäuscht

"So sind wir im vollen Bergoglio-Modus"


Am Montag empfing Leo XIV. Vertreter anderer christlicher Kirchen und Denominationen und anderer Religionen.
Am Montag empfing Leo XIV. Vertreter anderer christlicher Kirchen und Denominationen und anderer Religionen.

von Aldo Maria Valli*

Anzei­ge

Ich will es nicht ver­schwei­gen: Die Rede, die Leo XIV. am Mon­tag, dem 19. Mai, an die „Ver­tre­ter ande­rer Kir­chen und kirch­li­cher Gemein­schaf­ten und ande­rer Reli­gio­nen“ gerich­tet hat, hat mich ent­täuscht und trau­rig gemacht.

Ich hat­te auf eine Abkehr von den berüch­tig­ten berg­o­glia­ni­schen Paro­len über uni­ver­sel­le Brü­der­lich­keit, Öku­me­ne und Syn­oda­li­tät gehofft, aber statt­des­sen hat der Papst alles bestä­tigt, und zwar indem er Berg­o­gli­os Doku­men­te wört­lich zitier­te, ein­schließ­lich der unse­li­gen Erklä­rung von Abu Dhabi.

Hier eini­ge Passagen:

  • „Einer der star­ken Punk­te des Pon­ti­fi­kats von Papst Fran­zis­kus ist die uni­ver­sel­le Brü­der­lich­keit. In die­ser Hin­sicht hat der Hei­li­ge Geist ihn wirk­lich ‚gedrängt‘, die Öff­nun­gen und Initia­ti­ven, die bereits von frü­he­ren Päp­sten, vor allem seit Johan­nes XXIII. unter­nom­men wur­den, mit gro­ßen Schrit­ten vor­an­zu­trei­ben. Der Papst der Brü­der hat sowohl den öku­me­ni­schen Weg als auch den inter­re­li­giö­sen Dia­log geför­dert, und er tat dies vor allem durch die Pfle­ge der zwi­schen­mensch­li­chen Bezie­hun­gen, und zwar so, daß, ohne die kirch­li­chen Bin­dun­gen zu schmä­lern, der mensch­li­che Cha­rak­ter der Begeg­nung immer geschätzt wur­de. Möge Gott uns hel­fen, sein Zeug­nis in Ehren zu halten!“.
  • „In dem Bewußt­sein, daß Syn­oda­li­tät und Öku­me­ne eng mit­ein­an­der ver­bun­den sind, möch­te ich Ihnen ver­si­chern, daß ich beab­sich­ti­ge, das Enga­ge­ment von Papst Fran­zis­kus für die För­de­rung des syn­oda­len Cha­rak­ters der katho­li­schen Kir­che und für die Ent­wick­lung neu­er und kon­kre­ter For­men einer immer inten­si­ve­ren Syn­oda­li­tät im öku­me­ni­schen Bereich fortzusetzen.“
  • „Sie haben die bemer­kens­wer­ten Bemü­hun­gen von Papst Fran­zis­kus für den inter­re­li­giö­sen Dia­log mit­er­lebt. Durch sei­ne Wor­te und Taten hat er neue Per­spek­ti­ven der Begeg­nung eröff­net, um „die Kul­tur des Dia­logs als Weg, die gemein­sa­me Zusam­men­ar­beit als Ver­hal­ten und die gegen­sei­ti­ge Kennt­nis als Metho­de und Kri­te­ri­um“ zu för­dern (Doku­ment über die mensch­li­che Brü­der­lich­keit für den Welt­frie­den und das gemein­sa­me Zusam­men­le­ben, Abu Dha­bi, 4. Febru­ar 2019).“

Ich erspa­re Ihnen die Grü­ße an Juden und Mus­li­me mit ihren prag­ma­ti­schen Auf­ru­fen zum Dialog.

Es ist wahr, daß Leo XIV. die omi­nö­se­ste Pas­sa­ge des Abu-Dha­bi-Doku­ments nicht zitiert hat, näm­lich die, in der Fran­zis­kus sagt, daß alle Reli­gio­nen Wege sind, die zu Gott füh­ren, aber es ist sinn­los, die Bewei­se zu leug­nen: Wir sind im vol­len Bergoglio-Modus. 

Dies­mal hat Leo XIV., wie die jun­gen Leu­te sagen, einen rich­ti­gen Fail hin­ge­legt. Und das tut mir wirk­lich leid.

*Aldo Maria Val­li, Stu­di­um der Poli­tik­wis­sen­schaf­ten an der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät von Mai­land, seit 1978 Publi­zist, seit 1985 Berufs­jour­na­list, ab 1995 für das Staats­fern­se­hen RAI, von 2007 bis 2019 als deren Lei­ter der Reli­gi­ons­ab­tei­lung und Chef-Vati­ka­nist – als sol­cher ging er nach län­ge­rem inne­ren Rin­gen ab 2016 auch öffent­lich auf Distanz zur Linie von Papst Fran­zis­kus, die er als „kon­fus“ kri­ti­sier­te –, 2019 wur­de er des­halb zu RAI Sport ver­setzt und 2020 pen­sio­niert. Er ist Buch­au­tor und betreibt den Blog Duc in altum.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Duc in Altum

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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