Wird Leo XIV. der Löwe sein, den die Kirche braucht?

Das 267. Pontifikat hat begonneen


Die Sedisvakanz ist zu Ende. Ab heute beginnt sich in Rom alles auf den neuen Papst Leo XIV. auszurichten
Die Sedisvakanz ist zu Ende. Ab heute beginnt sich in Rom alles auf den neuen Papst Leo XIV. auszurichten

Leo XIV. wird als erste öffent­li­che Amts­hand­lung nach dem gestern gespen­de­ten Apo­sto­li­schen Segen Urbi et Orbi mit den Kar­di­nal­wäh­lern in der Six­ti­ni­schen Kapel­le eine Dank­mes­se fei­ern. Der Drang ist groß, wis­sen zu wol­len, wie er zu die­sem oder jenem The­ma steht. Dar­in drückt sich das Ban­gen aus, das Fran­zis­kus in sei­nem desa­strö­sen Pon­ti­fi­kat der Kir­che auf­er­legt hat­te. Es ist aber gut und ange­mes­sen, Geduld und Zurück­hal­tung wal­ten zu las­sen. Dafür gibt es gute Grün­de. Ent­schei­dend wird die Fra­ge sein, ob Leo XIV. der Löwe sein wird, wie es sein Name aus­sagt, den die Kir­che nun braucht, um den berg­o­glia­ni­schen Geist zu besei­ti­gen und die Kir­che aus der Kri­se zu führen.

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Aus­sa­gen, die Robert Fran­cis Pre­vost als Prie­ster und Ordens­mann, als Bischof und Kar­di­nal getä­tigt hat, kön­nen nun durch sein neu­es Amt und die damit ver­bun­de­ne Auto­ri­tät eine Ände­rung erfah­ren. Es ist also emp­feh­lens­wert, das neue Kir­chen­ober­haupt nach sei­nen Taten, sei­nen Wor­ten und Gesten, zu beurteilen.

Allem vor­an kommt es den Gläu­bi­gen zu, für Leo XIV. zu beten, daß er weder vor den Wöl­fen flieht noch mit den Wöl­fen heult, son­dern die Her­de führt, schützt und ver­tei­digt. Nomen est omen, da er sich Leo nennt?

Gestern abend schon begann bei man­chen die Suche nach Mög­lich­kei­ten, den neu­en Papst ein­zu­ord­nen und in Schub­la­den zu pres­sen. Dies kommt natür­lich in erster Linie den US-Ame­ri­ka­nern zu, die ihn am besten ken­nen soll­ten. Die übri­ge Welt wird war­ten müs­sen. Die Nebel wer­den sich schnell lichten.

Was läßt sich schon jetzt sagen? Die Wahl von Kar­di­nal Pre­vost erfolg­te erstaun­lich schnell, wenn man bedenkt, daß vie­le Kar­di­nä­le sich unter­ein­an­der kaum oder gar nicht kann­ten. Papst Fran­zis­kus hat­te die­ses Ken­nen­ler­nen gezielt unter­bun­den. Die Grün­de dafür sind unklar. Er kre­ierte erst­mals im Febru­ar 2014 Kar­di­nä­le, dar­un­ter Pie­tro Paro­lin, Ger­hard Mül­ler, Loren­zo Bal­dis­se­ri und vie­le ande­re. Dazu berief er das ein­zi­ge außer­or­dent­li­che Kon­si­sto­ri­um sei­nes Pon­ti­fi­kats ein. Bei die­ser Gele­gen­heit ließ er Kar­di­nal Wal­ter Kas­per, der maß­geb­lich Berg­o­gli­os Wahl zum Papst vor­be­rei­tet hat­te, einen Grund­satz­vor­trag hal­ten, mit dem die „Öff­nung“ sei­nes Pon­ti­fi­kats in der Moral­leh­re ein­ge­läu­tet wur­de. Kas­per ern­te­te unter den ver­sam­mel­ten Kar­di­nä­len soviel Wider­spruch, daß Fran­zis­kus seit­dem auf die Ein­be­ru­fung der Kar­di­nä­le zu Bera­tun­gen ver­zich­te­te. Ein ekla­tan­ter Wider­spruch, denn genau für die­se Bera­tung des Kir­chen­ober­haupts exi­stie­ren die Kar­di­nä­le. Kar­di­nal Kas­per übri­gens stand gestern, da über 80, auf dem Peters­platz, um von dort aus mit­zu­ver­fol­gen, wie sich der neue Papst der Welt zeigt.

Sicht­lich zufrie­den zeig­te sich gestern auf der Segens­log­gia Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin, ohne des­sen Unter­stüt­zung die Wahl von Leo XIV. nicht so schnell mög­lich gewe­sen wäre

War­um Fran­zis­kus auch spä­ter nicht auf das Kar­di­nals­kol­le­gi­um als Bera­ter­gre­mi­um zurück­griff, als er bereits die Mehr­heit selbst ernannt hat­te und somit nicht mehr all­zu viel Wider­spruch fürch­ten muß­te, läßt sich wohl nur in sei­nem stark aus­ge­präg­ten Drang zum auto­kra­ti­schen Herr­schen erklä­ren. Der Hang zum Dik­ta­tor­papst (Hen­ry Sire ali­as Mar­can­to­nio Colon­na) zeig­te sich im Gro­ßen wie im Kleinen.

Pre­vost gehör­te zur jüng­sten Grup­pe der Kar­di­nä­le, da er erst 2024 kre­iert wur­de. Die Gele­gen­heit, an einem außer­or­dent­li­chen Kon­si­sto­ri­um teil­neh­men zu kön­nen, war dadurch allein schon zeit­lich mini­mal. Die Bischofs­wei­he hat­te Pre­vost hin­ge­gen schon 2015 emp­fan­gen. Er war kei­ne zwei Jah­re an der Römi­schen Kurie tätig und zuvor vie­le Jah­re in Peru. Sei­ne „Popu­la­ri­tät“ unter den Papst­wäh­lern geht also auf ande­re gewich­ti­ge Pur­pur­trä­ger zurück. Jene, wel­che 2013 für Jor­ge Mario Berg­o­glio gewor­ben haben, sind seit Herbst 2014 bekannt, das soge­nann­te Team Berg­o­glio, die Kar­di­nä­le Kas­per, Leh­mann, Dan­neels und Murphy‑O’Connor. Der gestern anwe­sen­de Kas­per ist der ein­zi­ge noch leben­de Kar­di­nal der Papst­ma­cher von 2013.

Das belastende bergoglianische Erbe

Die schlimm­ste Kri­se wäh­rend des Pon­ti­fi­kats von Fran­zis­kus war das Meß­ver­bot in der Coro­na-Zeit. Fran­zis­kus erließ für die Diö­ze­se Rom nicht nur ein Zele­bra­ti­ons­ver­bot, son­dern ord­ne­te das Zusper­ren aller Kir­chen und Kapel­len an. Unter ihm wur­de das Weih­was­ser ent­sorgt und die Kom­mu­ni­ons­pen­dung behan­delt, als wäre sie lebens­ge­fähr­lich. Das Kir­chen­ober­haupt selbst erklär­te damit Sakra­men­te und Sakra­men­ta­li­en, die heils­spen­dend sind, für gefähr­lich – selbst die Hei­li­ge Eucha­ri­stie. Gro­tes­ker, sinn­ent­stel­len­der, ja, gera­de­zu blas­phe­mi­scher geht es kaum noch. Die Men­schen haben dies alles auf­merk­sam regi­striert und vie­le haben der Kir­che den Rücken gekehrt. Die Zah­len spre­chen eine deut­li­che Spra­che, doch Fran­zis­kus war dies nie auch nur ein Wort wert. Im Mai 2020, nach­dem er über Wochen den Peters­dom zuge­sperrt hat­te, ließ er viel­mehr die größ­te Kir­che der Welt mit dem Grab des Apo­stel­für­sten und dem Papst­al­tar auf­wen­dig „des­in­fi­zie­ren“. Gera­de­zu unglaub­lich. All dies ver­mit­tel­te den Ein­druck einer gro­ße Schwä­che sei­nes Glaubens.

Ein Ordensmann als Papst

Doch zurück zum Kon­kla­ve: Auf­fäl­lig ist, daß zum zwei­ten Mal hin­ter­ein­an­der ein Ordens­mann zum Papst gewählt wur­de. Nach­dem 2013 erst­mals ein Jesu­it den Stuhl Petri bestieg, was für außer­or­dent­lich gro­ßes Auf­se­hen sorg­te, nimmt nun ein Augu­sti­ner-Ere­mit dar­auf Platz, was ent­schie­den weni­ger auf­se­hen­er­re­gend ist. In der Tat bewahr­hei­te­ten sich die Befürch­tun­gen, daß kein Jesu­it das höch­ste Amt in der Kir­che inne­ha­ben soll­te. Die Papst­wäh­ler hat­ten sich jedoch in ihrer gro­ßen Mehr­heit über die­se Sperr­li­nie, die der Ordens­grün­der, der hei­li­ge Igna­ti­us von Loyo­la, selbst gezo­gen hat­te, hin­weg­ge­setzt. Das räch­te sich bitter.

Der letz­te Ordens­mann vor Fran­zis­kus war Gre­gor XVI. Man muß also bis ins Jahr 1831 zurück­ge­hen, um die Wahl eines Ordens­prie­sters zum Papst zu fin­den. Gre­gor XVI. (254. Papst) war zudem auch der bis­her letz­te Mönch auf dem Stuhl Petri. Dann muß man schon einen Sprung zurück bis 1769 machen, bis zur Wahl von Cle­mens XIV. (249. Papst), der dem Mino­ri­ten­or­den ange­hört, also wie Leo XIV. einem Bet­tel­or­den ent­stamm­te. 1724 wur­de ein Domi­ni­ka­ner zum Papst gewählt und nann­te sich Bene­dikt XIII. (245. Papst). Um den näch­sten Ordens­mann, wie­der­um ein Mino­ri­ten­pa­ter, auf dem Papst­thron anzu­tref­fen, ist ein Rie­sen­sprung bis ins Jahr 1585 not­wen­dig, als Six­tus V. (227. Papst) gewählt wur­de. Der berühm­te und hei­li­ge Pius V. (225. Papst), gewählt 1566, war Domi­ni­ka­ner. Paul IV. (223. Papst), gewählt 1555, war Thea­ti­ner, ein Orden, den er selbst zuvor gegrün­det hat­te. Cle­mens VII. (219. Papst), gewählt 1523, war Johan­ni­ter (Mal­te­ser­or­den). Die Dich­te der Ordens­män­ner auf dem Stuhl Petri im 16. Jahr­hun­dert ist ein Hin­weis, daß in der dama­li­gen Kir­chen­kri­se, aus­ge­löst durch die pro­te­stan­ti­sche Refor­ma­ti­on, auf die Orden zurück­ge­grif­fen wur­de. 500 Jah­re spä­ter erlebt nun die Kir­che erneut eine sol­che Phase.

Eine drit­te Pha­se läßt sich im 11./12. Jahr­hun­dert aus­ma­chen, als Ordens­män­ner auf dem Papst­thron die Kir­che refor­mier­ten. Ins­ge­samt fin­den sich nur rund 30 Päp­ste unter den ins­ge­samt 267, die vor ihrer Wahl zum Stell­ver­tre­ter Chri­sti einem Orden ange­hör­ten. Der erste Papst, der Ordens­mann war, war Gre­gor I., auch Gre­gor der Gro­ße genannt, ein Bene­dik­ti­ner, der von 590 bis 604 Kir­chen­ober­haupt war.

Ins­ge­samt zeigt die erneu­te Wahl eines Ordens­man­nes die Kri­se des Welt­kle­rus an. Es gab Zei­ten, die noch nicht all­zu lan­ge zurück­lie­gen – wir spre­chen von der Zeit bis die nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen der Nach­kon­zils­zeit auf die Zahl der Prie­ster­be­ru­fun­gen zu drücken began­nen –, da in der Alten Welt die Orden von den Diö­ze­san­bi­schö­fen nach Mög­lich­keit aus der Pfarr­seel­sor­ge ver­drängt wur­den. Ämter an den bischöf­li­chen Kuri­en wur­den ihnen ohne­hin kei­ne über­tra­gen. Der Welt­kle­rus war Trumpf. Doch die Zei­ten haben sich nach dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil schnell geän­dert. Iro­ni­scher­wei­se waren die aus dem Welt­kle­rus stam­men­den Bischö­fe selbst maß­geb­lich dar­an schuld.

Seit­her erle­ben wir im Westen eine mas­si­ven Nie­der­gang des Welt­kle­rus. Die diö­ze­sa­nen Prie­ster­se­mi­na­re sind leer. Die Rol­le und das Selbst­ver­ständ­nis des Welt­prie­sters sind in einer Kri­se. Da hilft es auch nicht, auf die Beru­fungs­kri­se auch in den Orden hinzuweisen.

Die Kri­se ist allent­hal­ben zu sehen und es gibt ein ein­deu­ti­ges Datum, mit dem die­se Kri­se begon­nen hat, doch ideo­lo­gi­sche Scheu­klap­pen ver­bie­ten durch fal­sche Tabus, die Din­ge beim Namen zu nen­nen und auf den Prüf­stand zu stel­len. Die heu­ti­ge Kir­che kennt nur mehr ein wirk­li­ches Dog­ma, und das heißt: Zwei­tes Vati­ka­ni­sches Kon­zil. Die­ser Irr­witz, der jedem ein­leuch­tet, der die ele­men­ta­re Wahr­heit akzep­tiert, daß die Kir­che bald zwei­tau­send Jah­re alt ist, ver­hin­der­te bis­her eine tief­ge­hen­de Gene­sung. Johan­nes Paul II. ver­such­te als erster Papst eine Kurs­kor­rek­tur. Deut­li­cher tat es Bene­dikt XVI. Fran­zis­kus aber war bemüht, alle die­se Bestre­bun­gen zunich­te zu machen. Das hat sei­nen Grund in einer auf dem äußer­sten pro­gres­si­ven Rand gepfleg­ten Uto­pie. Die Fol­gen waren Cha­os und Verwirrung.

Die schnel­le Wahl Pre­vosts läßt anneh­men, daß grö­ße­re Grup­pen von Kar­di­nä­len bereits im Vor­feld sich auf ihn fest­ge­legt hat­ten. Min­de­stens 89 Stim­men einer so bun­ten Schar aus aller Welt zu sam­meln ist kei­ne Klei­nig­keit. In sei­nem ersten Auf­tre­ten war er um aus­ge­wo­ge­ne Signa­le bemüht, sol­che an die Kon­ser­va­ti­ven und die Tra­di­tio­na­li­sten, aber auch sol­che an die Pro­gres­si­ven. Das besagt vor­erst wenig, aber immer­hin, daß er nicht ein Papst des Bru­ches wie Fran­zis­kus sein will.

Die Namenswahl

Von den vier nach­kon­zi­lia­ren Päp­sten, die die Kir­che bis­her hat­te, haben drei die Kon­zils­zä­sur auch durch die Namens­wahl bestä­tigt. Ein­zig Bene­dikt XVI. leg­te sich einen „vor­kon­zi­lia­ren“ Namen zu. Dar­in ist ihm Leo XIV. gefolgt. Ein star­kes Signal. Es bleibt zu hof­fen, daß sich die­se Ent­schei­dung nicht nur auf die sozia­le Fra­ge bezieht, die für den letz­ten Namens­trä­ger vor ihm, Leo XIII., sehr wich­tig war. Leo XIII. hat­te auch eine über­na­tür­lich apo­ka­lyp­ti­sche Schau, aus der das Erz­engel-Micha­el-Gebet ent­stan­den ist, das einst an Werk­ta­gen nach jeder Mes­se gebe­tet wurde.

Der erste Leo wird sogar „der Gro­ße“ genannt. Er regier­te von 440 bis 461 und ver­tei­dig­te die Glau­bens­wahr­heit auf dem Kon­zil von Chal­ce­don gegen die Pela­gia­ner und Mono­phy­si­ten. Erste­re brach­te Fran­zis­kus ger­ne sinn­ent­stel­lend ins Spiel, um sei­ne Kri­ti­ker anzu­grei­fen, letz­te­re wir­ken im Islam bis heu­te nach. Leo I., der Gro­ße, zählt zu den Kirchenlehrern.

Die Kri­se des Welt­kle­rus stellt eine zen­tra­le Her­aus­for­de­rung für die Kir­che dar. Fran­zis­kus, ein Jesu­it, wuß­te dar­auf kei­ne Ant­wort zu geben. Es wird sich zei­gen, ob Leo XIV., der dem Cha­ris­ma nach einem Bet­tel­or­den ange­hört, hier kla­re­re Vor­stel­lun­gen hat und kon­kre­te Impul­se geben wird.

Offen bleibt vor­erst, war­um es für die berg­o­glia­ni­sche Kar­di­nals­mehr­heit kein Pro­blem war, einen US-Ame­ri­ka­ner zum Papst zu wäh­len, was eine ratz­in­ge­ria­nisch-woj­ty­lia­ni­sche Mehr­heit noch für undenk­bar hielt.

So bleibt es, noch eine ande­re Ebe­ne der Wahr­neh­mung zu nen­nen, die man­chen als ver­pönt gilt, die aber auch ihre Bedeu­tung hat. Eini­ge Katho­li­ken erkann­ten 2013 sofort, daß Fran­zis­kus kei­ne gute Wahl war. Das war nicht argu­men­tier­bar, da eine Gefühls­sa­che. Aber sie lagen rich­tig, frü­her und schnel­ler als die mei­sten Gläu­bi­gen. Beim gest­ri­gen Auf­tre­ten von Leo XIV. war eine sol­che Ein­deu­tig­keit, soweit bis­her über­schau­bar, nicht fest­stell­bar. Die spon­ta­ne Reak­ti­on fiel unent­schie­den aus. Das Erschei­nen im lit­ur­gi­schen Gewand, eben schon bereit, den Segen Urbi et Orbi zu spen­den, löste bei gro­ßen Tei­len des gläu­bi­gen Vol­kes Jubel aus, eini­ge Stich­wör­ter sei­ner dar­auf fol­gen­den Reden weniger. 

Neunmal Christus genannt, und eine „missionarische Kirche“

Die genaue Ana­ly­se sei­ner ersten Anspra­che steht noch aus und wird erst im Kon­text wei­te­rer Anspra­chen und Ent­schei­dun­gen einen Sinn machen. Auf eini­ge posi­ti­ve und nega­ti­ve Aspek­te des ersten Auf­tre­tens wur­de bereits gestern hingewiesen.

Posi­tiv zu nen­nen ist jedoch auch, daß Leo XIV. in sei­ner für sein erstes Erschei­nen erstaun­lich lan­gen, ins­ge­samt aber kur­zen Anspra­che sie­ben Mal Chri­stus erwähn­te, davon mehr­fach als den auf­er­stan­de­nen Chri­stus und in der Kom­bi­na­ti­on Jesus Chri­stus. Das soll­te für den Papst eine Selbst­ver­ständ­lich­keit sein, doch Fran­zis­kus hat­te der Welt gezeigt, daß es das nicht sein muß. Fran­zis­kus hat­te es geschafft, bei groß auf­ge­zo­ge­nen Ver­an­stal­tun­gen, die welt­wei­te Beach­tung fan­den, Jesus Chri­stus mit kei­nem Wort zu erwäh­nen. Die „Ent­christ­li­chung“ sei­ner Anspra­chen war viel­mehr eines der erschreckend­sten Merk­ma­le sei­nes Pontifikats. 

Eben­so posi­tiv war in die­sem Zusam­men­hang, daß Leo XIV. auch davon sprach, „Mis­sio­na­re“ und eine „mis­sio­na­ri­sche Kir­che“ zu sein. Die Ambi­va­lenz, mit der Fran­zis­kus zwölf Jah­re lang, den Mis­si­ons­auf­trag der Kir­che ver­wäs­ser­te und Bekeh­run­gen hint­an­stell­te und gera­de­zu einen gespen­stisch anmu­ten­den Feld­zug gegen „Pro­se­ly­tis­mus“ führ­te, liegt noch als Schrecken über der Kir­che. Leo XIV. könn­te und soll­te sie davon befrei­en, wie ins­ge­samt vom berg­o­glia­ni­schen Geist.

Ob dies so sein wird, muß sich erst zei­gen. Ande­re Aus­sa­gen von ihm, geziel­te Reve­ren­zen an Fran­zis­kus – viel­leicht aber mehr noch an des­sen Anhän­ger – gebie­ten zur Vor­sicht. Dabei sticht vor allem sei­ne Aus­sa­ge zur „syn­oda­len Kir­che auf dem Weg“ her­aus, die sich unter Fran­zis­kus nicht nur als Sack­gas­se erwie­sen hat, son­dern als Fal­le für die Kir­che, sie ihrer über­na­tür­li­chen Kraft zu berau­ben und zu einer irdi­schen, mensch­li­chen, hori­zon­ta­len, basis­de­mo­kra­ti­schen NGO zu machen, einer Spiel­wie­se für lin­ke Uto­pi­sten mit der ein­zi­gen Kon­se­quenz, daß die Kir­che zum Spiel­ball der Mäch­ti­gen wird.

Mit die­sen hat­te Fran­zis­kus in sei­nem Pon­ti­fi­kat die Ver­bin­dung gesucht und fata­le Türen auf­ge­sto­ßen. Es wird an Leo XIV. lie­gen, zu ent­schei­den, ob er die­se Türen schnell wie­der schlie­ßen und ver­rie­geln, am besten zumau­ern läßt, ob er sich also sei­nes Namens wür­dig als Leo­ne erweist, wie ihn die Ita­lie­ner nen­nen, als Löwe. Oder ob er einem selt­sa­men sui­zi­da­len Drang nach­ge­ben wird, der Tei­le der Kir­che seit Jahr­zehn­ten befal­len hat und wie hyp­no­ti­siert, meist wohl eher nied­rig und ego­istisch, in die Arme ihrer Fein­de treibt.

Nun weiß man nüch­tern, daß beim Extra omnes vor allem der Hei­li­ge Geist gemeint ist, der drau­ßen blei­ben soll­te, daß aber der Hei­li­ge Geist, da stär­ker als alle mensch­li­chen Wün­sche und Vor­stel­lun­gen, des­sen unge­ach­tet der Kir­che Jesu Chri­sti Bei­stand ist und sie bis zum Ende der Zei­ten nach gött­li­chem Wil­len lenkt. Er ist es, der ihr Über­le­ben sichert.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can­Me­dia (Screen­shots)

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2 Kommentare

  1. Ich tip­pe auf ein gemä­ßig­tes „berg­o­glia­ni­sches“ Pon­ti­fi­kat und hof­fe – sehr wie­ne­risch – dass das Schwarz­se­hen dazu führt, dass es viel bes­ser kommt als das. Bit­ten wir den Herrn der Kir­che um sei­ne Gna­de für den Papst und uns alle.

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