Was wird der neue Papst mit der lateinischen Messe machen?

Das Konklave als Chance


Nach dem desaströsen Pontifikat von Franziskus sehen die Traditionalisten in den USA im Konklave zumindest eine Chance
Nach dem desaströsen Pontifikat von Franziskus sehen die Traditionalisten in den USA im Konklave zumindest eine Chance

Die Fra­ge: „Was wird der neue Papst mit der latei­ni­schen Mes­se machen?“ stellt sich im Zuge des gera­de in Rom statt­fin­den­den Kon­kla­ves – man stau­ne – die New York Times, das media­le Flagg­schiff des glo­ba­li­sti­schen Estab­lish­ments, das schon lan­ge und flei­ßig für die Mas­sen nach links drängt. Sehen wir uns an, was die New Yor­ker Tages­zei­tung dazu zu sagen hat.

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Die Autorin Ruth Gra­ham gibt eigens an, für den Arti­kel inner­halb von zwei Tagen „fast acht Stun­den in der Mes­se ver­bracht“ zu haben.

Den Blick lenkt Gra­ham auf Detroit. Dort, so die Autorin, sehen die tra­di­tio­na­li­sti­schen Katho­li­ken im Kon­kla­ve „einen Fun­ken Hoff­nung“, denn es bie­tet die Mög­lich­keit zu einem „Wan­del“. Die von Gra­ham befrag­ten Katho­li­ken wür­den sich ein „har­tes Durch­grei­fen“ durch den näch­sten Papst erhoffen.

Ins­ge­samt nahm Gra­ham aber eine „unsi­che­re Stim­mung“ am Detroi­ter Meß­ort des über­lie­fer­ten Ritus in der Swee­test-Heart-of-Mary-Kir­che wahr. Kurz vor dem Palm­sonn­tag hat­te der Erz­bi­schof von Detroit, Msgr. Edward Wei­sen­bur­ger, den Prie­stern mit­ge­teilt, daß er das Ange­bot der über­lie­fer­ten Mes­se in sei­nem Erz­bis­tum „dra­stisch ein­schrän­ken“ wer­de. Msgr. Wei­sen­bur­ger war 2012 von Bene­dikt XVI. zum Bischof von Sali­na ernannt wor­den. Fran­zis­kus beför­der­te ihn dann 2017 zum Bischof von Tuc­son und am ver­gan­ge­nen 11. Febru­ar, weni­ge Tage, bevor der Papst in die Gemel­li-Kli­nik ein­ge­lie­fert wur­de, zum Erz­bi­schof von Detroit.

Wei­sen­bur­gers Amts­ein­füh­rung erfolg­te am 18. März, nur drei Wochen spä­ter gab er schon bekannt, Hand an die Meß­or­te des über­lie­fer­ten Ritus legen zu wol­len und die­se abzuwürgen.

Die Repres­si­on gegen die Tra­di­ti­on soll bereits mit dem Som­mer erfol­gen. Doch kurz dar­auf starb Papst Fran­zis­kus, ein erklär­ter Feind des über­lie­fer­ten Ritus, der mit sei­nem Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des im Juli 2021 die all­ge­mei­ne Aner­ken­nung der latei­ni­schen Mes­se, die Bene­dikt XVI. mit Sum­morum Pon­ti­fi­cum verfügt hat­te, wie­der zunich­te mach­te. Die Prie­ster und Gläu­bi­gen, die dem über­lie­fer­ten Ritus anhän­gen, hat­te Fran­zis­kus als „Indiet­ri­sten“ beschimpft und noch schlim­mer. Nun hof­fen die Detroi­ter Katho­li­ken, daß der Plan des Erz­bi­schofs durch die Wahl eines neu­en Pap­stes zumin­dest vor­erst auf Eis gelegt sein könnte.

Gra­ham zitiert Kie­ra Ray­mond, eine 18jährige Stu­den­tin in Michi­gan: „Wenn der näch­ste Papst wirk­lich woll­te, könn­te er am ersten Tag schon den Zugang zur latei­ni­schen Mes­se wie­der voll­stän­dig öff­nen“. Ray­mond hat­te einen Latin Mass Mob orga­ni­siert, um Unter­stüt­zer in Pfar­rei­en zu sam­meln, die die Hei­li­ge Mes­se anbie­ten, bevor die Ein­schrän­kun­gen in Kraft treten.

Gra­ham schreibt: „Die tra­di­tio­nel­le latei­ni­sche Mes­se war einst die nor­ma­le Mes­se, die von Katho­li­ken auf der gan­zen Welt jahr­hun­der­te­lang auf die­sel­be Wei­se zele­briert wur­de – bis zu den Moder­ni­sie­rungs­re­for­men des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils in den 1960er Jah­ren. Die Unter­schie­de sind sub­til, aber wich­tig für die­je­ni­gen, die sich auf ihre Bedeu­tung ein­las­sen kön­nen.
Der Prie­ster blickt die mei­ste Zeit der Mes­se in die­sel­be Rich­tung wie die Got­tes­dienst­be­su­cher, d. h. von ihnen weg und auf den Altar zu. Er legt die Hostie direkt auf die Zun­ge, nicht in die Hand. Und ja, der größ­te Teil des Got­tes­dien­stes fin­det auf Latein statt, nicht auf Eng­lisch oder in den Hun­der­ten von ande­ren Spra­chen, in denen die ‚neue Mes­se‘ heu­te welt­weit gefei­ert wird.“

Wie Franziskus greift auch Erzbischof Weisenburger die Priester der Tradition an

Die tra­di­tio­nel­le Mes­se mache nur einen Bruch­teil des katho­li­schen Lebens aus. Doch in vie­len Diö­ze­sen der USA erfreue sie sich wach­sen­der Beliebt­heit, vor allem bei jun­gen Men­schen, so die Autorin.

„In jüng­ster Zeit ist die tra­di­tio­nel­le Mes­se zu einem unwahr­schein­li­chen Blitz­ab­lei­ter für brei­te­re theo­lo­gi­sche und ideo­lo­gi­sche Aus­ein­an­der­set­zun­gen gewor­den, vor allem in der ame­ri­ka­ni­schen Kir­che mit ihrer star­ken Aus­prä­gung des theo­lo­gi­schen und lit­ur­gi­schen Kon­ser­va­tis­mus.
Ihre Anhän­ger nei­gen dazu, die Mes­se häu­fi­ger zu besu­chen, und haben ein Kir­chen­ver­ständ­nis, das sich auf theo­lo­gi­sche Ortho­do­xie kon­zen­triert statt auf die Offen­heit und Moder­ni­tät der Ära Franziskus.“

Zu Papst Fran­zis­kus und sei­ner Unter­drückung der Tra­di­ti­on schreibt Graham:

„Papst Fran­zis­kus bezeich­ne­te die alte Mes­se als spal­tend, und auch eini­ge sei­ner ande­ren Kom­men­ta­re haben Tra­di­tio­na­li­sten ver­är­gert: sein Hin­weis auf kin­der­rei­che Fami­li­en, die Kin­der ‚wie Kar­nickel‘ bekom­men, sei­ne Kom­men­ta­re an die Prie­ster, nicht mehr ‚Omas Spit­zen‘ zu tragen.“

Der über­lie­fer­te Ritus erfreue sich, so Gra­ham, in den USA immer grö­ße­rer Beliebt­heit, vor allem bei jun­gen Men­schen und Fami­li­en. Allein in der Erz­diö­ze­se Detroit gibt es inzwi­schen 28 Meß­or­te, an denen die tra­di­tio­nel­le Mes­se zele­briert wird, so Alex Begin, den die Autorin zitiert. Begin betreibt einen loka­len Info-Dienst für die Unter­stüt­zer. Gra­ham ver­weist auf inof­fi­zi­el­le Listen im Inter­net, laut denen es in den USA über 500 Meß­or­te des über­lie­fer­ten Ritus gibt.

Erz­bi­schof Wei­sen­bur­ger scheint die Ver­brei­tung der latei­ni­schen Mes­se zu stö­ren. Am 8. April kün­dig­te er in einem nicht öffent­li­chen Gespräch mit Prie­stern sei­ner Diö­ze­se an, den über­lie­fer­ten Ritus auf nur mehr „vier oder fünf Orte“ beschrän­ken zu wol­len. Alle Meß­or­te sind sehr gut besucht, so daß sie nicht ein­mal in der Lage wären, die Gläu­bi­gen aus den von Wei­sen­bur­ger unter­drück­ten Meß­or­ten aufzunehmen.

Gra­ham schreibt: Als es nach dem Tref­fen zu einem öffent­li­chen Eklat kam, äußer­te sich Wei­sen­bur­ger in einem Brief: „Ich hat­te nicht gehofft, mich so kurz nach dem Beginn mei­nes eige­nen Dien­stes in unse­rer Erz­diö­ze­se mit die­ser Ange­le­gen­heit befas­sen zu müs­sen“. Dabei hat­te er das The­ma ange­sto­ßen. Sei­ne Prie­ster for­der­te er auf, sich von die­sem The­ma „nicht ablen­ken“ zu las­sen. Ganz berg­o­glia­nisch recht­fer­tig­te Wei­sen­bur­ger sein repres­si­ves Vor­ge­hen damit, daß der über­lie­fer­te Ritus selbst „zum Pro­blem“ in der Kir­che gewor­den sein könn­te, „nicht wegen der Lit­ur­gie selbst, son­dern wegen des Cha­rak­ters der Prie­ster, die ihn zelebrieren“.

Gra­ham geht auf die­sen Punkt nicht wei­ter ein, doch ist bekannt, wie sehr Fran­zis­kus wäh­rend sei­nes gesam­ten Pon­ti­fi­kats die Prie­ster und die Gläu­bi­gen des über­lie­fer­ten Ritus wenig väter­lich, um nicht zu sagen übelst her­ab­wür­dig­te, beschimpf­te, belei­dig­te und diskreditierte.

Wei­sen­bur­gers Vor­gän­ger hat­te nach dem In-Kraft-Tre­ten von Tra­di­tio­nis cus­to­des alle Meß­or­te bestä­tigt. Aller­dings habe es sich dabei, so Wei­sen­bur­ger, um „befri­ste­te Ver­län­ge­run­gen“ gehan­delt, die im Som­mer aus­lau­fen wür­den. Der neue Erz­bi­schof ist der Mei­nung „daß den Pfar­rei­en genü­gend Zeit gege­ben wur­de, um die Anwei­sun­gen des Hei­li­gen Vaters umzusetzen“.

„Die Men­schen sind sehr ver­äng­stigt“, sag­te Lau­ren Ley­va, 33, die Orga­ni­stin in St. Edward on the Lake, etwa eine Stun­de nörd­lich von Detroit. Sie nimmt mit ihrer Fami­lie, dar­un­ter zwei klei­ne Kin­der, an der tra­di­tio­nel­len Mes­se teil.

Traditionalisten beobachten die Vorbereitungen für das Konklave in Rom

„Wir haben für den Papst und sei­ne Gesund­heit gebe­tet“, sag­te Frau Ley­va nach der Hl. Mes­se am Sonn­tag. „Wir sind zuver­sicht­lich, daß sich etwas ändern wird.“

Die Prie­ster, die in Detroit die tra­di­tio­nel­le Mes­se fei­ern, befän­den sich in einer heik­len Lage, so Gra­ham. „Eini­ge von ihnen set­zen sich hin­ter den Kulis­sen dafür ein, dass die tra­di­tio­nel­le Mes­se in ihren Pfar­rei­en oder zumin­dest in ihren Regio­nen bei­be­hal­ten wird. Aber nur weni­ge wol­len in dem ange­spann­ten Moment, bevor die Beschrän­kun­gen durch­ge­setzt wer­den und bevor ein neu­er Papst gewählt wird, als Auf­wieg­ler gese­hen werden.“

„Jetzt sind die Din­ge in der Schwe­be“, sagt Pfar­rer Bri­an Hur­ley in sei­ner Gemein­de in Lapeer, Michi­gan. Gut 200 Gläu­bi­ge besu­chen jeden Sonn­tag sei­ne Zele­bra­ti­on. Vie­le jun­ge Paa­re in sei­ner Pfar­rei wün­schen nun auch Trau­un­gen nach dem alten Ritus, so Gra­ham. Pater Hur­ley sag­te, daß die Prie­ster unter­ein­an­der und mit befreun­de­ten Mit­ar­bei­tern der Erz­diö­ze­se spre­chen, um zu ver­su­chen, den Zugang zur tra­di­tio­nel­len Mes­se für so vie­le Men­schen wie mög­lich zu erhalten.

In St. Edward on the Lake rät Pfar­rer Lee Acer­vo sei­ner Gemein­de, die den über­lie­fer­ten Ritus um 8 Uhr mor­gens fei­ert, nicht an den Erz­bi­schof zu schrei­ben, son­dern ein­fach zu beten und „auf den Herrn zu vertrauen“.

Pfar­rer Acer­vo lehn­te es, wie meh­re­re ande­re Prie­ster der Diö­ze­se, die im Juli die tra­di­tio­nel­le Mes­se ver­lie­ren wer­den, ab, mit Gra­ham zu spre­chen. In einem Brief an sei­ne Gemein­de, der im Pfarr­blatt ver­öf­fent­licht wur­de, mach­te er jedoch deut­lich, was beim näch­sten Kon­kla­ve auf dem Spiel steht:

„Dies ist eine wirk­lich ent­schei­den­de Zeit in der Geschich­te der Kir­che. Wir müs­sen für einen hei­li­gen Papst beten. Einen hei­li­gen Papst. Nicht für einen poli­ti­schen Papst. Son­dern für einen Papst, der den Glau­ben nicht auf­gibt, um mit der Welt aus­zu­kom­men. Einen Papst, der den Glau­ben mit Klar­heit und nicht mit Zwei­deu­tig­keit lehrt.“

Die Bot­schaft sei ein­deu­tig, so Gra­ham, für alle, die Ohren haben, um zu hören. Kri­ti­ker hat­ten Fran­zis­kus vor­ge­wor­fen, ein poli­ti­scher Papst zu sein, den Glau­ben auf­zu­ge­ben, um mit der Welt aus­zu­kom­men, und Zwei­deu­tig­kei­ten zu lehren.

Zum Kon­kla­ve schreibt Gra­ham, daß Tra­di­tio­na­li­sten die Vor­be­rei­tun­gen für das Kon­kla­ve in Rom genau beob­ach­ten wür­den. „Sie haben ihre Favo­ri­ten, dar­un­ter Kar­di­nal Peter Erdö aus Ungarn und Kar­di­nal Robert Sarah aus Gui­nea, der frü­he­re Lei­ter der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on des Vati­kans und ein füh­ren­der Geg­ner von Franziskus.“

„Es ist ein per­sön­li­cher Angriff, daß mir die­se Mes­se weg­ge­nom­men wur­de“, sag­te Anna Gra­zio­si, 79, die Vor­sit­zen­de des Pfarr­ge­mein­de­rats an der Assump­ti­on Grot­to im Osten von Detroit. Frau Gra­zio­si, so Gra­ham, wan­der­te aus Ita­li­en nach Detroit ein, als sie fünf Jah­re alt war. Sie wuchs mit der latei­ni­schen Mes­se auf, noch vor dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil. „Für sie hat der Novus Ordo, die neue Meß­ord­nung, nicht nur die Hei­lig­keit des Ritus, son­dern auch die eige­ne Auf­merk­sam­keit für ihn ver­lo­ren. Dem Gebet­buch zu fol­gen, wie es die alte Mes­se ver­lang­te, erfor­der­te beten­de Kon­zen­tra­ti­on.
Die neue Mes­se wur­de zum Teil ent­wor­fen, um die Gläu­bi­gen mehr ein­zu­be­zie­hen, aber Frau Gra­zio­si stell­te fest, daß ihre Gedan­ken – und ihr Glau­be – abschweif­ten, bis sie die latei­ni­sche Mes­se in der Pfar­rei ihrer Kind­heit, Assump­ti­on Grot­to, wie­der auf­such­te.
Sie betet die­se Woche für die See­le von Papst Fran­zis­kus, so wie sie zu Leb­zei­ten für ihn gebe­tet hat. ‚Ich hof­fe auf ein barm­her­zi­ges Urteil‘, sag­te sie.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: New York Times (Screen­shot)

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