Die Eidesformel der Papstwähler 1903 und 2025 – ein Vergleich

Eine Akzentverschiebung


Gestern leisteten alle Papstwähler in der Sixtinischen Kapelle ihren Eid, der sich deutlich von dem früheren unterscheidet. Im Bild Kardinal Robert Sarah.
Gestern leisteten alle Papstwähler in der Sixtinischen Kapelle ihren Eid, der sich deutlich von dem früheren unterscheidet. Im Bild Kardinal Robert Sarah.

Der Finanz­wis­sen­schaft­ler und ehe­ma­li­ge Prä­si­dent der Vatik­an­bank IOR, Etto­re Got­ti Tede­schi, über­mit­tel­te dem Vati­ka­ni­sten Mar­co Tosat­ti einen Ver­gleich der Eides­for­meln für die im Kon­kla­ve wahl­be­rech­tig­ten Kar­di­nä­le. In einem Büch­lein über den hei­li­gen Pius X. aus dem Jahr 1951 fand Got­ti Tede­schi die fei­er­li­che Eides­for­mel der Kar­di­nä­le, wie er im Kon­kla­ve von 1903 und vor­her­ge­hend gelei­stet wur­de. Die­se For­mel ver­gleicht er mit jener, wel­che die Kar­di­nä­le gestern in der Six­ti­ni­schen Kapel­le vor dem „Extra omnes“ lei­sten mußten.

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Die­ser Ver­gleich erfolgt durch Got­ti Tede­schi weit­ge­hend kom­men­tar­los, da die bei­den For­meln den Unter­schied bereits deut­lich machen. Dabei fällt nicht nur die ekla­tant unter­schied­li­che Län­ge der Eides­for­meln auf.

Wäh­rend frü­her eine Beru­fung auf Jesus Chri­stus als Rich­ter erfolg­te, erfolgt er nun auf die Kon­sti­tu­ti­on Uni­ver­si Domi­ni­ci Gre­gis; wäh­rend damals die Ver­pflich­tung genannt wur­de, den „vor Gott Wür­dig­sten“ zu wäh­len, befaßt sich der aktu­el­le Eid vor­dring­lich mit der Fra­ge der Geheimhaltung.

Hier die Eides­for­mel von 1903:

„Chri­stus, der mich eines Tages rich­ten wird, bezeugt, daß ich mein Gelüb­de dem­je­ni­gen gebe, den ich vor Gott für den Wür­dig­sten hal­te, gewählt zu werden.“

Dazu schreibt Got­ti Tede­schi: „Die­ser Eid scheint etwas aktua­li­siert wor­den zu sein“. Hier die aktu­el­len Bestim­mun­gen samt Eides­for­mel von 2025:

„Wir, alle und jeder ein­zel­ne bei die­ser Wahl des Pap­stes anwe­sen­de Kar­di­nal-Wäh­ler, ver­spre­chen, ver­pflich­ten uns und schwö­ren, alle in der Apo­sto­li­schen Kon­sti­tu­ti­on Uni­ver­si Domi­ni­ci Gre­gis des Pap­stes Johan­nes Paul II. vom 22. Febru­ar 1996 ent­hal­te­nen Vor­schrif­ten treu und gewis­sen­haft zu beach­ten. Eben­so ver­spre­chen, ver­pflich­ten uns und schwö­ren wir, daß der­je­ni­ge von uns, der durch gött­li­che Fügung zum Römi­schen Papst gewählt wird, sich ver­pflich­ten wird, das Munus Petrinum des Hir­ten der Uni­ver­sal­kir­che treu zu erfül­len, und es nicht ver­säu­men wird, die geist­li­chen und welt­li­chen Rech­te und die Frei­heit des Hei­li­gen Stuhls mit Nach­druck zu bekräf­ti­gen und zu ver­tei­di­gen. Vor allem ver­spre­chen und schwö­ren wir, mit äußer­ster Treue und mit allen, Kle­ri­kern wie Lai­en, über alles, was in irgend­ei­ner Wei­se mit der Wahl des Pap­stes zusam­men­hängt, und über alles, was am Ort der Wahl geschieht und direkt oder indi­rekt mit der Wahl zusam­men­hängt, Still­schwei­gen zu bewah­ren; die­se Geheim­hal­tung weder wäh­rend noch nach der Wahl des neu­en Pap­stes in irgend­ei­ner Wei­se zu ver­let­zen, es sei denn mit aus­drück­li­cher Erlaub­nis des Pap­stes selbst; nie­mals irgend­ei­ne Ein­mi­schung, Oppo­si­ti­on oder irgend­ei­ne ande­re Form der Inter­ven­ti­on zu unter­stüt­zen oder zu begün­sti­gen, durch die welt­li­che Auto­ri­tä­ten, gleich wel­cher Ord­nung und wel­chen Gra­des, oder irgend­ei­ne Grup­pe von Per­so­nen oder Ein­zel­per­so­nen in die Wahl des Pap­stes ein­grei­fen wol­len.
Die ein­zel­nen Kar­di­nal­wahl­män­ner legen ent­spre­chend der Rang­ord­nung der drei Orden – Bischö­fe, Pres­by­ter, Dia­ko­ne – den Eid ab, wie­der­um in latei­ni­scher Spra­che, mit fol­gen­der For­mel: ‚Und ich, Kar­di­nal N., ver­spre­che, ver­pflich­te mich und schwö­re‘, und indem sie ihre Hand auf das Evan­ge­li­um legen, fügen sie hin­zu: ‚So wahr mir Gott hel­fe und die­ses hei­li­ge Evan­ge­li­um ich mit mei­ner Hand berühre‘.“

Text/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can­Me­dia (Screen­shot)

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